Norweger führten ihn
Inzwischen immer mit sich hin,
Und gieng es nur wie sie gedacht,
Sie hättens wohl an ihm vollbracht
Nach ihrem Willen und Begehr.
Doch anders schuf es Alles Der,
Der alle Dinge schlichtet,
Schlichtend zurechte richtet,
Dem alle Dinge, Meer und Wind,
In Furchten unterthänig sind.
Wie Der es wollte, ders gebot,
Erhob sich solche große Noth
Von Sturmwetter aus dem Meer,
Daß sie sich Alle selbst nicht mehr
Hülflich wusten beizustehn:
Sie ließen halt ihr Schifflein gehn
Wohin es wilde Winde trieben.
Ihnen selber war kein Trost geblieben,
Für Leib und für Leben:
Sie hatten sich begeben
Aller Hülf, als jener armen Steuer,
Die da heißet Abenteuer.
Den Zufall ließen sie es lenken,
Ob sie entgiengen ob ertränken;
Denn ihres Treibens war nicht mehr,
Als daß sie mit dem wilden Meer
Jetzt in den Himmel stiegen,
Um gleich hinab zu fliegen
In den tiefsten Schlund der Höllen.
So trieben sie die Wellen
Bald auf und bald nieder,
Bald hin und bald herwieder.
Bei so heftigem Schwanken
Des Schiffs war kein Gedanken,
Auf seinen Füßen zu stehn.
So must es ihnen ergehn
Wohl der Tag und Nächte acht.
Sie hätten schier des Leibes Macht
Und den Sinn verloren gar.
Einer sprach da von der Schar:
»Ihr Herren alle, Gott weiß,
Mich dünket, es sei Sein Geheiß,
Wie wir in Aengsten leben
Und kaum noch lebend schweben
Über Abgründen:
Das kommt von den Sünden
Und den Untreuen her,
Daß wir Tristan auf das Meer
Von seinen Freunden lockten.«
Ja, sprachen die Verstockten,
Sieh, so ist es, das ist wahr.
Alsbald berieth sich die Schar,
So sie eine Stille finden
An Waßer möchten und Winden,
Und zu Gestade stießen,
Daß sie dann gern ihn ließen
Gehn, wohin er möchte gehn.
Und siehe, kaum war das geschehn,
Daß dieß ihr aller Wille ward,
Da sah man ihre schlimme Fahrt
Gesänftet gleich zur Stelle.
Es ließen Wind und Welle
Von ihrer ungestümen Wuth:
Still senkte sich die Meeresflut,
Licht schien die Sonne wie vorher.
Da bedachten sie sich auch nicht mehr,
Denn in den sieben Tagen
Hatte sie der Wind geschlagen
Gen Cornewal, dem Lande.
Sie waren seinem Strande
Nun mit Einem Mal so nah,
Daß man das Gestade sah.
Sie eilten sich zu landen
Und setzten Tristanden
An das Land in einem Boot,
Und gaben ihm darein ein Brot
Und andrer Speise noch ein Theil,
Und sprachen: »Gebe Gott dir Heil
Und wolle deines Lebens pflegen.«
Sie boten all ihm ihren Segen
Und wandten sich alsbald hindann.
Nun wie gehabte sich Tristan?
Unser armer Tristan? Ja,
Das arme Kind saß weinend da,
Denn Kinder haben anders keinen
Trost in ihrem Leid als Weinen.
Trostlos im Elende
Hob es seine Hände
Zu Gott empor gefaltet:
»Gott, der im Himmel waltet,
Da du so reich an Gnaden bist
Und deine Güt ohn Ende ist,
Viel süßer Gott, so bitt ich dich,
Daß du noch Gnade gegen mich
Gütig begehst, nachdem dein Rath
Dieß über mich verhänget hat,
Daß ich so weit verschlagen bin.
Nun weise mich doch noch dahin,
Wo ich bei Leuten möge sein.
Weit schau ich in die Welt hinein
Und seh kein Leben rings umher:
Die große Wildniss schreckt mich sehr.
Wohin mein Blick sich wende,
Da hat die Welt ein Ende;
Wohin ich ihn kehre,
Da seh ich in das Leere,
In ein öd Gefilde,
In Wüste und Wilde,
Auf wüste Felsen, wilde See.
Diese Furcht thut mir so weh;
Am allermeisten sorg ich,
Die wilden Thiere freßen mich,
Wohin ich immer gehen mag.
Auch erseh ich, daß der Tag
Dem Abend entgegen eile.
Wenn ich also länger weile,
Daß ich nicht hinnen gehe,
Daran geschieht mir wehe:
Denn eil ich nicht von hinnen bald,
Und benacht ich in dem Wald,
So ists um mich geschehen.
Nun seh ich bei mir stehen
Viel hoher Berg und Felsen hier:
Von denen will ich einen mir
Erklimmen, so ich kann und mag,
So lange mir noch scheint der Tag,
Ob nicht ein Gebäude da
Stehe fern oder nah,
Wo ich Leute finde
Als deren Ingesinde
Ich