In der ich alle meine Tage
Ersterbe mit lebendgem Leib.
Herr, helft ihr nicht dem armen Weib
Und fügt es nicht der Himmel so,
Ich werde nimmer wieder froh.«
»Traute Frau«, sprach er zu ihr,
»Da ihr viel Leides habt von mir,
Will ichs euch büßen, wo ich kann,
Und Sorge tragen, daß fortan
Euch Schande nicht und Wehe
Durch meine Schuld entstehe.
Was in Zukunft auch geschehen mag,
Ich hab an euch so lieben Tag
Erlebt, daß es unbillig wär,
Wenn ihr irgendwie Beschwer
Mit meinem Willen solltet tragen.
Frau, ich will euch gänzlich sagen
Mein Herz und allen meinen Muth.
Es gescheh euch übel oder gut,
Lieb oder Leid, des habt Bericht,
Davon geschieden werd ich nicht,
Da will ich immer sein dabei,
Wie kümmerlich es anders sei.
Ich biet euch zweier Dinge Kür,
Die leget euerm Herzen für:
Ich reise oder bleibe hier;
Nun wählet und gebietet mir.
Wollt ihr, daß ich hier bestehe
Und erwarte, wie es euch ergehe,
Das sei. Geruhet ihr jedoch
Mit mir heimzufahren heute noch,
Ich selbst und was ich je gewann,
Das ist euch Alles unterthan.
Ihr erbotet Liebes mir so viel,
Daß ich es euch gedenken will
Mit Leben und mit Gute.
Wie euch nun sei zu Muthe,
Herrin, des bescheidet mich:
Was ihr wollt, das will auch ich.«
»Herr, ich dank euch«, sprach sie froh,
»Ihr sprecht und bietet mir es so,
Daß Gott euch lohnen müße
Und daß ich eure Füße
Immer gern umfaßen soll.
Freund und Herr, ihr wißet wohl,
Meines Bleibens kann hier unlang sein.
Die Angst um mein Kindelein,
Die mag ich leider nicht verhehlen:
Wüst ich mich hinweg zu stehlen,
Das wäre mir der beste Rath,
Da es sich so gewendet hat.
Gebieter, dazu rathet ihr.« –
»Nun Herrin«, sprach er, »folget mir.
Wenn ich zu Schiffe geh die Nacht,
So fügt es also, daß ihr sacht
Und unbemerkt dahin mögt kommen;
Wenn ich Urlaub genommen,
Daß ich euch dann da finde
Bei meinem Ingesinde.
So fügt es, denn so muß es sein.«
Hiemit gieng Riwalin hinein
Zu Mark und sagt' ihm Märe
Was ihm entboten wäre
Von seinem Volk und seinem Land.
Urlaub nahm er zuhand
Von ihm und seinem ganzen Bann.
Die klagten um den werthen Mann,
Daß er nie größre Klage sah
Als die da um ihn geschah.
Viel Segen ward ihm mitgegeben,
Daß ihm Gott doch Ehr und Leben
Beschirme heut und immerdar.
Als nun die Nacht gesunken war
Und er zu seinem Schiffe kam
Und sein Geräth all an sich nahm,
Da fand er seine Herrin dort,
Die schöne Blanscheflur am Ort.
Da fuhr er an das Schiff heran
Und mit dem Schiff alsbald hindann.
Als Riwalin zu Lande kam
Und die große Noth vernahm,
Die Morgan über ihn gebracht
Durch seines Heeres Übermacht,
Alsbald nach seinem Marschall sandte
Riwalin, des Treu er kannte,
An dem sein gröster Trost noch lag,
Der aller seiner Ehren pflag
In seinem Volk und in dem Land:
Das war Rual li foitenant,
Der Ehr und Treue fester Haft,
An Treue niemals wankelhaft;
Der sagt' ihm Alles aus dem Grund,
Wie er es wust und wohl verstund,
Wie bittre Noth erstanden
Dem Volk wär und den Landen;
Doch sprach er: »Da ihr noch beizeit
Zum Trost uns All gekommen seid,
Und Gott euch heimgesendet hat,
So wird des wohl noch Alles Rath,
Wir mögen noch gar wohl gedeihn:
Wir wollen hohes Muthes sein
Und Angst und Sorge fahre hin.«
Inzwischen sagt' ihm Riwalin
Was all ihm Liebes widerfuhr
Mit seiner schönen Blanscheflur:
Des freute sich der treue Mann.
»Ich seh wohl«, sprach er, »Herr, hieran,
Eure Ehre wächst in aller Weis,
Eure Würdigkeit und euer Preis,
Eure Freud und eure Wonne,
Die steigen wie die Sonne.
Ihr könntet auf der Erden
Von keinem Weibe werden
So hohes Namens als mit ihr.
Drum, lieber Herre, folget mir:
Hat sie wohl an euch gethan,
Laßt sie dafür auch Lohn empfahn.
Wenn wir unser Ding beenden
Und diese Noth all von uns wenden,
Die uns so schwer liegt auf dem Rücken,
So richtet, Herr, von freien Stücken
Eine schöne Hochzeit an.
Vor Verwandten und dem ganzen Bann
Empfangt sie öffentlich zur Ehe.
Und noch zuvor, eh das geschehe,
Nehmt in der