Vgl. Traducianismus.
Concursus dei heißt die Mitwirkung Gottes bei der Verbindung der Vorgänge in der Seele und dem Leibe des Menschen. Eine solche Mitwirkung nahmen die Occasionalisten Clauberg, Louis de la Forge, Cordemoy, Geulincx (1625 bis 1669) und Malebranche (1638-1716) an, da sie jeden direkten Einfluß der Seele und des Leibes aufeinander leugneten. Bei Gelegenheit des leiblichen Vorganges rufte Gott in der Seele die Vorstellung hervor, bei Gelegenheit des Wollens bewegte Gott den Leib.
Conditio sine qua non (lat.) heißt die unerläßliche Bedingung. – Posita conditione ponitur conditionatum. (Wenn die Bedingung gesetzt ist, so wird auch das Bedingte gesetzt) heißt s. a. die Ursache bedingt die Folge.
conjunktive Urteile sind solche, in denen ein und demselben Subjekt mehrere Prädikate beigelegt sind, z.B. Die Kunst ist erheiternd, bildend und erziehend. Die allgemeine Form des konjunktiven Urteils ist: A ist B und C und D. usw. Vgl. copulativ.
Connex (lat. connexus) heißt Zusammenhang, Verbindung.
consecutiv (lat.) heißen die Merkmale eines Begriffs, welche aus anderen folgen. Im gleichseitigen Dreieck z.B. sind alle drei Winkel gleich; also ist die Gleichwinkligkeit ein konsekutives Merkmal des Merkmals Gleichseitigkeit beim Dreiecke.
Consectarium (lat. consectarium) heißt Schlußsatz (s. d.), aber auch Folgesatz, Zusatz, Corollarium oder Porisma.
Consensus gentium (lat.), die übereinstimmende Ansicht der Völker, heißt der Beweisgrund, dessen sich einer der Beweise für das Dasein Gottes schon in der alten Philosophie (Cicero) und dann oft später, doch nur mit beschränktem Recht, bedient hat. Er schließt auf das Dasein Gottes aus der Allgemeinheit des Gottesglaubens. Es ist nun zwar wahr, daß völlige Religionslosigkeit nur sehr selten selbst bei unzivilisierten Völkern vorkommt, aber die Gottesvorstellungen sind bei den verschiedenen Völkern so verschieden, daß sich aus dem allen Gemeinsamen keine brauchbare Gottesvorstellung ableiten läßt.
Consequenz (lat. consequentia v. consequi = folgen) heißt die Folgerichtigkeit des Denkens oder Handeins. Jene, die logische oder theoretische, verknüpft die Gedanken den Denkgesetzen gemäß; diese, die moralische oder praktische, bringt die einzelnen Handlungen mit den einmal angenommenen Grundsätzen in Übereinstimmung. Logische Konsequenz in einem System ist da vorhanden, wo sich alle Sätze des Systems als Folgerungen aus einem. Prinzip ergeben. Sie begründet nur die Widerspruchslosigkeit, nicht die sachliche Richtigkeit des Systems. Es ist daher notwendig, nicht nur die Konsequenz eines Systems, sondern auch das Prinzip, von dem ein Philosoph ausgeht, zu prüfen, um über sein System urteilen zu können. Praktische Konsequenz bringt Ordnung und System in das Leben der einzelnen Menschen und trägt zur sicheren Lebensführung bei.
Constabilierte Harmonie nannte der Theosoph Em. v. Swedenborg (1688-1772) die Ordnung des mechanisch-organischen Weltsystems, das er in seiner Schrift »Oeconomia regni animalis« 1740 darstellte. Vgl. Prästabilierte Harmonie.
Constante (lat. die Unveränderliche, C.) heißt in allen mathematischen und philosophischen Formeln im Gegensatz zur Variabeln (Veränderlichen) diejenige Zahl, die sich nicht verändert.
Constitution (lat. constitutio) heißt die körperlich-seelische Beschaffenheit des Menschen. Sie wird sowohl durch die Größe und Stärke und Lebensfähigkeit der einzelnen Organe, als auch durch das Geschlecht und das Temperament (a. d.) von innen heraus, sowie durch die geographischen und klimatischen Verhältnisse, unter denen der Mensch lebt, von außen her bestimmt.
constitutiv (lat. constitutivus v. constituere = bestimmen) nennt man die wesentlichen Merkmale eines Begriffs; konstitutive Sätze ferner heißen die grundlegenden, objektiv gültigen Sätze einer Wissenschaft, während regulativ diejenigen Sätze genannt werden, welche nur die subjektive Richtschnur zur zweckmäßigen Behandlung eines Erkenntnisobjekts angeben. So ist 2. B. nach Kants (1724-1804) Auffassung die Naturzweckmäßigkeit ein regulatives, aber kein konstitutives Prinzip der Forschung, und so ist nach ihm der Gebrauch aller Ideen innerhalb der theoretischen Philosophie nur regulativ, nicht konstitutiv; dagegen ist der Satz: »Alles, was geschieht, setzt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt« ein konstitutives Prinzip der Naturforschung.
Construction (lat. constructio v. construere zusammenstellen), Zusammenfügung, Aufbau, ist nach Kant (1724-1804) die Darstellung eines Begriffs in der Anschauung. Kant teilt dementsprechend alle Vernunfterkenntnis in die aus diskursiven Begriffen – Philosophie – und die aus der Konstruktion der Begriffe in der reinen Anschauung – Mathematik. (Kr. d. r. V., S. 832-851). Die Durchführung dieses Gedankens ist Kant für die Geometrie leicht gelungen. Er benutzt dazu den Satz von der Summe der Dreieckswinkel; für die Arithmetik hat Kant dagegen den Begriff der Konstruktion in den verfehlten Begriff einer symbolischen Konstruktion umbiegen müssen (Kr. d. r. V., S. 717), so daß sich seine Definition der Mathematik als unhaltbar erweist. (Vgl. C. Michaelis, über Kants Zahlbegriff, Berlin 1884.) – Schelling (1775-1864) verstand unter Konstruktion die Entwicklung der Begriffe und Urteile zu einem System und nannte seine Methode philosophische Konstruktion, wobei er nicht, wie man ihm wohl vorwarf, das Gegebene, die Natur, entstehn lassen, sondern das Besondere als Erscheinung im allgemeinen, das Reale im Idealen nachweisen und ableiten wollte. Allerdings gingen seine Schüler so weit, nach einem willkürlichen Schema das aus der Erfahrung Gewonnene zu ordnen. Bei ihnen spricht man daher mit Recht von einem Konstruieren der Geschichte und Natur, d.h. einer gewaltsamen Ableitung des Faktischen aus Begriffen. Hegel (1770-1831) setzte an die Stelle der Konstruktion die immanente Selbstbewegung des Gedankens, durch welche sich der Begriff betätigen soll.
Contemplation (lat. contemplatio Betrachtung), Beschaulichkeit, ist derjenige Zustand der Betrachtung, bei dem sich der Geist von allen äußeren Eindrücken freizumachen versucht, um sich in sein Inneres, seine eigenen Ideen oder in Gott zu versenken. Vgl. Mystik.
Contiguität (lat. contiguitas = die Angrenzung) heißt die Berührung in Raum und Zeit. – Auf der Berührung in Raum und Zeit beruht das eine der Assoziationsgesetze, das z.B. Alexander Bain (1818-1903) im Anschluß an Hume (the mention of one appartment in a building naturally introduces an inquiry or discourse concerning the others [Contiguity] Inquir. Sect. III), Hartley, James Mill usw. so ausdrückt: »Handlungen, Wahrnehmungen, Gefühlsregungen, die gleichzeitig entstehen oder sich unmittelbar folgen, haben das Bestreben, sich zusammen zu reproduzieren und so aneinander zu haften, daß, wenn hinterdrein die eine ins Bewußtsein tritt, auch die andere mit vorgestellt wird.«
Contingent (lat. v. contingere = berühren), benachbart heißen solche Artbegriffe einer Gattung, die in einer Reihe von Gegensätzen einander nahestehen, wie gelb und weiß (vgl. Beiordnung).
Contingenz (franz. Contingence von lat. contingere = sich ereignen) heißt Zufälligkeit, vgl. Zufall. Der kosmologische Beweis für das Dasein Gottes wird e contingentia mundi (aus der Zufälligkeit der Welt) folgendermaßen geführt: Die Welt im Einzelnen und als Ganzes ist nicht notwendig; nun aber muß man für sie als Ursache etwas Notwendiges annehmen, welches allbedingend, unbedingt und ein erstes ist; also verbürgt die zufällige Welt die Existenz eines absolut notwendigen, positiven und kausalen Wesens. Aristoteles (384-322) und im Anschluß an ihn Leibniz (1646-1716) und Wolf (1679 bis 1754) fordern in dieser Gedankenrichtung einen ersten Beweger, Cicero (43 v. Chr.), Diodor v. Tarsus (†394) und Augustin (†430) eine zeitlich erste allbedingende Ursache. Selbst Kant (1724-1804) hat trotz seiner kritischen Einwendungen dem kosmologischen Argument einen gewissen Wert beigelegt. Die Schulform lautet: Alles Existierende muß eine Ursache haben, die entweder ein durch sich selbst notwendiges Wesen oder wieder verursacht ist, bis zuletzt auf eine nicht zufällige, sondern notwendige