desselben empirisch und heteronomisch, durch das Prinzip der Selbstliebe oder eigenen Glückseligkeit gegeben.
Autopsie (gr. autopsia) heißt Selbstbeobachtung, eigenes Sehen und Wahrnehmen im Gegensatz zu den Berichten anderer.
Autoritätsglaube ist das blinde Vertrauen auf Autoritäten, d. h. auf angesehene Männer oder Bücher. Dieser Glaube ist, abgesehen von historischen Tatsachen, die man auf Grund von Zeugnissen annehmen muß, eine Unselbständigkeit der menschlichen Vernunft. Auch bei den Geschichtsquellen haben wir erst zu prüfen, ob ihre Verfasser die Wahrheit sagen wollten und konnten. Doch hat der Autoritätsglaube auch seine Berechtigung, teils für die, welche selbst zu urteilen unfähig sind, d. h. die Unmündigen (Kinder und Ungebildete), teils für den Forscher auf den Gebieten, wo er selbst keine eigenen Untersuchungen anstellen kann.
Autós épha (gr. autos epha, lat. ipse dixit): »Er selbst hat es gesagt.« Mit dieser Formel beriefen sich die Pythagoreer auf die Lehren ihres Meisters. Der Ausdruck zeichnet treffend den blinden Autoritätsglauben, das iurare in verba magistri (s. Cic. de nat. deor. I, 5, 10).
Autoskopie (aus d. Gr. geb.) ist s. a. Autopsie.
Autosuggestion (aus d. Gr. u. Lat. geb.) heißt die Selbsterzeugung der Suggestion (s. d.).
Autotelie (gr. autoteleia) heißt die Selbständigkeit, Unabhängigkeit.
Autotheismus (aus d. Gr. geb.) heißt die Selbstvergötterung des Menschen. Dem Hegelschen System ist sie nicht mit Unrecht vorgeworfen.
Averroismus. Im Zeitalter der Erneuerung der alten Philosophie teilten sich die Anhänger des Aristoteles in zwei Richtungen; die einen schlossen sich an den griechischen Erklärer des Aristoteles, Alexander von Aphrodisias (200 n. Chr.), der denselben naturalistisch ausgelegt, die anderen an den arabischen Erklärer Averroës (1162-1198) an, der Aristoteles pantheistisch aufgefaßt hatte. Die Alexandristen erklärten die Seele für sterblich, die Averroisten dagegen behaupteten, der allen Menschen gemeinsame vernünftige Anteil der Seele sei unsterblich. Der bedeutendste Alexandrist war Pietro Pomponazzi (1462-1530); die bedeutendsten Averroisten waren dagegen Achillini († 1519) und Nifo (1473-1546) in Padua. Vgl. Aristotelismus.
Axiopistie (gr. axiopistia) heißt Glaubwürdigkeit, vgl. Authentie.
Axiom (gr. axiôma), eigentlich Forderung, Grundsatz, heißt im weiteren Sinne ein unmittelbar einleuchtender Satz, der eines Beweises weder bedürftig noch fähig ist, der aber als Grundlage des Beweises für andere Sätze dient. So bestimmt den Begriff des Axioms Aristoteles (384-320) Analyt. post. I, 2 p 72a 14 ff. : amesou d' archês syllogistikês – legô, hên mê esti deixai' – hên d' anankê echein ton hotioun mathêsomenon, axiôma. Solche Axiome oder Prinzipien (s. d.) sind die Basis jeder Wissenschaft. Logische Axiome z. B. sind der Satz der Identität, des Widerspruchs, und des ausgeschlossenen Dritten; sie sind für jeden Menschen, der überhaupt zu denken vermag, unbedingt gültig. – Im engeren Sinne sind dagegen die Axiome im Gegensatz zu Prinzipien Sätze, die auf unmittelbarer Anschauung beruhen, während Prinzipien Denknotwendigkeit in sich einschließen. Die Mathematik und Physik beruhen auf solchen Axiomen. Nach Kant, der, wie es besser ist, den Begriff in dieser Beschränkung nimmt, sind die Axiome synthetische Sätze a priori von unmittelbarer, d. h. anschaulicher Gewißheit. Sie fassen sich in dem Satze zusammen: »Alle Erscheinungen sind ihrer Anschauung nach extensive Größen«; auf sie gründen sich die Sätze der Geometrie (Kr. d. r. V. S. 162 f.).
B.
Bamalip heißt der erste Modus der vierten Schlußfigur, welcher nur partikulär bejahende Schlüsse ergibt. Er hat die Form PaM, MaS, SiP; z. B. alle Hyperbeln sind Kegelschnitte, alle Kegelschnitte sind Kurven zweiten Grades, folglich sind einige Kurven zweiten Grades Hyperbeln. Vgl. Schlußfiguren, Schlußmodi.
Barbara bezeichnet in der Logik den ersten Modus der ersten Schlußfigur, in welchem alle 3 Sätze bejahend sind. Er hat die Form: MaP, SaM, SaP; z. B. alle Kegelschnitte sind Kurven zweiten Grades – alle Kreise sind Kegelschnitte; folglich sind alle Kreise Kurven zweiten Grades. Vgl. Schlußfiguren, Schlußmodi.
Barmherzigkeit ist das menschliche Mitgefühl, sofern es uns zur Linderung der Leiden eines fühlenden Wesens (Menschen oder Tieres) antreibt.
barock (fr. baroque) heißt eigtl. schiefrund, dann s. a. unregelmäßig, seltsam, wunderlich. Das Barocke besteht als Kunststil in dem Widerspruch zwischen Zweck und Mittel, zwischen den Teilen und dem Ganzen, und ist geeignet, eine komische Wirkung zu erzielen. Der Barockstil kam im 16. Jahrh. durch Bernini in der Baukunst auf und wird durch das Hineintragen des Schwülstigen in die Renaissance charakterisiert.
Baroco, der zweite Modus der zweiten Schlußfigur, hat einen allgemein bejahenden Ober- und einen besonders verneinenden Unter- und Schlußsatz. Er hat die Form: PaM, SoM, SoP. Beispiel: Alles Gold hat Wert – einiges, was glänzt, hat keinen Wert; folglich ist einiges, was glänzt, nicht Gold. Vgl. Schlußfiguren, Schlußmodi.
Barythymie (gr. barythymia) heißt Schwermut.
Bedeutungswandel ist die allmähliche Veränderung der mit einem Lautbilde verbundenen Vorstellungen in einer Sprache. Der Bedeutungswandel ist eine der wichtigsten Erscheinungen im Leben der Sprache. Seine Möglichkeit liegt darin, daß ein Wort bei seiner Anwendung eine von der gewöhnlichen Bedeutung abweichende Bedeutung gewinnen kann, d. h. im Gegensatz der occasionellen Bedeutung zur usuellen. Die occasionelle Bedeutung ist gewöhnlich an Inhalt reicher und an Umfang enger als die usuelle. Der Zusatz des Artikels zu einem Substantiv, die gemeinsame Anschauung des Sprechenden und Hörenden, die Gemeinsamkeit ihrer Lebensbeziehungen, die Beziehung auf Vergangenes, der Zusammenhang der Rede usw. machen die Einengung der Bedeutung eines Wortes im occasionellen Gebrauch möglich. Andrerseits können in der occasionellen Bedeutung eines Wortes aber auch gewisse Teile der usuellen Bedeutung ausgeschlossen sein und so eine Erweiterung eintreten, oder die occasionelle Bedeutung kann etwas, was mit dem usuellen Bedeutungsinhalt räumlich oder kausal verknüpft ist, mitverstehn. In allen occasionellen Bedeutungen liegt nun die Wurzel des Bedeutungswandels. Bei Wiederholung wird das Occasionelle allgemein, und bei der Überliefung von einer Menschengeneration auf die andere erleidet es weitere Umbildung, z. B. durch die Generalisierungen des Kindes. Der Bedeutungswandel schafft im Gegensatz zum Lautwandel, der an die Stelle einer Form die andere setzt, die mehrfache Bedeutung ein und desselben Wortes. (Siehe H. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte, Kap. IV.) Vgl. Sprache.
Bedingung (conditio) heißt dasjenige, wovon ein anderes (das Bedingte) abhängig (s. d.) ist. Die Abhängigkeit kann entweder innerhalb des Gedachten oder innerhalb des Wirklichen bestehen. In ersterem Falle redet man von einer logischen, in letzterem von einer realen Bedingung. Für beide Fälle gilt das Gesetz: Ist die Bedingung gesetzt, so ist auch das Bedingte gesetzt, und ist die Bedingung aufgehoben, so fällt auch das Bedingte fort. (Posita conditione ponitur conditionatum, et sublata conditione tollitur conditionatum.) Aus dem Begriff der Bedingung erwachsen die hypothetischen Urteile und Schlüsse. Die logische Bedingung heißt der Grund (ratio), das Bedingte die Folge (consequens); die reale Bedingung heißt Ursache (causa), das Bedingte heißt Wirkung (effectus). Eine logische Bedingung ist eine solche, vermöge welcher ein Gedanke wahr oder unwahr ist; eine reale Bedingung dagegen ist die notwendige Voraussetzung (conditio sine qua non), daß ein anderes ist. Da alles nur insofern bedingend ist, als es etwas bedingt, und ein Bedingtes nur da vorhanden ist, wo ein Bedingendes da ist, so sind Bedingtes (conditionatum) und Bedingung (conditio) Wechselbegriffe