Auf diese Kunde gleich zur Hand
Ward ihm ein Schiff bereit gemacht,
All sein Geräth darauf gebracht,
Und Alles, Ross und Speise,
Beschafft für seine Reise.
Die minnigliche Blanscheflur,
Als sie die leide Mär erfuhr
Um den herzgeliebten Mann,
Da hub erst recht ihr Kummer an,
So weh geschah der Armen da,
Daß sie nicht hörte mehr noch sah.
Gleich einem todten Weibe
War sie an ihrem Leibe;
Aus ihrem Munde gieng hinfort
Nur noch »O weh!« dieß arme Wort.
Das eine sprach sie noch allein:
»O weh dem Schmerz, o weh der Pein!
O weh nun, Minne, weh nun, Mann!
Ihr zwei, wie fielet ihr mich an
Mit so viel Kummer, so viel Leid.
Minne, du Unseligkeit!
Da an dir so kurze Freude ist
Und du so gar unstäte bist,
Was minnt doch all die Welt an dir!
Ich seh doch wohl, du lohnest ihr
Wie der Ungetreue thut!
Es ist dein Ende nicht so gut
Als du der Welt verheißest,
Die du verlockst und reißest
Nach kurzer Freud in lange Pein.
Dein verlockender Schein,
Die in so falscher Süße schwebt,
Trügt Alles was auf Erden lebt.
Zu wohl an dir erfuhr ich dieß:
Was all mein Glück zu sein verhieß,
Läßt mich nun nichts erlangen
Als Qual und tödtlich Bangen!
Mein Trost fährt hin und läßt mich hier!«
Da so der Jammer sprach aus ihr,
Trat ihr Geselle Riwalin
Mit betrübtem Herzen vor sie hin
Sich den Urlaub zu erbitten.
»Gebietet mir«, sprach er mit Sitten,
»Ich soll und muß zu Lande fahren;
Euch Schöne möge Gott bewahren.
Lebt immer glücklich und gesund.«
Da erblich ihr andernmals der Mund
Und aber fiel sie von der Noth
Vor ihm in Ohnmacht und für todt
In den Schooß der Meisterin.
Ihr Leidgenoße Riwalin,
Da der das große Leid ersah,
Das seinem Herzelieb geschah,
Er entzog sich nicht der Freundespflicht:
Ihres Herzeleides ganz Gewicht
Trug er mit ihr minniglich,
Daß auch ihm die Farb erblich
Und alle Kräfte schwanden.
So in des Jammers Banden
Saß er trauernd zu ihr nieder
Schier verzagend, bis sie wieder
Doch so weit zu Kräften kam,
Daß er sie bei Händen nahm
Und hielt das freudenlose Weib
Zärtlich gefügt an seinen Leib
Und küsst' ihr oft und lange
Augen, Mund und Wange,
Und herzte sie und hielt sie lieb
Bis er die Ohnmacht vertrieb
Und sie allmählich genas
Und ohne Hülfe aufrecht saß.
Als Blanscheflur nun zu sich kam
Und wahr vor sich des Freundes nahm,
Da sah sie ihn mit Jammer an:
»Ach«, sprach sie, » seliger Mann,
Wie ist mir Leid an euch geschehn!
Herr! daß ich euch hab ersehn,
Wie bracht es mich in Schmerz und Klage,
Die ich in meinem Herzen trage
Um eurethalb, durch eure Schuld!
Durft ich es mit eurer Huld
Sagen, Freund, so möchtet ihr
Freundlicher wohl thun an mir.
Herr und Freund, wie mancherlei
Die Schmerzen sei'n, doch sind es drei,
Die tödtlich und unwendbar sind.
Das Eine ist, ich trag ein Kind,
Und nimmermehr genes ich sein,
Mir wolle Gott denn Beistand leihn.
Des andern Leides ist noch mehr:
Mein Bruder und mein Herr, wenn der
An mir ersieht dieß Ungemach
Und seines eignen Namens Schmach,
So wird er mich verderben
Und schmählich laßen sterben.
Am schwersten ist die dritte Noth
Und gar viel bittrer als der Tod.
Ich weiß wohl, könnt es sich begeben,
Daß mich mein Bruder ließe leben
Und nicht darum ersterbte,
Daß er mich doch enterbte
Und nähme Gut und Ehre:
Wohin ich dann mich kehre,
So muß ich arm und unwerth sein.
Dazu muß ich mein Kindelein,
Das den Vater doch am Leben hat,
Erziehen ohne Vaters Rath.
Das Alles wollt ich minder klagen,
Dürft ich die Schmach allein nur tragen,
Daß nicht mein Bruder brauchte,
Mein Geschlecht auch, das erlauchte,
Mit mir zu leiden, und sie mein
Und der Schande ledig dürften sein.
Wenn aber Allen, die nun sind,
Ruchbar wird, ich hab ein Kind
Kebslich erworben, und der Schall
Durch England geht und Cornewal,
Das ist dem wie jenem Lande
Eine öffentliche Schande.
Und wehe mir, wenn das geschieht,
Wo man mich mit den Augen sieht,
Daß der Länder zwei von wegen mein
Beschimpft, bescholten sollten sein;
So wär viel beßer mir der Tod.
Seht«, sprach sie, »Herr, das ist die Noth,