Rafael di Giorgio

Das Miami Syndikat


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denn diesen Bullshit versteht sie nicht.

      Ihr wisst hoffentlich, dass der Verstand eines Mannes in der Regel nicht höher als sein Hosenschlitz ist. Der Grund: man braucht ihn nicht ununterbrochen. Oder kennt ihr Frauen, die es mit der Intelligenz treiben wollen? Nein? Ich auch nicht! Sicher, das Qualifikationsspiel bei den Frauen basiert auf einer kognitiven Ebene, danach muss aber alles stimmen. (Vielleicht steht das im Gegensatz zu meinen früheren Aussagen, aber es sind ein paar Stunden vergangen und meine geistige Entwicklung findet statt. Ego cogito, ergo sum. “Ich denke, also bin ich!” (4) Die Grösse, die Dauer, jede ins Ohr geflüsterte Liebkosung, jeder tief in die Augen gezielte Blick, einfach alles. Es ist die Kunst zu wissen, wann man die Nippel küsst und wann man sie beisst. Es ist die Kunst sie so zu lieben, dass sie auf dem Weg nachhause, im Taxi, immer noch lächeln. Denn sie, die Frauen, sind viel komplexere Wesen als wir Männer. Wir sind aber lernfähig und geben uns Mühe, weil wir sie zufrieden lachen sehen wollen. Dann kommt der Zeitpunkt wenn der Mann die Intelligenz wieder braucht. Sie wird wieder hochgefahren, wie ein Notebook. Dessen Betriebssystem nicht Windows ist, denn das würde öfters abstürzen. Glaubt ihr nicht? Das macht nichts, ich bin euch nicht böse. Denkt nur daran, wie viel Blut dem Gehirn fehlt, wenn wir selbstlos, sie, die Frauen glücklich machen.

      Wir haben noch viele Seiten vor uns! Ihr werdet euch entschuldigen müssen, nachdem ihr das ganze Buch gelesen habt. Denn ihr werdet nicht nur eine andere Weltanschauung haben, ihr werdet andere Menschen sein. Auf jeden Fall nicht bessere…

      Das Syndikat III

      «Sie ist mir zu wertvoll. Ich will nicht auf sie verzichten. Ich brauche sie! Ich will sie! Wir gehen nach unserer Liste vor und all diese Menschen werden Teil unserer Vision sein. Mit ihrer Intelligenz, mit ihrer Gabe, die sie zu einem bestimmten Zweck bekommen haben!» sagte der Böseste von allen, mit einer Stimme, auf die sogar der Pate neidisch wäre. Und vergass prompt, dass er in seinem Monolog zu Menschen sprach, die die Botschaft nicht verstanden. Denn er sagte nichts von “Schlagt sie tot!” oder “Bringt sie alle um!” Und etwas anderes verstanden sie nicht, diese muskulösen Ballerinas, die ihre Tränen und zarte Seelen hinter einer unvorstellbaren Aggression versteckten.

      «Ich will sie! Wenn sie dabei ist, sind die Russen auch dabei! Sie müssen alle dabei sein! Sie ist dafür bestimmt.» Der zum Horizont gerichtete Blick verstärkte diese fast sehnsuchtsvolle Aussage. (Den Horizont muss man sich vorstellen, denn er befand sich immer noch in seinem Büro.)

      «Wir brauchen einen guten Plan! Wieso fragen wir sie nicht einfach, ob sie mitmachen will? Wieso müssen wir sie alle erst kompromittieren, um sie danach zu erpressen?» versuchte eines der Monster von seiner Stimme Gebrauch zu machen und merkte nicht, dass er gerade einen genial Einfall gehabt hatte.

      «Der Mann muss verschwinden. Nur ich weiss nicht, was er macht, was er will, was er verfolgt. Und wenn er mit anderen Organisationen gegen uns spielt, dann haben wir ein Problem. Dann sind wir entdeckt worden! Für solche Fälle bin ich nicht vorbereitet und ich will und kann keine Zeit damit vergeuden. Ich muss wissen, wer meine Gegner sind. Wir haben einen langen Weg vor uns.»

      Obwohl er bis jetzt sehr sicher gewirkt hatte, verriet seine Stimme nun Sorgen. Und den genialen Einfall des Monsters überhörte er. Wenn er anfangen würde die Gedanken dieser Idioten erst zu nehmen, sich die Zeit zu nehmen zuzuhören, würde er Selbstmord begehen, dachte er. Sofort. Denn es war ein Alptraum für ihn sich mit diesen Idioten zusammenzuschliessen. Nur wer sollte die dreckige Arbeit machen, wenn alle Visionäre wären? Er musste sich zurückziehen, um wieder mal in Ruhe nachdenken zu können. An einem Ort wo niemand ihn störte. Niemand ihn ansprach. Niemand ihn zurück auf den harten Boden der Tatsachen holte. Die Zeit war eigentlich sein grösster Feind. Die Zeit, die ihm davonlief.

      Er, der Big Boss, stellte die Verbindung her, zwischen dem Visionär, dem klügsten Mann, denn er je getroffen hatte und der ihn faszinierte, und der Realität, die er zu ändern versuchte. Mit Hilfe von diesen Kreaturen, die es nicht verdienten Menschen genannt zu werden. Und das war falsch, denn sein Mentor setzte, in seiner Vision, ganz klare Linien über Respekt in der Gesellschaft. Kompromisslos. Sie waren keine Idioten, sie waren nur zur falschen Zeit an der falschen Stelle. Eine perfekt organisierte Gesellschaft findet für jeden eine Aufgabe, die ihn erfüllt. Ziemlich utopisch, aber er folgte dieser Vision. Und versuchte jeden Tag aufs Neue, sich daran zu orientieren und zu halten.

      Die Party

      In einer Ecke sehe ich Joe mit einer Flasche in der Hand und ich kann euch versichern, dass das keine Mineralwasserflasche ist. Seine Joena, auf der Terrasse kämpft (Habt ihr das Gefühl, dass die Reihenfolge der Satzkomponenten nicht stimmt? Poetisch ist es allemal.) mit einem Joint, der so gross wie der Eiffelturm ist. Ihr Blick wirkt ein bisschen glasig und ich entdecke die Wildheit in ihren Augen, die gerade gesetzte legale Grenzen überschreitet. Joe wird heute zu kämpfen haben, die Naturgewalt zu beruhigen und wir werden Kopfhörer brauchen, um das ganze nicht mitzubekommen.

      Es ist vier Uhr morgens und ich trommele unsere Versammlung zusammen. Die Stimmung ist noch explosiv aber euch ist bekannt, was ich heute alles durchgemacht habe… Ich bin ausgepowert. Wir gehen durch den Vorgarten zum Parkplatz und ich frage mich wieso man Lichter auf die Bäume richtet. Es ist Nacht und es soll dunkel sein. Ich und meine Geliebte gehen ohne etwas zu sagen, Hand in Hand und nähern uns dem Van. Wir finden ihn zugeparkt aber mit einem kräftigen Gasgeben, schiebe ich die nächsten Autos weg und mache Platz, um aus der Lücke herauszufahren. Wenn sich ein bisschen Blech dabei anders verformt als vom Besitzer erwünscht ist, kein Problem. Ich habe ja harte Stossstangen. So what? (Ihr merkt, es ist supercool, wenn man Sprachen vermischt und coole Sprüche einflechtet! Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob diese Sprüche noch cool sein werden wenn das Buch publiziert ist.)

      Wir fahren durch die Nacht und die Nacht in Miami ist sehr farbig. Gebäude, Brücken, Strassen sind derart beleuchtet, dass ich mir sehr viel Mühe gebe eine Farbe zu finden, die die Amis in einem 18 Pixel Farbschema vergessen haben. Die die Strasse in die Unendlichkeit begleitenden Palmen bewegen sich im Takt des Windes, der die von den Salsa Rhythmen Zuflucht suchenden Menschen auf den Strassen etwas abkühlt. Geblendet von so viel Schönheit (Farbschönheit) verpassen wir alle Ausfahrten oder Einfahrten, die wir hätten nehmen müssen, um die kleinste Chance zu haben heute Nacht noch nach Hause zu kommen. Und es ist spät! Zu spät in der Nacht, zu spät den richtigen Weg zu finden, aber nicht zu spät, um zu merken, dass ein Auto parallel zu uns fährt, der Beifahrer die Scheibe elektrisch runterkurbelt, ein Maschinengewehr so gross wie die Freiheitsstatue aus dem Fenster schwenkt und die Absicht hat uns ein Lied über den Jordan und Garten Edens zu spielen. Denn ich nehme an, wenn ich tot bin, lande ich im Paradis. Nur, wie in Amerika üblich, braucht man nicht zu blinken, die Ampel darf bei rot überquert werden (wie auch in Italien üblich) und schon befinden wir uns in einer Seitenstrasse, die genau so sicher ist wie das Schlachtfeld zweier konkurrierenden Banden.

      Die PS-Zahl des Vans macht sich bemerkbar, nachdem ich etwas mehr als sonst auf die Tube drücke. Mehr als wenn mich eine Schönheit während der Fahrt verwöhnt... Aber lassen wir das. Schliesslich werden wir ja mit Waffen verfolgt und sollten uns darauf konzentrieren! Also beschleunige ich noch mehr. Mir sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen egal. Ich beschleunige weiter soviel der Motor hergibt (und ich versichere euch, er gibt einiges!) und schon bin ich ausserhalb der Gefahrenzone. Stolz erwarte ich Beifall von meinen Passagieren aber es herrscht Stille. Na ja, sie haben Angst und sind geschockt. Klar! Ich werfe meinen heroischen Blick nach hinten. Meine grosse Liebe schläft und meine Freunde sind intensiv miteinander beschäftigt. Ich werde meine Blumen später bekommen. Vielleicht habe ich unsere Leben gerettet und sie haben keine Ahnung davon.

      «Ihr glaubt nicht was passiert ist!» sage ich voller Hoffnung auf Anerkennung.

      «Oh doch!» sagt das Pärchen.

      «Deine Beschleunigungen und die Art wie du die Kurven schneidest hat uns Höhepunkte der Lust verschafft, die wir in dieser Form noch nicht erlebt haben», beschreibt Joe sein Erlebnis blumig, wie eine Frau es tun würde.

      «Aber die Waffe…» versuche ich.

      «Oh