der schönen Frühlingszeit.
So begann die Lustbarkeit,
Und was der schaubegierge Mann
Nur zu schauen Lust gewann,
Das war zu schauen Alles da:
Man sah da was man gerne sah.
Die sahn nach schönen Frauen,
Die giengen Tanzen schauen,
Die sahen Buhurdieren,
Die andern Tiostieren:
Wozu das Herz Verlangen trug,
Das fand sich Alles da genug.
Denn Alle, die da waren
Von freudereifen Jahren,
Die flißen sich im Wechselstreit
Zu Freuden bei der Lustbarkeit.
Und König Mark, der gute,
Der höfsche, hochgemuthe,
Hätt er auch nicht alle Macht
Verwandt auf seines Festes Pracht,
So ließ er doch hier schauen
Ein Wunder aller Frauen,
Seine Schwester Blanscheflur,
Eine Magd, so schön, als nur
Ein Weib auf Erden ward gesehn.
Ihrer Schönheit muste man gestehn,
Sie sehe kein lebendger Mann
Mit inniglichen Augen an,
Der nicht darnach in seinem Sinne
Fraun und Tugend höher minne.
Die selge Augenweide,
Die machte auf der Haide
Fröhlich manches junge Blut,
Manch edles Herze hochgemuth.
Auch sah man auf der Auen
Noch viel so schöne Frauen,
Daß Jede nach der Schönheit Schein
Eine reiche Köngin mochte sein.
Es musten Alle, die sie sahn,
Frischen Muth davon empfahn:
Viel Herzen wurden freudenreich.
Hiemit begann der Buhurd gleich
Von Gesind und Gästen.
Die Kühnsten und die Besten,
Die ritten auf und ab die Bahn;
Der edle Marke stäts voran
Und sein Geselle Riwalin,
Und seiner Ritter viel um ihn,
Die all beflißen waren,
Im Spiel so zu gebahren,
Daß es ihm Ehre brächte
So oft man des gedächte.
Manch Ross im Ueberkleide
Von Tuch und halber Seide
Ersah man auf dem Flecke;
Manche schneeweiße Decke,
Oder gelb, roth, braun, grün oder blau;
Andre trugen sie zur Schau
Aus edler Seide wohlgewirkt,
Andre vielfach ausgezirkt,
Getheilt, gestreift, bordieret,
So oder so verzieret.
In Waffenröcken zeigten sich
Die Ritter, schön und wonniglich,
Geschlitzt als wärs zerhauen.
Auch ließ der Frühling schauen,
Daß er Marken günstig war;
Denn Viele trugen in der Schar
Kränzlein aus der Blumen Pracht,
Die er zur Steuer ihm gebracht.
In solchem wonnevollen Mai
Begann das wonnige Turnei.
Oft wirrte sich das Doppelheer,
Es warf sich hin und warf sich her:
Das trieben sie so lang und viel
Bis dahin sich zog das Spiel,
Wo Blanscheflur die süße,
Die ich ein Wunder grüße,
Mit andern schönen Frauen
Da saß, es anzuschauen,
Wie sie so herrlich ritten,
Mit so kaiserlichen Sitten,
Daß manches Aug es gerne sah.
Doch was von Andern auch geschah,
Doch wars der höfsche Riwalin,
Und so geziemt' es sich für ihn,
Der vor der ganzen Ritterschaft
Das Beste that mit seiner Kraft.
Auch nahmen sein die Frauen wahr,
Und sprachen, daß in all der Schar
Niemand nach Rittersitte
So behend und herrlich ritte.
Sie lobten was man an ihm sah.
»Seht«, sprachen sie, »der Jüngling da,
Das ist ein wonnevoller Mann!
Wie wonnig steht ihm Alles an
Was er begeht, wie er sich hält.
Wie ist sein Leib nach Wunsch bestellt,
Wie fügen sich mit gleichem Scheine
Seine kaiserlichen Beine!
Den Schild, wie trägt er ihn so eben
Wie festgeleimt sieht man ihn schweben.
Wie ziemt der Schaft in seiner Hand!
Wie herrlich sitzt ihm sein Gewand;
Wie steht sein Haupt, wie glänzt sein Haar.
Süß ist sein Gebahren gar,
Voll Seligkeit sein ganzer Leib.
O, wohl ist das ein selig Weib,
Die ihm ihr Glück soll danken.«
Wohl merkte die Gedanken
Blanscheflur die gute:
Sie trug in ihrem Muthe
Wohl vor den Andern allen
An ihm ihr Wohlgefallen.
Sie hatt ihn sich ins Herz geschloßen,
Er war ihr in den Sinn geschoßen:
Er trug auf hohem Throne
Das Scepter und die Krone
In ihres Herzens Königreich,
Ob sie ihr Geheimnis gleich
Vor der Welt so gut verbarg,
Daß des Niemand hatt ein Arg.
Als das Kampfspiel war gethan,
Die Ritter schieden von dem Plan
Und sich ein Jeder kehrte,
Wohin ihn Laune lehrte,
Der Zufall bracht es da so mit,
Daß Riwalin zur Stelle ritt,
Wo