Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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es immer möge sein.«

      So stand er auf und gieng hindann.

      Rock und Mantel hatt er an

      Von edelm Pfellel, der war

      Von Gewürke wunderbar:

      Es hatte Sarazenenhand

      Mit seinen Börtlein dieß Gewand

      Zu aller Augen Preise

      Nach heidnischer Weise

      Gar künstlich durchwoben;

      Auch war der Schnitt zu loben

      Und so sehr nach seinem schönen Leib,

      Daß wohl niemals Mann noch Weib

      Schönre Kleider mochten schneiden,

      Die so ziemten wie die beiden.

      Auch meldet uns die Märe,

      Dasselbe Pfellel wäre

      Grüner als das Maiengras,

      Und was als Futter drunter saß,

      Das war ein weißer Hermelin,

      Der alle Weiße überschien.

      Also macht' er sich bereit

      Weinend und voll Traurigkeit

      Zu seiner mühsamen Fahrt.

      Da ihm die Fahrt nicht ward erspart,

      Den Rock da zog er zu dem Lauf

      Ein wenig unterm Gürtel aus;

      Den Mantel aber schlug er ein

      Und legt' ihn auf sein Achselbein,

      Und stieg so gen der Wilde

      Durch Wald und durch Gefilde.

      Er hatte weder Weg noch Pfad

      Als den er selber erst sich trat:

      Die Füße bahnten ihm den Weg,

      Die Hände legten ihm den Steg;

      Er ritt die eignen Arm und Beine

      Über Stock und über Steine,

      Bis er den Berg hinan geklommen

      Auf eine Höhe war gekommen.

      Da kam ihm von Ohngefähr

      Ein wilder Waldsteig in die Quer,

      Mit Gras bewachsen und schmal:

      Den gieng er jenseits zu Thal.

      Er trug ihn in die Richte hin;

      In kurzer Weile bracht er ihn

      Auf eine schöne Straße,

      Breit in guter Maße

      Und viel befahren auf und ab.

      Da setzte sich der gute Knab

      Zu ruhen weinend nieder.

      Da trug sein Herz ihn wieder

      Zu den Freunden und dem Land,

      Wo ihm ein Jeder war bekannt.

      Da fiel ihn großer Jammer an;

      Zu jammern hub er wieder an

      Und klagte Gott sein Ungemach.

      Herzinnig blickt' er auf und sprach:

      »Gott, mein Herr und Rather,

      Meine Mutter und mein Vater,

      Wie verloren sie mich nun!

      Weh, was ließ ich nicht beruhn

      Mein leidiges Schachzabelspiel,

      Das ich immer haßen will!

      Sperber, Falken, Schmierlein,

      Die laße Gott unselig sein:

      Sie raubten meinem Vater mich.

      Um ihretwillen schied ich

      Von Freunden und Verwandten.

      Alle die mich kannten,

      Mir gönnten Lieb und Gutes,

      Die sind nun trübes Muthes

      Und haben Angst und Noth um mich.

      Ach süße Mutter, wie du dich

      Mit Klage quälst, ich weiß es wohl.

      Dein Herz ist, Vater, Leides voll:

      Ich weiß wohl, daß ihr Beide

      Überladen seid mit Leide.

      Und Gott im Himmel! wüst ich doch,

      Daß ihr wüstet, daß ich noch

      Gesund bin und das Leben habe:

      Eine große Gottesgabe

      Wär das euch, darnach auch mir.

      Denn fürwahr, ich weiß, daß ihr

      Kaum oder nie mehr werdet froh,

      Es füg es denn der Himmel so,

      Daß ihr erfahrt, ich sei geborgen.

      Tröster du in allen Sorgen,

      Gott im Himmel, füge das.«

      Derweil der Knabe also saß

      Klagend wie ich kund gethan,

      Sah er von fern zu sich heran

      Zwei alte Waller kommen,

      In Gottseligkeit der Frommen

      Betagt schon beid' und hochbejahrt,

      Dazu bebartet und behaart

      Wie meist die Waller sind, die wahren

      Kinder Gottes, wenn sie fahren.

      Diese Wallenden beide

      Trugen zum Kleide

      Leinmäntel an und solch Gewand,

      Wie es ziemt dem Wallerstand.

      Mit Meermuscheln man es sah

      Besetzt von außen hier und da;

      Und fremder Zeichen sonst genug.

      Ihrer Jedweder trug

      Den Pilgerstab an der Hand;

      Ihre Hüt und all ihr Beingewand

      Ganz nach der Waller Rechte.

      Dieselben Gottesknechte

      Trugen an den Schenkeln

      Leinhosen, ob den Enkeln

      Eine Handbreit wohl zu klein,

      Doch straff gebunden an das Bein;

      Füß und Enkel waren bloß

      Für den Tritt und für den Stoß.

      Sie trugen auf den Schultern auch

      Nach des Büßerlebens Brauch

      Den frommen Schmuck der Palmen.

      Ihr Gebet und ihre Psalmen

      Und was sie konnten Gutes

      Lasen sie selgen Muthes.

      Tristan, als er sie kommen sah,

      Zu sich selber ängstlich sprach er da:

      »Du mein gnädger Herr und Gott,

      Wie werd ich jetzo gar zu Spott!

      Die beiden Männer, die da gehn,

      Wenn sie mich hier sitzen sehn,

      Sie mögen mich wohl fahen.«

      Doch