(franz. coexistence) heißt das Zusammenbestehen, das Zugleichsein. Die Coexistenz ist eine der Eigenschaften, die allem Räumlichen beiwohnt.
Colibat (lat. caelibatus) heißt die Ehelosigkeit. Sie kann entweder eine freiwillige oder eine erzwungene sein. Der Zwang kann im letzteren Falle ein politisch-sozialer, oder ein religiöser oder ein physischer sein. Namentlich aus religiösen Gründen ist meist im Orient und dann in der katholischen Kirche (seit 1074), nachdem schon lange die Virginität als besonders heilig galt, die Ehe verworfen worden. Auch Philosophen haben oft die Ehe verschmäht, so die Epikureer, Spinoza, Leibniz, Kant und Schopenhauer. Aber abgesehen von den Fällen der physischen oder ökonomischen Unfähigkeit zu heiraten, ist kein Mensch lediglich aus sittlichen Gründen verpflichtet, ehelos zu bleiben. Die Ehe ist vielmehr die moralische Vervollkommnung, die der menschliche Geschlechtsverkehr angenommen hat und der Normalzustand der Erwachsenen. Natur und Sitte legen aber bis jetzt bei Eingehung der Ehe dem Manne die Pflicht des Werbens, der Frau die passivere Haltung auf, so daß für die Frau die Ehelosigkeit schon die Zwangslage des Lebens ist, falls sie nicht geworben wird. In diesem Punkte sind Verschiebungen, soweit Konvention und Sitte in Betracht kommen, für die Zukunft wohl denkbar. Dagegen ist die »freie Liebe« unreine sittliche Verirrung.
cogito, ergo sum (ich denke, also bin ich) lautet der Fundamentalsatz des Cartesius (1596-1660), durch den er die Philosophie auf die Selbstgewißheit des Denkens gegründet hat. Wie die Skeptiker Montaigne und Charron ging er vom vollständigen Zweifel an allem in der Jugend erlernten Wissen aus; doch gerade durch dieses »methodologische Zweifeln« suchte er den festen Ausgangspunkt für die Philosophie, indem er schloß, daß der Mensch, wenn er auch alles in Zweifel ziehe, doch eins, nämlich daß er zweifelt, also denkt, dabei nicht bezweifeln könne. – Genau würde nun folgen: Ich denke, also wird gedacht; Cartesius aber wandte den Gedanken von der Tatsache des Denkens sofort auf ein denkendes, unausgedehntes Ich hin, dem er die Existenz beweislos zuschrieb, während nur die Existenz des eigenen Denkens für das zweifelnde Subjekt nachgewiesen war. Übrigens findet sich Ähnliches schon bei Augustin(Soliloqu. 2, 1). Vgl. die interessante Novelle unter demselben Titel in G. v. Ompteda »Vom Tode« 1893.
Coincidentia oppositorum, Zusammenfall der Gegensätze, nahm schon Anaximandros von Milet (geb. um 611 v. Ohr.) im Urstoff, dem Apeiron apeiron an; Nikolaus von Kues (1401-1464) ließ diesen Zusammenfall in Gott stattfinden, der zugleich das absolut Größte und Kleinste ist. Ihm folgen Giordano Bruno und Schelling.
Collision (lat. collisio, von collidere = zusammenstoßen) heißt der Zusammenstoß der Rechte oder Pflichten. Eine Kollision der Rechte untereinander kann stattfinden. So kollidieren z.B. die Rechte von A und B, wenn dieser eine Uhr kauft, die jenem gestohlen worden ist. Eine Kollision der Pflichten aber gibt es für den moralischen Menschen nur in seltenen Fällen und meist nur vorübergehend; denn durch sittlichen Takt findet er meist bald heraus, welche Pflicht die größere ist und daher Erfüllung heischt. Daher kommen auch die von der Casuistik (s. d.) ausgesonnenen Fälle meist in der Wirklichkeit gar nicht vor. Die Tragödie, wie die Poesie überhaupt, hat es aber oft mit solchen Kollisionen zu tun; in der Antigone des Sophokles hat z.B. Antigone zwischen der Pflicht gegen den toten Bruder und der Pflicht gegen den König zu wählen. In den Choephoren und Eumeniden des Aischylos kollidiert die Pflicht der Blutrache des Orestes mit der Pflicht der Pietät gegen seine Mutter. Doch auch in der Tragödie findet der Held meist den rechten Ausweg, der freilich ein solcher sein kann, daß seine Person zugrunde geht, während das sittliche Gesetz triumphiert.
Combination (mlt.) ist im allgemeinen Sinne die Verbindung des Zusammengehörigen in unserem Geigte. Im engeren Sinne schreibt man der Phantasie ein Kombinationsvermögen zu. In der Logik und Mathematik heißen Kombinationen die Verbindungen von zwei (Binionen, Amben), drei (Ternionen), vier (Quaternionen)..., n Elementen, die sich nicht nur durch die Reihenfolge der Elemente, sondern auch durch die darin enthaltenen Elemente voneinander unterscheiden. Die Anzahl der Kombinationen ohne Wiederholungen von n Elementen zur m-ten Klasse ist: [n(n-1)(n-2)...(n-m+1)] / (1*2*3*..*m), die Anzahl der Kombinationen mit Wiederholungen von n Elementen zur m-ten Klasse ist [n(n+1)(n+2)...(n+m-1)] / (1*2*3*..*m). Auf der Kombinationslehre beruht die von Stanley Jevons (The Principles of science, London 1874) konstruierte logische Maschine.
Common sense. Siehe Gemeinsinn.
comparativ (lat.), vergleichungsweise, nennt man die Gültigkeit eines Satzes, wenn dieser nur auf der Vergleichung mehrerer ähnlicher Dinge beruht, z.B.: Die Kinder (nicht alle!) sind leichtsinnig. – Unter komparativer Psychologie, welche von Burdach, Carus, Scheve und Bastian angebaut wurde, versteht man die Vergleichung tierischer und menschlicher Seelenzustände und der psychischen Vorgänge bei verschiedenen Völkern. – Komparative Grammatik heißt die von Franz Bopp (1791-1867) begründete Sprachwissenschaft, die durch Vergleichung der Sprachen die Verwandtschaft derselben und die Entstehung der grammatischen Formen überhaupt nachgewiesen hat.
complex (lat. v. complecti) heißt in der Logik ein zusammengesetzter Begriff, in der Mathematik eine Zahl von der Form a±bi, worin i = -1 ist. – Complexus heißt der Inhalt des Begriffes (s. d.). Vgl. Zahl.
Complication der Vorstellungen nennt W. Wundt mit Herbart die Verbindungen disparater Vorstellungen, wie z.B. zwischen Gesichtswahrnehmungen und Tastempfindungen (Wundt, Gr. d. phys. Ps. II, S. 369).
Conceptualismus (v. lat. conceptus = Zusammenfassen, Begriff) heißt eine Richtung des Nominalismus, welche durch Thomas v. Aquino (1225-1274) eingeleitet und durch Wilh. v. Occam (†1347) ausgebildet wurde. Während der strenge Nominalismus Roscellin's und Abälards die Möglichkeit allgemeiner Vorstellungen überhaupt bestritt und die Begriffe nur auf die sprachliche Bezeichnung einer Mehrheit konkreter Vorstellungen durch die Einheit des Wortes zurückführte, trat der Konzeptualismus für das Gegebensein allgemeiner Vorstellungen als psychischer Phänomene ein (universalia post rem!). Thomas v. Aquino ließ über den Konzeptualismus hinausgehend und dem Realismus zuneigend, das Allgemeine außer in den Begriffen auch im göttlichen Geiste und den Dingen gegeben , sein, W. v. Occam dagegen schrieb ihm streng konzeptualistisch nur begriffliche Existenz zu. Auch nach dem Falle der Scholastik ist dieser Gegensatz aufgetreten, indem Hobbes, Berkeley, Hume, Mill usw. für den Nominalismus, Locke, Reid, Brown für den Konzeptualismus Partei nahmen. So leugnet Hobbes (1588-1679) (de corpore 2, 10), daß die Allgemeinheit selbst irgend im psychischen Prozesse zum Ausdruck gelange; Berkeley (1685-1753) bezweifelt die allgemeinen Ideen (Treat. conc. the princ. of hum. knowl. Introd. X-XIV). Locke (1632 bis 1704) hingegen spricht ausdrücklich von allgemeinen Ideen, die, aus den konkreten durch Loslösung von den Bestimmungen des Raumes, der Zeit usw. entstanden, das den konkreten Sinnesvorstellungen Gemeinsame zusammenfassen und legt dem Erkenntnisvermögen geradezu die Funktion zur Bildung solcher Begriffe bei. (Locke, Essay concerning Human Understanding III, 3.) Vgl. Nominalismus, Universalien.
conclusio (lat.) heißt Schluß oder Schlußsatz (s. d.).
conclusio sequitur partem debiliorem (lat. der Schluß folgt dem schwächeren Teil) ist ein Satz der Logik, welcher besagt, daß, wenn eine der beiden Prämissen eines Syllogismus negativ oder partikulär ist, es auch der Schlußsatz sein muß. Vgl. Schluß.
concret (v. lat. concrescere = zusammenwachsen), eig. das Zusammengewachsene, heißt jeder unmittelbar aus der Anschauung gewonnene Begriff, dessen Gegenstand für ein von Natur selbständiges, ein zusammenhängendes Ganzes bildendes Ding angesehen wird. Hegel (1770-1831) spricht auch von einem »Konkret-Allgemeinen«, worunter er den Begriff versteht, der sich selbst zur Besonderheit und individuellen Bestimmtheit entwickelt, also ein Einzelnes, in welchem sich das Allgemeine darstellt. Vgl. abstrakt.
Concretianer heißen