sprengt' er näher durch das Gras,
Und als er ihr ins Auge sah,
Gar minniglich begann er da:
»Ah! Dê vous sal, la belle!«
»Merzi«, dit la Püzelle,
Und sprach beschämt entgegen:
»Gott, der Heil und Segen
In die Herzen flößt mit voller Flut,
Der flöß euch Heil in Herz und Muth
Und halt euch hochbegnadet,
Meinem Recht unbeschadet,
Das ich an euch fordern kann.« –
»Ach Süße, was verbrach ich dann?«
Fiel höfisch Riwalin ihr ein.
Sie sprach: »An einem Freunde mein,
Dem besten, den ich je gewann,
An dem habt ihr mir Leid gethan.«
Ach Himmel, dacht er da bei sich,
Was will sie sagen? Was hab ich
Begangen wider ihre Huld?
Wes giebt mir die Holde Schuld?
Er wähnte, daß er etwa Wen
Der Ihren, diesen oder den,
Unwißend, ohne Vorbedacht,
Zu Schaden bei dem Spiel gebracht,
Und deshalb ihm die Hehre
Erzürnt und abhold wäre.
Nein, der Freund, nach dem er frug,
Das war ihr Herz, in dem sie trug
Um seinetwillen Ungemach:
Das war der Freund, von dem sie sprach.
Weil er sich des nun nicht versann,
Als ein höfischer Mann
Sprach er inniglich zu ihr:
»Ich will nicht, Schöne, daß ihr mir
Haß und argen Willen tragt:
Ist es so wie ihr mir sagt,
So richtet selber über mich:
Was ihr gebietet, thu ich.«
Die Süße sprach: »Um den Verstoß
Ist noch mein Zorn nicht allzu groß;
Ich lieb euch auch darum nicht sehr:
Versuchen will ich euch vorher,
Wie ihr mir wollt zu Buße stehn
Für das Leid, das mir von euch geschehn.«
Da neigt' er sich und wollt hindann.
Und sie, die Schöne, seufzt' ihn an
Gar insgeheim, indem sie sprach
Aus inniglichem Herzen: »Ach,
Mein lieber Freund, Gott segne dich!«
Da zuerst entspann es sich
Mit Gedanken her und hin.
Von dannen eilte Riwalin
Vor Minnen ohne Sinne;
Zu sinnen trieb ihn Minne
Was Blanscheflur ihm schmolle
Und ihm mit Grolle wolle.
Ihren Gruß, ihr Wort erwog er nun,
Ihr Seufzen, Segnen, all ihr Thun
Ward in Betracht genommen.
Schon hatt er Muth bekommen,
Ihr Seufzen, ihren süßen Segen,
Zu seinen Gunsten auszulegen.
Er glaubt' es wahrlich klar zu sehn,
Sie wären beide geschehn
Aus anders nichts als Minne.
Das entzündet' ihm die Sinne,
Daß sie hinwieder fuhren
Und nahmen Blanschefluren
Und entführten sie sogleich
In Riwalinens Herzensreich
Und krönten festlich sie darin
Ihm zu einer Königin.
Ja, Blanscheflur und Riwalin,
Der König, die süße Königin,
Theilten unter sich gar gleich
Ihrer Herzen zwiefach Königreich!
Das ihre fiel an Riwalin;
Der Blanscheflur ward seins verliehn,
Doch so daß Keines sich versah
Was mit dem andern Theil geschah.
So hatten diese Beiden sich
Zu gleicher Zeit einmüthiglich
Einander in den Sinn genommen.
Da war zu Herzen Herz gekommen:
Sie lag auch ihm im Herzen
Mit den gleichen Schmerzen,
Die sie um seinetwillen trug.
Weil er aber nicht genug
Gewissheit mocht erlangen,
Womit sie war befangen,
Ob mit Haß ob mit Minne,
So musten seine Sinne
Im Meer des Zweifels schwanken.
Ihm schwankten die Gedanken
Bald hinab und bald hinan.
Jetzt fürwahr wollt er hindann,
Dann wollt er plötzlich wieder her;
So hatt er sich zuletzt so sehr
Verstrickt in seinem Sinnen,
Er konnte nicht von hinnen.
Der gedankenvolle Riwalin,
Ein Beispiel ist an ihm verliehn,
Daß der minnende Muth
Gleich dem freien Vogel thut,
Der frei auf manchem Zweig sich wiegt
Und jetzt auf den geleimten fliegt.
Wenn er nun verspürt den Leim,
So flög er gerne wieder heim:
Da klebt er mit den Füßen schon;
Er regt die Schwingen, will davon
Und rührt an keinem Ort das Reis,
Wärs noch so linde, noch so leis,
Der ihm nicht neue Lähmung schafft.
So schlägt er dann aus aller Kraft
Her und hin und hin und her,
Bis er mit seiner Gegenwehr
Sich selbst zuletzt besiegt und fängt
Und fest geleimt am Zweige hängt.
Ganz in derselben Weise thut
Des Jünglings unbezwungner Muth:
So der in Liebessorgen kommt
Und Liebe Wunder an ihm frommt
Durch süßer Schmerzen Kunde,
So will der Schmerzlichwunde
Zu seiner Freiheit wieder:
Doch wieder zieht ihn nieder