erfunden.«
Da sprach der gute Tristan:
»Nehmt nun diese Haut hindann,
Denn meine Kunst ist hier am Ziel.
Und wißet, hätt ich bei dem Spiel
Euch beßer dienen können,
Das möcht ich euch wohl gönnen.
Nun schneide Jeder seine Wied
Und führe Jeder heim ein Glied;
Nehmt das Haupt in die Hand
Und bringet euer Prisant
Zu Hof nach höfischem Brauch:
So höfischt ihr euch selber auch.
Ohne Zweifel wißt ihr selber wohl
Wie man den Hirsch prisanten soll:
Prisantet ihn denn nach dem Rechte.«
Der Meister und all die Knechte
Hörten mit Verwundern an,
Wie der kindische Mann
So viel von Jagdgebrauch verstand
Und stäts die rechten Worte fand
Ihnen Kunde beizubringen
Von diesen fremden Dingen.
»Sieh«, sprachen sie, »vieledles Kind,
Diese Sachen, die so seltsam sind,
Die du uns lehrst und hast gelehrt,
Sie dünken uns so lernenswerth,
Wir lernten gern davon noch viel.
Was dir uns kund zu thun gefiel,
Das schlagen wir für nichts noch an.«
Da zogen sie dem jungen Mann
Ein Pferd herbei und baten ihn,
Daß er doch mit ihnen hin
Nach seiner Kunst zu Hofe ritte,
Und seines Landes Brauch und Sitte
Sie zu Ende ließe sehn.
Tristan sprach: »Das soll geschehn.
Nehmt den Hirsch und laßt uns ziehn.«
Da saß er auf und ritt dahin.
Da sie also ritten durch den Raum,
Gewarten mochten jene kaum
Der Stund und der Gelegenheit:
Jeder wollte vor der Zeit
Errathen seine Märe,
Von welchem Land er wäre
Und wie er wär ins Land gekommen
Sie hätten alle gern vernommen
Seinen Namen, seinen Stand.
Das hatte Alles bald erkannt
Der sinnreiche Tristan,
Der sinnig wiederum begann
Sein Märlein zu ersinnen.
Kindischem Beginnen
War seine Rede wenig gleich.
Er sprach an gutem Sinne reich:
»Jenseit Britannien liegt ein Land,
Das Parmenîe wird genannt.
Mein Vater ist da ein Kaufmann,
Der mit der Welt wohl leben kann
In seiner Weise schön und wohl;
Ich meine, wie ein Kaufmann soll.
Doch muß ich wohl bekennen,
Er ist nicht so reich zu nennen
Der Habe noch des Gutes
Als tugendlichen Muthes.
Der ließ mich lehren was ich kann.
Nun kam manch fremder Kaufmann,
Der aus fernen Reichen war:
Da nahm ich ihres Wesens wahr
Merkt ihre Sprach und Sitte gut
Bis mich zu ziehn begann mein Muth
Und täglich anzutreiben,
Nicht lang daheim zu bleiben;
Und weil ich gern das ferne Land
Und fremde Leute hätt erkannt,
Lebt ich vom Abend bis zum Morgen,
In den Gedanken nur und Sorgen
Bis meinem Vater ich entrann
Und mit Kaufleuten fuhr hindann;
So bin ich in dieß Land gekommen.
Ihr habt nun all mein Ding vernommen
Wie es euch nun gefalle.«
»Ach, trautes Kind«, so sprachen Alle,
»Es war an dir ein edler Muth.
Die Fremd' ist manchem Herzen gut.
Sie lernen von ihr manche Tugend.
Trauter Knabe, süße Jugend,
Gebenedeit sei doch das Land
Von Gott, wo eines Kaufmanns Hand
Zog ein so tugendreiches Kind:
Alle Könge, die da sind,
Hättens nicht so wohl erzogen.
Nun, Lieber, sag uns ungelogen,
Wie hieß dein höfscher Vater dich?«
»Tristan«, sprach er, »heiß ich.«
»Dê us adjut«, sprach Einer drauf,
»Bei Gott, den Namen gieb doch auf:
Viel besser wärest du genannt
Juvente belle et la riant:
Jugend, heißt das, schön und lachend.«
So ritten sie, sich Kurzweil machend:
Dem fiel dieß, dem jenes ein;
Doch ihre Kurzweil war allein
Mit diesem fremden Kinde.
So fragt' ihn dieß Gesinde
Ein Jeder was ihm wohlgefiel.
Nun geschahs nach kurzer Stunde Ziel,
Daß Tristan die Burg ersah.
Von einer Linde brach er da
Sich zwei Kränzlein wohlbelaubt:
Eins setzt' er selber sich aufs Haupt;
Das andere, das weiter war,
Bot er dem Jägermeister dar.
»Ei«, sprach er, » lieber Meister mein,
Wem mag die schöne Burg wohl sein?
Es ist ein königlich Castel.«
Der Meister sprach: »Tintajoel.«
»Tintajoel! ach welch Castel!
Dê te sal, Tintajoel,
Und all dein Ingesinde.«
»Nun wohl dir süßem Kinde.«
Die Gefährten sprachen so:
»Sei immer selig und froh,
Und möge dir so wohl geschehn
Als wir es Alle gern sehn.«
So kamen sie zum äußern Thor;
Tristan