schön, so klug und so fein,
Daß die Fremden insgemein
Die Augen auf ihn wandten
Und sich insgeheim bekannten,
Daß sie nie so jungen Jahren
Noch sahn so große Zucht sich paaren.
Wie ihnen aber auch sein Spiel
Und sein Benehmen all gefiel,
Das war doch wider dieß ein Wind:
Das nahm sie Wunder, daß ein Kind
So viel der Sprachen hatt errungen:
Denn es floß ihm von der Zungen
Wie sie es nie vernommen,
So weit sie noch gekommen.
Wie er höfisch war am Hof erzogen,
Um keine Höflichkeit betrogen,
Ließ er viel fremde Zabelworte
Einfließen stäts am rechten Orte:
Die sprach er wohl, der wust er viel
Und zierte gern damit sein Spiel.
Er sang auch wohl zu preisen
Chansons und schöne Weisen,
Refräns und Stampenîeen.
Mit solchen Curtoisîeen
Trieb er es so lange fort
Bis die Handelsleute dort
Zu Rathe wurden unter sich,
Könnten sie durch einen Schlich
Ihn behalten und von hinnen bringen,
Sie möchten Ehr an ihm erringen,
Dazu auch hohen Gewinn.
Das zogen sie nicht lange hin:
Sie geboten ihren Rudrern gleich
Ihnen Hand zu leisten zu dem Streich,
Und lösten selbst den Anker schon,
Daß nichts zur Sprache kam davon.
Das Schiff stieß ab und fuhr hindann
So leise, daß es Tristan
Und Kurvenal nicht ward gewahr
Bis sie es hatten von dem Fahr
Eine ganze Meile weit gebracht:
Die waren auf ihr Spiel bedacht,
Auf ihr Schachzabel, alsosehr,
Daß sie an nichts andres mehr
Hatten als ans Spiel gedacht.
Als das Spiel nun war vollbracht
So daß es Tristan gewann,
Und der sich umzusehn begann,
Da sah er wohl, woran sie waren.
So leidig saht ihr nie gebahren
Ein Mutterkind mit Jammermienen.
Aufsprang er und stand unter ihnen:
»Ach edle Kaufherrn«, rief er aus,
»Wo wollt ihr nur mit mir hinaus?
Wohin denn, saget, bringt ihr mich?« –
»Seht, Freund«, sprach Einer säuberlich,
»Nichts kann euch mehr davor bewahren,
Ihr müßt mit uns von hinnen fahren.
Drum bleibet still und wohlgemuth.«
Da hub Tristan, das arme Blut,
So jämmerlich zu klagen an,
Daß Kurvenal sein Freund begann
Zu weinen mit dem Knaben
Und sich also zu gehaben,
Daß all das Kielgesinde
Von ihm und von dem Kinde
Unmuth und Kummer gewann.
Sie setzten Kurvenalen dann
In ein kleines Schifflein,
Und legten zu ihm darein
Ein Ruder und ein kleines Brot
Zu der Fahrt und für des Hungers Noth,
Und sagten ihm, er solle
Fahren, wohin er wolle;
»Doch Tristan der muß mit uns fort.«
Sie fuhren hin mit diesem Wort
Und ließen ihn da schwebend,
In manchen Sorgen bebend.
Der Meister schwebte auf der See;
In mancher Weise war ihm weh:
Weh um das Ungemach, das da
Seinem Tristan geschah;
Weh auch um die eigne Noth.
Denn er fürchtete den Tod,
Weil er nicht konnte schiffen:
Er hatt es nie begriffen.
Da klagte laut der arme Mann:
»Ach, lieber Gott, was fang ich an!
In solche Sorge kam ich nie.
Nun bin ich ohne Leute hie
Und versteh auch selber nicht zu fahren.
Du sollst mich, Gott und Herr, bewahren
Und mein Gefährte sein von hinnen.
Was ich nie begann, beginnen
Will ich auf die Gnade dein:
Wolle mein Geleiter sein!«
Hiemit das Ruder griff er an
Und fuhr auf Gottes Trost hindann
Und kam in kurzer Stunde
Der Gotteshülf im Bunde
Nach Haus und sagte Märe
Wie es ergangen wäre.
Der Marschall und sein selig Weib
Wandten wider ihren Leib
So jämmerlicher Klage Noth,
Läg er vor ihren Augen todt,
Ihnen könnte diese Pein
Näher nicht gegangen sein.
So giengen sie Beide
Im gemeinsamen Leide,
Und all ihr Ingesinde,
Nach dem verlornen Kinde
Weinen an des Meers Gestad.
Manche Zunge da mit Treue bat,
Daß Gott dem Kinde gnädig sei.
Der Klage ward da mancherlei,
Bald so bald so, die man vernahm
Und als es an den Abend kam,
Da sie von dannen schieden,
Die Klage, erst verschieden,
Die klang da gar einhellig:
Sie klagten nun gesellig,
Sie riefen hier und riefen dort
Nichts anders als das eine Wort:
»Bêas Tristan, curtois Tristant,
Ton Cors, ta vie a Dê comant!«
»Dein schöner Leib, dein süßes Leben
Sei Gottes