ergeben:
Sie ergaben Gut und Leben
Nach seinem Rath in Morgans Huld.
Allen Groll um alte Schuld,
Wie groß er zwischen ihnen sei,
Legten sie mit Morgan bei
Und erhielten also Leut und Land.
Der getreue Marschall Foitenant
Fuhr heim zu seinem werthen Weib
Und befahl bei Leben und Leib
Ihr an, sich einzulegen
So wie die Frauen pflegen,
Wenn sie Kindesnoth befällt,
Und alsdann vor aller Welt
Zu behaupten und zu sagen,
Sie habe selbst das Kind getragen,
Die Waise von Riwalin.
Die selige Marschallin,
Die gute, die stäte,
Die reine Floräte,
Die der Frauentugend Spiegel war,
Und der Güte Demant immerdar,
Die ließ sich leicht zu dem bewegen
Was nur geschah der Treue wegen.
Sie stellte Leib und Sinn zur Klage
Wie Eine, die am andern Tage
Schon eines Kindes soll genesen.
Ihr Kämmerlein und all ihr Wesen
Ließ sie in Ordnung bringen
Zu heimlichen Dingen.
Sie wust auch aus Erfahrung wohl,
Wie man dabei sich halten soll:
Dem ahmte sie mit Absicht nach
Und heuchelte groß Ungemach
Am Gemüth und an dem Leibe,
Und that gleich einem Weibe,
Die solcher Noth entgegenblickt
Und Alles weislich beschickt
Was man da zu bedürfen pflegt.
So ward das Kind zu ihr gelegt
Gar heimlich und verstohlen
Und aller Welt verhohlen;
Nur einer Amme wars bekannt.
Bald gieng die Märe durch das Land,
Daß die Marschallin Floräte
Einen Sohn gewonnen hätte.
Es war auch wahr, man log nicht dran,
Daß sie einen Sohn gewann,
Der ihr Sohnestreu erzeigte
Bis sich Beider Leben neigte.
Es trug dieß süße Kind zu ihr
So süße kindliche Begier
Als zu der Mutter soll ein Kind;
Und billig ward sie so geminnt:
Sie hatt auch Ihres Herzens Triebe
Auf Ihn gewandt mit Mutterliebe,
Und hielt daran so treu gesinnt,
Als hätte selber sie dieß Kind
Unter ihrer Brust getragen.
Wie wir die Märe hören sagen,
So hat nie früher noch seither
Ein fremdes Paar so treulich mehr
Erzogen ihres Herren Sohn;
Die Märe selber wird davon
Noch zeugen unverborgen,
Wie väterlicher Sorgen,
Wie mancher Noth sich must um ihn
Der getreue Marschall unterziehn.
Nun die Marschallin zum Schein
Der Noth genesen sollte sein
Und nach den sechs Wochen,
Die den Fraun sind zugesprochen,
Zur Kirche gehen mit dem Sohn,
Von dem ihr mehr vernommen schon,
Da nahm sie selbst ihn auf den Arm
Und trug ihn wohlversorgt und warm
Zu dem Gotteshause hin.
Und als sie dann mit frommem Sinn
Ihr Gottesrecht empfangen
Und zum Opfer war gegangen
Mit schönem Ingesinde,
Da war dem kleinen Kinde
Die heilge Taufe bereit,
Damit es seine Christenheit
In Gottes Namen empfienge
Und, wie es ihm hernach ergienge,
Sein Christenrecht doch hätte.
Da nun an heilger Stätte
Der Priester stand und Alles auch
Bereit war, was beim Taufen Brauch,
Da fragt' er, wie das Kindelein
Denn geheißen sollte sein.
Da gieng die Marschallin hindann
Und sprach geheim mit ihrem Mann
Und fragt ihn, wie er wollte,
Daß man es nennen sollte.
Da schwieg der Marschall lange
Und sann und war ihm bange,
Ob er den Namen finde,
Der ziemend wär dem Kinde.
Dabei erwog er her und hin
Des Kindes Looß von Anbeginn
Und wie's mit ihm gekommen war;
Er hatt es ja vernommen gar.
»Seht«, sprach er, »Frau, wie ichs vernahm
Von seinem Vater, daß es kam
Mit ihm und seiner Blanscheflur,
Wie Trauriges ihm widerfuhr
Bis sein Will und Wunsch ergieng,
Wie sie dieß Kind mit Traur empfieng
Und es mit Trauer gewann,
So heißen wir es Tristan.«
Denn Triste zielt auf Traurigkeit,
Und von der beiden Eltern Leid
Ward Tristan dieses Kind genannt,
Tristan getauft von Priesterhand.
Sein Name war von Trist Tristan;
Mit Recht gehört' ihm der auch an,
Ziemt' ihm in aller Weise
Wie euch die Mär erweise.
Seht wie traurig es war,
Da ihn die Mutter gebar;
Seht wie früh die Welt ihm Noth,
Des jungen Rückens Bürde, bot;
Seht, welch ein trauriges Leben
Ihm zu leben ward gegeben;
Seht an den traurigen Tod,
Der alle seine Herzensnoth
Mit einem Ende beschloß,
Der