Rafael di Giorgio

Das Miami Syndikat


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die Erklärung, dass die Teilchen, also meine auf Kohlenstoff basierenden Moleküle, mich zu einer Wechselwirkung (3) mit (in diesem Fall) Isabelles Molekülen zwingen (nach den Gesetzen des Universums), würde sie mir nicht mehr abnehmen.

      «Ja, die Stimme deines… Ach, lassen wir das! Noch eine mehr auf deiner sehr langen Liste… Du wartest eigentlich immer noch auf mich! Das finde ich süss», sagt die klügste Frau, die ich je getroffen habe. Schaut ihr jetzt eure Alte ein bisschen komisch an, liebe Leser? Oder ist das nur meine Einbildung? Die Alte, die euch gerade anschreit, dass ihr den Müll wegschaffen sollt, ist wahrscheinlich nicht so tolerant. Könnt ihr euch vorstellen wie viel Leid der Menschheit erspart bleiben würde, wenn mehr von dieser Engelsgattung existieren würden? Man sollte das Wichtigste im Leben im Auge behalten! Sie ist die Einzige bei der ich bleibe, die Einzige, der ich das Frühstück ans Bett bringe, die Einzige, der ich die Harre wasche oder an Stellen rasiere, die an öffentlichen Stränden von der Sonne versteckt bleiben. Andere Frauen sind nur ein Schliff des Diamanten. (Meine liebe Leserinnen, bitte seid jetzt nicht verwirrt und böse! Falls wir uns jemals an Lektüreabenden treffen, werdet ihr froh sein, dass ich so viel über euch weiss. Und alles, was ich von euch weiss, kann man nicht in Büchern nachlesen. Man muss dabei gewesen sein! Denn niemand ruft grundlos den Namen des Schöpfers im Moment der Ekstase. Ihr versteht, was ich meine…)

      «Wie war dein erster Tag an der neuen Uni?» versuche ich die Gesprächsrichtung zu ändern.

      «Irgendwie komisch. Ich hatte das Gefühl, man kümmert sich zu viel um mich. Zu viele Fragen, Vorschläge, Lösungen. Zu nett. Zu viel. Und diese Frau, die mich herumgeführt hat, war nicht zu allen so nett. Das stört mich daran!» lässt ihre weibliche Intuition Raum für Äusserungen, die zu anderen Äusserungen führen.

      «Eine Frau hat dir die Uni gezeigt?» frage ich. An Frauen bin ich immer interessiert.

      «Ja, eine Art Asiatin mit einer Haut wie Schokolade, schwarzem Haar und Schlafzimmeraugen. Ich hatte das Gefühl wir haben etwas gemeinsam. Ich konnte es aber nicht ordnen. Mich hat zu sehr gestört, dass mir eine fremde Person so vertraut war, so nah… Das habe ich als bedrohlich empfunden.»

      «Und ihr Name war Isabelle!» sage ich überzeugt.

      «Ja, woher weisst du das?» fragt sie und ihr Blick lässt die Sonne kälter scheinen. Es ist alles ein bisschen eigenartig. Isabelle rauchte Grass mit mir, machte mit mir Amore, benutzte meinen Computer, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und danach führte sie meine Freundin durch die Uni? Allerdings nicht ganz so eigenartig, wenn das alles vorher geplant gewesen wäre und wir zusammen ein paar Nächte zu dritt verbracht hätten. Und ich denke dabei nicht an “Scrabble” oder “Mensch ärgere dich nicht” spielen. Nein, ich denke an Nächte voller Leidenschaft, voller Dynamik. Die Nationalhymne meines Landes vermittelt die unterschwellige Botschaft: einer allein ist kraftlos aber wo zwei sind, wächst die Kraft und alles klappt besser! Eine Paraphrase meiner vorherigen Idee, gewiss. Aber die Botschaft ist wichtig! Die unterschwellige. Könnt ihr euch vorstellen, was passieren würde, wenn plötzlich drei Personen das Bett teilen? Macht nicht so zufriedene Gesichter ihr Feministinnen. Ich meine immer ein Mann und zwei, drei oder eine beliebige Zahl von Frauen! Aus heutiger Sicht, eine perverse Vorstellung. Nur die heutige Sicht wurde von seelischen Sadomasochisten geprägt. In der Antike, war dieser schöne Traum Realität.

      «Oh nein, Baby, sag mir sie war es nicht! Ich werde noch viel mit ihr zu tun haben und das gefällt mir gar nicht. Wenn ich sie nicht kennen würde, wäre mir alles egal, aber so werde ich leiden. Immer wenn ich sie sehen werde, werde ich an alles erinnert was dich anmacht, alles was du geküsst, alles was du geleckt hast, alles…» Die Arme tut mir leid, denn bald wird sie die ganze Welt nicht mehr anschauen können. Die weibliche Welt. Ich muss sie unterbrechen und ihr die Liebe geben, die Frauen veranlasst, von bösen Gedanken befreit, lächelnd über den Parkplatz zu laufen. Um so mehr, da ich sowieso nackt bin. Das soll euch eine Lehre sein, ihr untreuen Männer. Egal mit wem ihr gerade die Ekstase der körperlichen Liebe geniesst, seid immer für eure Frauen da und nehmt ihnen die Sorgen ab, die sie ohne euch erst gar nicht haben würden. Alles klar? Frauen sind wie Gitarren. Man kann immer das gleiche Lied spielen, aber wenn man es richtig interpretiert, klingt es nie gleich. Versteht das nicht falsch. Mein Engel ist die Frau für mich, aber als Teenager mit Prinzipien und Idealen hatte ich mir vorgenommen etwas Gutes für die Menschheit zu tun. Und mein Beitrag dazu ist alle Frauen zu lieben. Körperlich versteht sich. Und ob ihr es glaubt oder nicht, keine von den Schönheiten hat sich jemals beschwert! Wenn man in den Zwanzigern ist und noch dazu klug, muss man Ideale und Prinzipien haben. Wenn man in den Dreissigern immer noch Prinzipien und Ideale hat, ist man dumm. Die Ironie des Lebens. Und das nennt man Fortschritt.

      Sie ist plötzlich ruhig, ihr Atem regelmässig. (Ihr müsst die Seite nicht noch einmal lesen, ihr habt nichts übersehen. Ich habe das Geschehen bewusst nicht beschrieben, um eure Neugier zu erhalten. Für die nächsten Seiten.)

      «Weisst du, was ich so fesselnd an dir finde? Nein, sag nichts, sonst machst du alles kaputt! Du hast einen tollen Charakter! Ok, du bist das letzte Schwein, das ich je getroffen habe. Aber hinter dieser Fassade versteckt sich etwas, das ich nicht einordnen kann. Du hast ein grosses Herz und ich weiss, du würdest sogar dein Leben aufs Spiel setzen, um meins zu retten. Das fühle ich!» sagt sie leise und hat damit so recht. Denn Frauen wie sie verzeihen Männern die Seitensprünge. Wenn es darauf ankommt, würden Männer wirklich mit ihrem Leben bezahlen, um ihre Frauen zu retten. Ein Kompromiss mit dem Männer leben können. Nur wer “Seitensprünge” wissenschaftlich als Begriff definiert oder in einer Weise festgelegt hat, dass Männer, wenn sie eine Freundin haben, mit keiner anderen Frauen mehr schlafen dürfen, ist ein Mysterium, das die Wissenschaft bislang noch nicht gelüftet hat. In solchen Momenten ist es angebracht ein paar Nächte im Trio mit Isabelle vorzuschlagen. Stellt euch vor, eine mit einer Haut wie Milch und eine mit einer Haut wie Schokolade. Wenn man so was erlebt hat, braucht man nicht mehr weiterleben. Man hätte alles im Leben erreicht und sollte die Umwelt nicht mehr belasten. Ich habe den Faden verloren, aber ich bin mir sicher euer Leben wird sich jetzt zum Positiven ändern.

      Die Sonne geht langsam unter und alles schimmert rot. Es ist nicht mehr so heiss aber die Klimaanlage läuft immer noch. Die Beobachtung, dass die Haut meiner Flamme sich ein bisschen zusammenzieht und ihre Titten kleiner erscheinen, führt dazu, dass ich angsterfüllt von der Idee, dass sie tatsächlich kleiner werden, zu der Lösung komme, die Klimaanlage abzuschalten.

      «Weisst du was? Lass uns nach Hause gehen, uns ein wenig entspannen und dann auf eine Party gehen. Egal zu welcher», meint sie ohne zu bemerken, dass ihre Titten wieder die gewünschte Grösse annehmen.

      «Egal zur welcher Party? Hier in Miami finden ungefähr tausend Partys statt. Und das nur in unserem Viertel. Es gibt welche, auf denen man die ganze Nacht Salsa tanzen kann. Es gibt welche, auf denen man tiefgehende Gespräche führen kann. Aber wer will schon diese oral masturbierenden Hohlköpfe treffen? Nicht wörtlich zu verstehen, mehr metaphorisch. Menschen, die mit sich selbst spielen, sind langweilig. Es sei denn, es sind Frauen und ich schaue ihnen zu. Bis ich es für nötig halte mitzuwirken und sie zu befreien. Denn Männer haben die Lösungen aller Probleme der Frauen in der Hose. Es gibt welche (Partys) wo man sich fesseln und peitschen lassen muss oder kann. Aber darauf bin ich nicht scharf. Also, nicht irgendwelche Partys!» Ich hoffte, mein kleiner, rhetorisch gestalteter Monolog macht ihr klar in welche Gefahr ich mich begeben würde, wenn “die Party” nicht genau definiert ist. Sie hatte sogar Zeit sich anzuziehen, während ich meiner Genialität freien Raum liess.

      Ich starte den Motor. Wir fahren durch die menschenleere Stadt und wenn sie nicht leer ist, dann befinden sich die Menschen in Autos, Bussen, auf Strassen etc. (Sagt mir nicht, dass das keinen Sinn macht. Ich will das nicht hören! Ihr lest mein Buch und erzählt mir was Sinn ergibt und was nicht?) Jede Meile, die wir fahren ist für mich ein Genuss. Der Motor hat 5,6 l Hubraum und 280 PS. Für Europäer kaum zu glauben, dass man 25l Benzin verbraucht. Für 100 km, nicht für eine Woche. Es sei denn man fährt 100 km die Woche. (Oh nein, ihr seid doch nicht so bescheuert, dass ich euch alles auf diese Weise erklären muss?)

      Die Strasse hat fünf Spuren. Es sind nicht viele Autos unterwegs aber ein Auto fällt mir auf. Es ist schwarz und der Fahrer sehr geduldig. Es scheint ihn nicht zu stören,