= begrenzen, bestimmen) heißt die vollständige und geordnete Darlegung des Inhalts eines Begriffs. Diese wird gewöhnlich in der Form eines Urteils durch Setzung des zu definierenden Begriffs als Subjekt des Urteils und durch Angabe des nächsten Gattungsbegriffs (genus proximum) und des Artunterschiedes (differentia specifica) als Prädikat des Urteils erreicht. Jede Definition in dieser Form enthält also 1. als Subjekt den zu definierenden Begriff (definitum), 2. als Prädikat den in seine Merkmale nach Gattung und Artunterschied zerlegten Inhalt desselben (definiens); z.B. das Parallelogramm (definitum) ist ein Viereck (Gattung) mit parallelen Seitenpaaren (Artunterschied). – Die Definitionen zerfallen a) in Nominal– und Realdefinitionen, je nachdem nur der Gebrauch eines Wortes festgelegt oder dem zu Erklärenden zugleich mit der Erklärung reale Gültigkeit zugeschrieben werden soll; b) in essentiale und distinguierende, je nachdem man die primären oder abgeleiteten Merkmale angibt; c) in existentiale oder genetische Definitionen, je nachdem sie ein Objekt als fertig oder als entstehend darstellen. – Eine gute Definition ist nicht leicht. Sie muß 1. ein kategorisches Urteil sein, 2. den höheren Gattungsbegriff und den Artunterschied ohne jede Künstelei geben, 3. die konstitutiven Merkmale enthalten. Sie muß 4. präzis, klar und adäquat sein, 5. kein aus einem anderen schon gegebenen ableitbares Merkmal enthalten und 6. Zirkel, Tautologien, Bilder und Einteilungen vermeiden. – Falsche Definitionen sind daher z.B. folgende: Psychologie ist Seelenlehre. Das Gute ist die Sonne im Reiche der Ideen. Ein Dreieck ist eine dreiseitige, dreiwinklige Figur. Ein Parallelogramm ist ein Viereck mit parallelen und gleichen Seitenpaaren. – Die Wichtigkeit und das Wesen der Definitionen hat zuerst Sokrates (469-399) erkannt (Arist. Met. XIII, 4, p. 1078b 27 dyo gar estin. ha tis an apodoiê Sôkratei dikaiôs, tous t' epaktikous logous kai to horizesthai katholou). Die Form der Definition hat zuerst Aristoteles (384-322) durch Hinweis auf Gattung und Artbegriff bestimmt. (ho horismos ek genous kai diaphorôn estin. Top. I, 8, p. 103 b 15).
Definitum heißt der zu erklärende Begriff oder das Subjekt des zu erklärenden Satzes.
Deisidaimonie (gr.) heißt Gottesfurcht, Dämonen-oder Gespensterfurcht, Aberglaube.
Deismus (nlt., geb. von deus = Gott) ist die religiöse Weltanschauung, welche eine Gottheit als Urgrand aller Dinge annimmt, diesen aber nicht, wie es der Theismus tut, als den persönlichen Regenten der Welt ansieht, und die zugleich alle geoffenbarte Religion zugunsten einer natürlichen verwirft. Der Deismus steht dem Naturalismus nahe; beide verwerfen die Wunder, die Weissagung, die übernatürliche Offenbarung und stellen die Vernunft als Norm der Religion auf. Der Naturalismus aber leugnet das Göttliche überhaupt, während der Deismus an der Existenz eines Göttlichen festhält. Deisten oder Freidenker (Freethinkers) nannte man demgemäß diejenigen, welche die natürliche Religion begründen wollten. Am bekanntesten sind die Engländer Herbert v. Cherbury (1581-1648), Ch. Blount (1659-1693), der sich zuerst Deist nannte, John Toland (1670-1722), Graf Shaftesbury (1671-1713), Anthony Collins (1676-1729), Matthew Tindal (1656-1733), der Franzose Voltaire (1694-1778), die Deutschen Bahrdt, Edelmann, Lessing, Mendelssohn. Vgl. G. V. Lechler, Gesch. d. engl. Deismus. Stuttgart 1841. Kant (1724-1804) definiert kurz: »Der Deist glaubt einen Gott, der Theist aber einen lebendigen Gott (summam intelligentiam)«. Kr. d. r. V., S. 633. Siehe Theismus.
Demiurg (gr. dêmiourgos = Werkmeister, Weltbildner) bezeichnet schon bei Platon (427-347) den Weltbaumeister (poiêtên kai patera tou pantos Platon Tim. V, 28 B); ihm folgt Plotinos (205-270); ähnlich ist in der Kosmologie der Gnostiker (s. Gnosis) der Demiurg der vom höchsten Gott unterschiedenen Schöpfer der Sinnenwelt. Er ist der Vorsteher (archôn) der untersten Stufe der Geisterwelt (plêrôma). Durch seine Berührung mit dem Chaos schuf er eine beseelte Körperwelt. Dem Menschen verlieh der höchste Gott, da der Demiurg ihm nur eine psychê geben konnte, noch die Vernunft (pneuma). – Bei den Kirchenvätern heißt auch der Logos s. a. Demiurg; in der Philosophie bezeichnet man jetzt noch allgemein die Gottheit so, wenn sie nicht als Schöpfer der Welt, sondern nur als Weltbaumeister gedacht wird.
Demokratie, s. Staatsverfassung.
Demonstration (lat. demonstratio = Darlegung) heißt ein Beweis, der aus der Anschauung gegeben wird. Demonstrationen bilden den Gegensatz zu den diskursiven Beweisen, d.h. den Beweisen aus bloßen Begriffen. (Vgl. Kant, Kr. d. r. V. S. 834. Nur ein apodiktischer Beweis, sofern er intuitiv ist, kann Demonstration heißen.) S. Beweis; demonstrabel heißt aus der Anschauung beweisbar; demonstrandum heißt das zu Beweisende; quod erat demonstrandum heißt: was zu beweisen war. Unter allen Philosophen hat Christian Wolf (1679-1764) am eifrigsten danach gestrebt, die Philosophie in eine lediglich demonstrierende Wissenschaft nach dem Muster der Geometrie umzuwandeln. Siehe Rationalismus.
Demoralisation (franz. demoralisation) heißt Entsittlichung, sittliche Verwilderung nach vorherigem besserem Zustande.
Demut ist die aus dem Bewußtsein eigener Unvollkommenheit oder Niedrigkeit entspringende Ergebenheit, sich Gottes Willen unterzuordnen. Die wahre Demut geht aus religiöser Gesinnung hervor und ist ein Kennzeichen echter Herzensbildung, die falsche entspringt dem Egoismus oder der Eitelkeit. Den Menschen gegenüber geziemt nicht Demut, sondern Bescheidenheit. Diese ist die aus richtiger Selbsterkenntnis entspringende Mäßigung in der Selbstschätzung und den Ansprüchen (s. d.).
Denkart und Denkungsart sind zwei Ausdrücke, die häufig miteinander vertauscht worden sind, so daß ihre Unterscheidung eine unsichere ist; sie ließen sich vielleicht so unterscheiden, daß man mit dem ersten Aasdruck die Art und Weise bezeichnete, wie jemand die Denkgesetze (s. d.) anwendet, mit dem zweiten dagegen die Auffassung, welche man von den Lebensverhältnissen hat. Die beiden Ausdrücke schlössen dann die Begriffe Form und Inhalt in sich ein. Hegel und Haeckel hätten eine verschiedene Denkart, ein Agrarier und ein Gewerbetreibender hätten eine verschiedene Denkungsart. Die Methode des Denkens bestimmte dann die Denkart, Umstände (wie Erziehung, Umgang, Beschäftigung) beeinflußten die Denkungsart. Es gäbe z.B. eine fromme und unfromme Denkungsart, aber keine fromme Denkart (doch sagt gerade Schiller: die Milch der frommen Denkart, Teil IV, 3). Die Denkart wäre rationalistisch oder empirisch, deduktiv oder induktiv, dogmatisch oder kritisch oder skeptisch. Die Denkart wäre eine Seite der Intelligenz, die Denkungsart eine Seite des Charakters des Menschen. – Im allgemeinen ist der Ausdruck Denkart jetzt wenig gebräuchlich, und geläufig nur der Ausdruck Denkungsart und zwar in der Bedeutung Lebensauffassung. Die Unterscheidung beider Ausdrücke hat also etwa Künstliches an sich.
Denken (lat. cogitare, gr. noein, phronein) heißt im weiteren Sinne im Gegensatz zu der Assoziation (s. d.), den passiven Erlebnissen des Bewußtseins, die Aktivität oder Selbstbetätigung des menschlichen Bewußtseins, im engeren Sinne das nicht unmittelbar von außen angeregte Vorstellen, während das Erkennen in der bewußten Erfassung der wirklich vorhandenen Gegenstände besteht. Beide Tätigkeiten, Denken und Erkennen, bedingen freilich einander. Denn das Erkennen ist nicht ohne Denken möglich, und das Denken nimmt stets seinen Ausgang von dem Wirklichen. Im engsten Sinne bedeutet Denken die logische Trennung und Verbindung der Vorstellungen nach den Denkgesetzen (s. d.). Die durch Empfindung und Wahrnehmung gewonnenen Vorstellungen werden in reproduktiven Verbindungen festgehalten, erneuert und fortgebildet, das Denken aber bearbeitet sie nach der durch ihre Qualität bedingten Notwendigkeit. Seine Hauptoperationen sind dabei: Apperzeption, Aufmerksamkeit, Abstraktion, Begreifen, Urteilen und Schließen. Seine Vorzüge sind Widerspruchslosigkeit und Einheit, Klarheit und Deutlichkeit, Zusammenhang und Konsequenz. Dadurch erreicht es, sofern es sich auf sich selbst beschränkt, logische Richtigkeit, sofern es mit Außendingen zu tun hat, Wahrheit.
Denkgesetze heißen die Gesetze, welche die gleichbleibenden Formen bestimmen, in denen sich unser Denken vollzieht. Sie gleichen den Naturgesetzen darin, daß sie die Gleichmäßigkeit des Geschehens zum Ausdruck bringen, während den juridischen und moralischen Gesetzen, welche freien Persönlichkeiten