Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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es Lain und Pfaffen schauen,

      Wo es Christenbrauch begehrt:

      Damit wird euer Heil gemehrt,

      Daß euch in allen Dingen

      Desto beßer muß gelingen;

      Es schafft euch Ehr und Glück ins Haus.«

      Nun, das geschah, er führt' es aus

      Nach des Freundes Rath vollkommen;

      Und als er sie zur Eh genommen,

      Befahl er sie der treuen Hand

      Des getreuen Foitenant.

      Der führte sie gen Kanoel

      Auf dasselbe Castel,

      Nach dem sein Herr war zubenannt

      Kanelengres, wie ich es fand

      Im Buch: Kanel nach Kanoel.

      Auf demselben Castel

      Hatt er auch sein liebes Weib,

      Ein Weib, die sich mit Seel und Leib

      In weiblichen Treuen

      Befliß, die Welt zu freuen.

      Der befahl er seine Herrin dort

      Und schuf ihr solch Gemach sofort,

      Sie mochte da verweilen gern.

      Als Rual heim kam zu dem Herrn,

      Da beriethen diese Beiden sich,

      Wie sie möchten ritterlich

      Den Feind bestehn mit starker Hand.

      Sie sandten über all ihr Land

      Und entboten ihre Ritterschaft,

      Und wandten alle Macht und Kraft

      Auf nichts als nur auf starke Wehr.

      So kamen sie denn mit dem Heer

      Geritten wider Morgan.

      Der hielt gerüstet auf dem Plan

      Und wich nicht haaresbreit vor ihnen:

      Er empfieng da Riwalinen

      Mit starkem Gefechte;

      Hei! wieviel guter Knechte

      Man da gefällt, getödtet sah!

      Wie wenig schonte man die da!

      Wie Mancher kam in große Noth,

      Und wie so Mancher lag da todt

      Und wund von Jedwedem Heer!

      Bei dieser blutigen Wehr

      Fiel der klagenswerthe Held,

      Den klagen sollte alle Welt,

      Wenn Klagen und Grämen

      Im Tod zu Statten kämen.

      Kanelengres der gute,

      Der von ritterlichem Muthe

      Und Herrentugend keinen Schritt,

      Ja nicht zollbreit wich noch glitt,

      Der lag da zum Erbarmen todt.

      Jedoch in all dieser Noth

      Kamen über ihn die Seinen

      Und brachten ihn hinweg mit Weinen:

      Sie führten klagend ihn hindann

      Und bestatteten ihn als den Mann,

      Der nicht minder und nicht mehr

      Als ihrer Aller Glück und Ehr

      Mit ins Grab hinunter nahm.

      Wenn ich nun viel von ihrem Gram

      Und ihrem Jammer sagte,

      Wie da ein Jeder klagte,

      Was sollte das? es ist nicht Noth.

      Sie waren Alle mit ihm todt

      An Ehren und am Gute

      Und gar an dem Muthe,

      Der guten Leuten sollte leihn

      Freud und friediges Gedeihn.

      Es ist geschehn, er ist dahin,

      Todt ist der gute Riwalin;

      Da gehört nun weiter nichts dazu,

      Als daß man Alles mit ihm thu

      Was sich schickt für einen todten Mann.

      Da Alles nicht verfangen kann,

      Man muß sich sein begeben nun,

      Mag sein zu pflegen Gott geruhn,

      Der edler Herzen nie vergaß.

      Wir aber sagen nun fürbaß

      Wie es ergieng mit Blanscheflur.

      Als die schöne Frau erfuhr

      Was ihr geschehen wäre,

      Wie ward ihr von der Märe!

      Gott, Herr, woll uns davor bewahren,

      Daß wir es lebenslang erfahren.

      Ich hege Zweifel nicht daran,

      Trug ein Weib je um den Mann

      Tödtlichen Schmerz im Herzen,

      So trug ihr Herz die Schmerzen;

      Das füllte tätliches Leid.

      Sie gab wohl aller Welt Bescheid,

      Ob ihr weh an seinem Tod geschah;

      Doch wurden ihre Augen da

      In allen diesem Leid nicht naß.

      Ja, aber Gott, wie kam denn das,

      Daß da nicht ward geweinet?

      Ihr ward das Herz ersteinet.

      Da war kein Leben inne,

      Als die lebendge Minne

      Und das Leid nur, das lebendig

      Mit ihrem Leben stritt beständig.

      Und klagte sie nach Gattenpflicht

      Nicht um den Herrn? Das that sie nicht:

      Sie verstummte gleich zur Stunde,

      Ihr erstarb die Klag im Munde;

      Ihre Zung, ihr Mund, ihr Herz, ihr Sinn

      War Alles miteinander hin.

      Sie klagte nicht ihr Ungemach,

      Die Schöne sprach nicht Weh noch Ach,

      Sie sank zu Boden und lag

      In Krämpfen bis zum vierten Tag.

      Erbärmlicher als je ein Weib.

      Sie wand in Wehen lang den Leib

      Bald so bald so, bald her bald hin

      Und trieb das bis die Königin

      Den Sohn gebar mit großer Noth;

      Seht, der genas und Sie lag todt.

      O weh der Augenweide,

      Wo man nach leidem Leide

      Ersieht an leiderm Leide

      Noch leidre Augenweide!

      Deren Ehr an Riwalinen lag,

      Der er mit großen Ehren pflag

      So lange Gott es wollte,

      Daß er ihrer pflegen sollte,

      Die hatten leider Leid zuviel,

      Ein Leid ob