es immer möge sein.«
So stand er auf und gieng hindann.
Rock und Mantel hatt er an
Von edelm Pfellel, der war
Von Gewürke wunderbar:
Es hatte Sarazenenhand
Mit seinen Börtlein dieß Gewand
Zu aller Augen Preise
Nach heidnischer Weise
Gar künstlich durchwoben;
Auch war der Schnitt zu loben
Und so sehr nach seinem schönen Leib,
Daß wohl niemals Mann noch Weib
Schönre Kleider mochten schneiden,
Die so ziemten wie die beiden.
Auch meldet uns die Märe,
Dasselbe Pfellel wäre
Grüner als das Maiengras,
Und was als Futter drunter saß,
Das war ein weißer Hermelin,
Der alle Weiße überschien.
Also macht' er sich bereit
Weinend und voll Traurigkeit
Zu seiner mühsamen Fahrt.
Da ihm die Fahrt nicht ward erspart,
Den Rock da zog er zu dem Lauf
Ein wenig unterm Gürtel aus;
Den Mantel aber schlug er ein
Und legt' ihn auf sein Achselbein,
Und stieg so gen der Wilde
Durch Wald und durch Gefilde.
Er hatte weder Weg noch Pfad
Als den er selber erst sich trat:
Die Füße bahnten ihm den Weg,
Die Hände legten ihm den Steg;
Er ritt die eignen Arm und Beine
Über Stock und über Steine,
Bis er den Berg hinan geklommen
Auf eine Höhe war gekommen.
Da kam ihm von Ohngefähr
Ein wilder Waldsteig in die Quer,
Mit Gras bewachsen und schmal:
Den gieng er jenseits zu Thal.
Er trug ihn in die Richte hin;
In kurzer Weile bracht er ihn
Auf eine schöne Straße,
Breit in guter Maße
Und viel befahren auf und ab.
Da setzte sich der gute Knab
Zu ruhen weinend nieder.
Da trug sein Herz ihn wieder
Zu den Freunden und dem Land,
Wo ihm ein Jeder war bekannt.
Da fiel ihn großer Jammer an;
Zu jammern hub er wieder an
Und klagte Gott sein Ungemach.
Herzinnig blickt' er auf und sprach:
»Gott, mein Herr und Rather,
Meine Mutter und mein Vater,
Wie verloren sie mich nun!
Weh, was ließ ich nicht beruhn
Mein leidiges Schachzabelspiel,
Das ich immer haßen will!
Sperber, Falken, Schmierlein,
Die laße Gott unselig sein:
Sie raubten meinem Vater mich.
Um ihretwillen schied ich
Von Freunden und Verwandten.
Alle die mich kannten,
Mir gönnten Lieb und Gutes,
Die sind nun trübes Muthes
Und haben Angst und Noth um mich.
Ach süße Mutter, wie du dich
Mit Klage quälst, ich weiß es wohl.
Dein Herz ist, Vater, Leides voll:
Ich weiß wohl, daß ihr Beide
Überladen seid mit Leide.
Und Gott im Himmel! wüst ich doch,
Daß ihr wüstet, daß ich noch
Gesund bin und das Leben habe:
Eine große Gottesgabe
Wär das euch, darnach auch mir.
Denn fürwahr, ich weiß, daß ihr
Kaum oder nie mehr werdet froh,
Es füg es denn der Himmel so,
Daß ihr erfahrt, ich sei geborgen.
Tröster du in allen Sorgen,
Gott im Himmel, füge das.«
Derweil der Knabe also saß
Klagend wie ich kund gethan,
Sah er von fern zu sich heran
Zwei alte Waller kommen,
In Gottseligkeit der Frommen
Betagt schon beid' und hochbejahrt,
Dazu bebartet und behaart
Wie meist die Waller sind, die wahren
Kinder Gottes, wenn sie fahren.
Diese Wallenden beide
Trugen zum Kleide
Leinmäntel an und solch Gewand,
Wie es ziemt dem Wallerstand.
Mit Meermuscheln man es sah
Besetzt von außen hier und da;
Und fremder Zeichen sonst genug.
Ihrer Jedweder trug
Den Pilgerstab an der Hand;
Ihre Hüt und all ihr Beingewand
Ganz nach der Waller Rechte.
Dieselben Gottesknechte
Trugen an den Schenkeln
Leinhosen, ob den Enkeln
Eine Handbreit wohl zu klein,
Doch straff gebunden an das Bein;
Füß und Enkel waren bloß
Für den Tritt und für den Stoß.
Sie trugen auf den Schultern auch
Nach des Büßerlebens Brauch
Den frommen Schmuck der Palmen.
Ihr Gebet und ihre Psalmen
Und was sie konnten Gutes
Lasen sie selgen Muthes.
Tristan, als er sie kommen sah,
Zu sich selber ängstlich sprach er da:
»Du mein gnädger Herr und Gott,
Wie werd ich jetzo gar zu Spott!
Die beiden Männer, die da gehn,
Wenn sie mich hier sitzen sehn,
Sie mögen mich wohl fahen.«
Doch