(T. lat. cavillari = verspotten) heißt Trugschluß.
Celarent heißt der zweite Modus der ersten Schlußfigur, in dem der Obersatz allgemein verneint, der Untersatz allgemein bejaht und der Schlußsatz wieder allgemein verneint. Er hat die Form: MeP, SaM, SeP; z.B. Kein Körper ist ohne Gewicht; alle Gasarten sind Körper; folglich ist keine Gasart ohne Gewicht.
Cesare ist der dritte Modus der zweiten Schlußfigur mit allgemein verneinendem Ober- und Schlußsatz und allgemein bejahendem Untersatz. Er hat die Form: PeM, SaM, SeP; z.B. die Affekte beruhen nicht auf Vorsatz; die Tugenden beruhen auf Vorsatz; also sind die Tugenden nicht Affekte. (Arist. Eth. Nicom. II 4 p. 1106 a 2 orgizometha men kai phoboumetha aprohairetôs, hai de aretai prohaireseis tines, [pathê oun ouk eisin hai aretai]).
cessante causa cessat effectus (lat.), wenn die Ursache aufhört, hört die Wirkung auf, ist ein falscher mittelalterlicher Satz, der durch die richtige Fassung des Trägheitsgesetzes und des Begriffes der Bewegung umgestoßen ist.
Chaos (gr. chaos v. chainô gähne) bezeichnete bei den griechischen Dichterphilosophen den Urzustand der Welt, den man sich als rohe, ungestaltete, verworrene, ungeordnete Masse vorstellte (Ovid Met. I, 7: rudis indigestaque moles). Man dachte sich, daß das Chaos erst später durch ein höheres Prinzip: Streit, Liebe, Verstand, Gott u. dgl. geordnet und gestaltet worden sei. Den Gegensatz zum Chaos bildete der Kosmos (gr. kosmos), die gesetzlich geordnete Welt.
Charakter (gr. charaktêr v. charassô prägen = Gepräge) heißt in anthropologischer Hinsicht die bleibende Willensart des Menschen. Im weiteren Sinne hat jeder Mensch einen Charakter, auch der Charakterlose, dessen Eigentümlichkeit es ist, unbeständig zu sein. Im engeren Sinne heißt Charakter soviel als Willensstärke. Charakter im engeren Sinne ist also das Wesen des Menschen, wie es sich auf Grund angeborener Individualität durch Gewöhnung und selbsterworbene Fertigkeit zu vernünftiger, zusammenhängender und fester Selbstbetätigung entwickelt. Der feste Charakter zeigt sich in der Entschiedenheit und Konsequenz des Handelns nach Grundsätzen. Diese Konsequenz kann Entschiedenheit im Guten oder Bösen sein. Einen guten Charakter besitzt nur der Mensch, der seinen Willen durch sittliche Grundsätze leiten läßt. Nur er bleibt von Zerrissenheit des Gemüts, Zerfahrenheit des Begehrens und Unschlüssigkeit im Handeln verschont. Bei ihm vereinen sich Einsicht und Wille zur wahren sittlichen Freiheit. »Charakter im Großen und Kleinen ist, daß der Mensch demjenigen eine stete Folge gibt, dessen er sich fähig fühlt«, sagt Goethe (Spr. in Pr. 587). Kant (1724-1804) lehrt: »Von einem Menschen schlechthin sagen zu können: ›er hat einen Charakter‹ heißt sehr viel von ihm nicht allein gesagt, sondern auch gerühmt; denn das ist eine Seltenheit, die Hochachtung gegen ihn und Bewunderung erregt. Wenn man unter dieser Benennung überhaupt das versteht, wessen man sich zu ihm sicher zu versehen hat, es mag Gutes oder Schlimmes sein, so pflegt man dazu zu setzen: er hat diesen oder jenen Charakter, und dann bezeichnet der Ausdruck die Sinnesart. – Einen Charakter aber schlechthin zu haben, bedeutet diejenige Eigenschaft des Willens, nach welcher du Subjekt sich selbst an bestimmte praktische Prinzipien bindet, die es sich durch seine eigene Vernunft unabänderlich vorgeschrieben hat. Ob nun zwar diese Grundsätze auch bisweilen falsch und fehlerhaft sein dürften, so hat doch das Formelle des Wollens überhaupt, nach festen Grundsätzen zu handeln (nicht wie ein Mückenschwarm bald hierher, bald dahin abzuspringen), etwas Schätzbares und Bewunderungswürdiges in sich, wie es dann noch etwas Seltenes ist. – Alle anderen guten und nutzbaren Eigenschaften (des Menschen) haben einen Preis – das Talenteinen Marktpreis – das Temperament einen Affektionspreis – aber der Charakter hat einen inneren Wert und ist über allen Preis erhaben.« (Kant, Anthropologie S. 264f.) – Die allgemeine Verwendung des Wortes Charakter in seiner jetzigen Bedeutung datiert von La Bruyere's Schrift: Les caracteres de Theophraste et les moeurs de ce siecle 1688 her. Vgl. Smiles, der Charakter. Leipz. 1878. Th. Ribot, die Persönlichkeit, a. d. Frzös. v. E. Papst. Berlin 1894.
Charakteristica universalis (sc. ars) heißt allgemeines Zeichensystem. Leibniz (1646-1716) strebte danach, die philosophische Methode, um sie demonstrativ zu machen, in einen allgemeinen philosophischen Kalkül umzuwandeln, und so ein unbedingt gültiges Begriffssystem mit einer wissenschaftlichen Universalsprache zu schaffen, die in einem leicht verständlichen, den Begriffsinhalt sicher bezeichnenden Zeichensystem bestände. Diese Universalsprache ist also ihrem Wesen nach eine Mathesis, ihrer Außenseite nach eine Charakteristica universalis. In neuerer Zeit sind diese Bestrebungen von G. Frege wieder aufgenommen. (Siehe G. Frege, Begriffsschrift 1879. Grundgesetze der Arithmetik 1893). Auch von England, Amerika und Italien sind ähnliche Versuche ausgegangen (Boole, Jevons, Mc-Coll, Peirce, Peano usw.). Immerhin ist der Kreis der Gedanken, die durch eine solche Universalsprache ausgedrückt werden können, ein beschränkter, und nur Spezialwissenschaften, wie die Mathematik und Chemie, bedienen sich bisher mit Erfolg eines solchen Hilfsmittels. Vgl. Algorithmus.
charakterologisch heißt den Charakter betreffend. Charakterologie ist die Lehre vom Wesen und von dem Entwicklungsgang des Charakters.
Chemie ist die Lehre von den Eigenschaften und Veränderungen des Stoffes der Körper. Sie ist als exakte Wissenschaft jung und hat ihre Methode erst gegen Ende des 18. Jahrhunderte geschaffen. Ihre Vorläuferin ist die Alchymie.
chronometrische Hilfsmittel (Chronoskop, Chronograph) sind elektrische Registrierapparate, welche bis auf 1/1000 Sekunde sicher sowohl den Augenblick eines Sinneseindrucks wie den der dadurch hervorgerufenen Reaktionsbewegung des Beobachters angeben. Vgl. Wundt, Grundz. d. phys. Psych. II, S. 274 ff.
circulus vitiosus heißt der logische Fehler, der beim Beweisen (circulus in probando) unterläuft, wenn das zu Beweisende wieder als Beweisgrund gebraucht wird, also wenn A durch B, B durch C, C durch D etc., aber D wieder durch A bewiesen wird, wenn z.B. der Beweis für Gottes Dasein aus der Bibel, der Glaubwürdigkeit der Bibel aber daraus, daß sie Gottes Wort enthält, abgeleitet wird.
Civilisation ist derjenige Zustand in der Entwicklung der einzelnen Völker und der Menschheit, in welchem sie die Barbarei überwunden haben, zu geordneten gesellschaftlichen Verhältnissen aufgestiegen sind und geschichtliche Bedeutung gewinnen. Die Civilisation geht der vollen Kulturentwicklung eines Volkes voran und bildet die erste Stufe der Kultur.
clare et distincte (lat.) heißt klar und deutlich. Klarheit (d.h. Unterscheidung des Gegenstandes von allen anderen) und Deutlichkeit (d.h. Gegenwart, Bewußtheit und Verständlichkeit für den aufmerksamen Geist) sind nach Cartesius die Kennzeichen der Wahrheit.
Classification (franz. classification) oder Classifizierung heißt die übersichtliche Darstellung des gesamten Begriffsinhaltes eines Wissensgebietes mit Hilfe einer fortgesetzten Division (d.h. der Einteilung des Umfanges der Begriffe), welche von dem höchsten Begriffe bis zu den niedrigsten stetig fortschreitet. Ihr Ergebnis ist das System (s. d.). Die einzelnen Gliederungsstufen werden mit den Namen Reich, Kreis, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung, Art, Unterart usw. bezeichnet. Zur Klassifikation gehört an jeder Stelle des Systems 1. der allgemeine Begriff, welcher eingeteilt werden soll, 2. der Einteilungsgrund (principium divisionis), 3. die Einteilungsglieder (membra divisionis). Ist der Einteilungsgrund willkürlich, so heißt das System künstlich (vgl. System); liegt er in der Natur der Sache, so heißt es natürlich. Die Klassifikation gestattet eine doppelte Ordnung des Systems. Analytisch ist sie, wenn sie vom Einzelnen zum Allgemeinen emporsteigt; synthetisch, wenn sie vom Allgemeinen zum Besondern herabsteigt. Die bekanntesten durch Klassifikation gewonnenen Systeme sind das natürliche Pflanzen- und Tiersystem. In jeder einzelnen Sprache liegt aber schon, durch die Worte vorbereitet, ein Keim zu einer Klassifikation sämtlicher Begriffe. Vgl. System.
Coefficient (franz. coefficient, nlt. coefficiens), mitwirkender Faktor, heißt der bestimmte oder konstante Faktor in einem Produkt, das