Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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Gut ihm lösen und ihr Leben,

      So übel ihnen das gefiel,

      Bis er an Gold und Gut so viel

      In Feindeslanden aufgebracht,

      Daß er seine Kriegesmacht

      Gar sehr damit vermehrte,

      Und wohin sein Heer sich kehrte

      Mit Städten oder festen Plätzen

      Verfuhr nach seinem Ergetzen.

      Auch nahm er oftmals Schaden dran,

      Er entgalts mit manchem biedern Mann,

      Denn Morgan stellte sich zur Wehr:

      Er bestand ihn oft mit seinem Heer

      Und brach ihm ab von seiner Kraft.

      Denn zu Kriegen und zu Ritterschaft

      Gehört Verlust und Gewinn,

      Hiemit so gehn die Kriege hin:

      Verlieren und Gewinnen,

      Sie schweben mitten innen.

      Morgan vergalt ihm Alles wieder,

      Er warf ihm Städt und Burgen nieder:

      Seine Habe, seine Leute

      Entführt' er oft als Beute

      Und that ihm Abbruch wo es gieng;

      Obwohl auch das nicht viel verfieng,

      Denn wieder zwang ihn Riwalin

      Mit Schaden sich zurückzuziehn,

      Und trieb das mit ihm alsolang

      Bis er ihn völliglich bezwang,

      Daß er am Sieg verzagte

      Und keinen Kampf mehr wagte

      Als noch aus seinen Vesten,

      Den stärksten und den besten.

      Vor denen lag dann Riwalin

      Und zog mit Obmacht wider ihn

      Zu Stürmen und zu Streiten.

      Er trieb ihn auch allzeiten

      Siegreich wieder in das Thor.

      Auch hielt er manchesmal davor

      Turnei mit voller Ritterschaft.

      So lag er stäts ihm ob mit Kraft

      Und haust in seinem Lande

      Mit Raub und mit Brande

      Bis ihn um Frieden bat Morgan

      Und mit aller Noth von ihm gewann,

      Daß getagt ward und zuletzt

      Ein jährger Friede festgesetzt.

      Dem Frieden ward von Beiden

      Mit Bürgen und mit Eiden

      Volle Gültigkeit verliehn.

      Froh und reich zog Riwalin

      Mit den Seinen heim zu Land,

      Belohnte sie aus milder Hand

      Und belud sie all mit Gaben;

      Ließ sie dann Urlaub haben

      Und wohl nach seinen Ehren

      Zu ihrer Heimat kehren.

      Als es Kanelen so gelang,

      Darnach so währt' es nicht mehr lang,

      Bis er einer neuen Fahrt

      Sich zu ergetzen schlüßig ward.

      Er beschickte sich zur Reise

      In so glänzender Weise

      Wie der Ehrbegierge thut.

      All das Geräth und all das Gut,

      Dessen binnen Jahresfrist

      Solch ein Herr benöthigt ist,

      Das ward ihm in ein Schiff getragen.

      Oftmals hatt er hören sagen,

      Wie höfisch, reich an Ehre

      Der junge König wäre,

      Mark, vom Lande Cornewal;

      Des Preis vernahm man überall.

      Cornewal und Engelland,

      Die dienten beide seiner Hand.

      Durch Erbschaft war er Cornwals froh;

      Um England aber stand es so:

      Es war ihm zugewachsen,

      Als die galischen Sachsen

      Die Briten dort vertrieben

      Und des Landes Herrn verblieben;

      Daher es auch den Namen kor:

      Es hieß Britannien zuvor;

      Doch anders ward es jetzt genannt:

      Nach den Galen Engelland.

      Da Die das Land besaßen

      Und unter sich vermaßen,

      Da wollten Alle Königlein

      Und ihre eignen Herren sein.

      Das schlug zu Aller Schaden aus:

      Mit Mord und blutigem Strauß

      Brachten sie sich selbst zu Falle.

      Zuletzt befahlen sie Alle

      In Markes Schutz sich und das Land.

      Der hielt es mit so starker Hand

      Nun in seiner Macht beschloßen,

      Kein König hat noch je genoßen

      Ergebnern Dienst von seinem Reich.

      Die Geschichte meldet uns zugleich,

      Daß in aller Länder Kreiß,

      So weit gedrungen war sein Preis,

      Kein Fürst geehrter war denn Er.

      Dahin war Riwalins Begehr:

      Bei Marke wollt er bleiben,

      Ein Jahr mit ihm vertreiben

      Und üben seine junge Kraft,

      Daß er lerne neue Ritterschaft

      Und der feinern Sitte Brauch.

      Sein edles Herze sagt' ihm auch:

      Wer fremder Lande Sitten weiß,

      Verbeßert so der eignen Preis

      Und erwirbt sich Ruhm und Lob.

      Das wars, warum er sich erhob.

      Er befahl die Leute wie das Land

      In seines Marschalles Hand,

      Eines Herr in seinem Reich:

      Weil er getreu war ohne Gleich

      Hieß er Rual li foitenant.

      So hob sich Riwalin zu Hand

      Mit zwölf Gesellen über Meer:

      Er brauchte zum Geleit nicht mehr;

      Mit diesem Volk begnügt' er sich.

      Da nun der Zeit so viel verstrich,

      Daß er zum Lande Cornwal kam,

      Und auf dem Meere schon vernahm,

      Daß König Mark, der hehre,

      Zu Tintajöle wäre,

      Da wandt er seine Fahrt dahin.

      Er stieß