süße Leim der Minne,
Er verfängt sich so darinne,
Daß er sich mit allem Fleiß
Nicht hin noch her zu helfen weiß.
So war es Riwalin ergangen,
Also hatte sich verfangen
In der Minne Leim sein Sinn
Zu seiner Herzenskönigin.
Ihn brachte die Verwirrung
In wunderliche Irrung,
Da er nicht wuste, ob ihr Muth
Ihm übel wolle oder gut:
Er erkannte weder dieß noch das,
Ihre Minne nicht, noch ihren Haß.
Nicht Trost noch Zweifel hielten Stand;
Er wollte fort, und war gebannt.
So zogen Trost und Zweifel ihn
Ohne Ende her und hin:
Trost sagt' ihm Minne, Zweifel Haß.
Dieser Zwist bewirkte das:
Er konnte mit Vertrauen,
Auf keins von beiden bauen,
Auf Haß noch auf Minne.
So schwebten seine Sinne
In einem unsichern Port.
Trost trieb ihn her und Zweifel fort:
Kein Verlaß war an den zwein,
Sie stimmten niemals überein.
Wenn Zweifel kam und er erfuhr,
Ihn haße seine Blanscheflur,
So wankt' er und beschloß zu gehn;
Sogleich kam Trost und ließ ihn sehn
Ihre Gunst und süßes Minneglück:
Das bracht ihn wieder ihr zurück.
So konnt er sich nicht rühren mehr,
Er wuste weder hin noch her.
Je stärker er entgegen rang,
Je fester ihn die Minne zwang.
Je heftiger er sich entwand,
Je enger schlang die Minn ihr Band.
So trieb es Minne mit ihm lang,
Bis doch der Trost den Sieg errang,
Den Zweifel endlich ganz vertrieb
Und Riwalin gewiss verblieb,
Seine Blanscheflur die minne ihn.
Da war sein Herz und all sein Sinn
Allein auf sie gerichtet
Und aller Streit geschlichtet.
Da nun die süße Minne
Sein Herz und seine Sinne
Ganz unterthänig sich gemacht,
Da hätt er doch sich nicht gedacht,
Daß so viel Leid und Wehe
Aus Herzelieb entstehe.
Als er, was ihm mit Blanscheflur
Geschehen war und widerfuhr,
Von Anbeginn betrachtete,
Genau auf Alles achtete,
Ihre Schläfe, Stirne, Lockenhaar,
Ihren Mund, ihr Kinn, ihr Wangenpaar,
Den freudenreichen Ostertag,
Der lachend ihr im Auge lag,
Da kam die rechte Minne,
Die Befeurerin der Sinne,
Und facht' ihr Sehnsuchtsfeuer an,
Das Feuer, das ihm lodernd brann
Im Herzen, und zur Stunde
Ihm gab gewisse Kunde,
Was für ein schmerzlich Wehe
Aus Liebesleid entstehe.
Denn ihm begann ein neues Leben,
Das Leben war ihm neu gegeben:
Er verwandelte darin
Ganz seine Sitte, seinen Sinn,
Und ward zumal ein andrer Mann
Denn Alles was er jetzt begann
War ein so wunderlich Betragen,
Mit Blindheit schien er oft geschlagen;
Seine angebornen Sinne,
Die waren von der Minne
So verwildert und verstört,
Als hätten sie ihm nicht gehört.
So schwächten ihn die Schmerzen:
Lachen aus vollem Herzen
Wie sein Brauch gewesen war,
Das verlernt' er ganz und gar.
Schweigen und in Sorgen schweben
War hinfort sein bestes Leben;
Denn all sein Sinn, all seine Kraft
Lag in seines Kummers Haft.
Auch verschonte Liebesschmerz
Nicht der jungen Blanschflur liebend Herz:
Sie war auch mit demselben Schaden
Durch ihn, wie er durch sie, beladen.
Die gebieterische Minne
War auch in ihre Sinne
Allzu stürmisch gekommen,
Und hatt ihr mit Gewalt genommen
Schier alle Ruh und ebnes Maß.
Seit die Liebe sie besaß
War gegen sich und vor der Welt
Ihr Betragen ganz entstellt.
Die Freuden, die sie sonst geletzt,
Die Scherze, die sie sonst ergetzt,
Die däuchten sie nun widerlich.
Ihr ganzes Leben fügte sich
Nur allein nach dem Gebot
Ihrer bittersüßen Herzensnoth.
Doch wieviel ihr junger Muth
Von Sehnsucht litt und Liebesglut,
Sie wuste doch nicht was ihr war.
Denn jetzt zuerst ward sie gewahr,
Was für ein schmerzlich Wehe
Aus Herzeleid entstehe.
Oft sprach sie zu sich selber noch:
»O weh, mein Gott, wie leb ich doch!
Wie und was ist mir geschehn?
Hab ich doch manchen Mann gesehn,
Von dem mir nie ein Leid geschah;
Und seit ich diesen Mann ersah,
So wird mein Herz mir nimmermehr
So frei und fröhlich als vorher.
Dieß Sehn, das ich an ihm gethan,
Davon allein hab ich empfahn
Nahegehnden Leids genug.
Mein Herz, das niemals Schmerz ertrug,
Das ist davon versehret;
Es hat mir ganz verkehret
So