Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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kommt die Brust gegangen,

      Dann Bug und Beine: sicher ward

      Bei Hof nach schönerer Art

      Nie ein Hirsch prisantet eh.

      Saget selber, saht ihr je

      So schöne Furkîe?

      Ich vernahm von Jägerîe

      Noch Künste nie gleich diesen.

      Auch hat er uns gewiesen

      Wie man den Hirsch entbästen soll.

      Die Kunst gefällt mir so wohl,

      Daß ich nimmer Hirsch noch andre Thiere

      Wieder hauen will in vier Quartiere

      Und sollt ich all mein Leben jagen.«

      So begann er seinem Herrn zu sagen

      Von Anfang an die Märe,

      Wie er vollkommen wäre

      In höfscher Jägerîe

      Und wie er die Curîe

      Bereitet für die Hunde.

      Des Jägermeisters Kunde

      Vernahm der König guter Dinge,

      Und gebot, daß man ihn vor ihn bringe;

      Den Jägern aber heim zu fahren,

      Ihres Amts und ihrer Pflicht zu wahren.

      Da ritten Alle bald hindann.

      Der Jägermeister Tristan,

      Der gab sein Hörnlein wieder

      Und sprang vom Pferde nieder.

      Entgegen lief dem Kinde

      Das junge Hofgesinde

      Und conduierts mit holdem Sinn

      An den Händen vor die Krone hin.

      Auch konnt er selber zierlich gehn

      Und war der Leib ihm anzusehn

      Wie es die Minne gebot.

      Ihm war der Mund frisch rosenroth,

      Licht seine Haut, die Augen klar;

      Schön hellbraun war ihm sein Haar

      Und gelockt am Ende;

      Seine Arm und Hände

      Wohlgestellt zumal und blank,

      Sein Leib im rechten Maße lang;

      Und was zu seiner Schönheit Scheine

      Das Meiste beitrug, Arm und Beine,

      So preislich standen sie und wohl

      Als mans am Manne preisen soll.

      Sein Gewand, das hab ich schon gesagt,

      War wie es höfschem Sinn behagt

      Nach seinem Leib geschnitten.

      An Geberden und an Sitten

      War ihm sein Recht so voll geschehn,

      Daß man ihn gerne mochte sehn.

      Marke sah Tristanden an,

      »Freund«, sprach er, »heißest du Tristan?«

      »Ja, Herr, Tristan: Dê us sal.«

      »Dê us sal, bêas vassal.«

      »Merzi«, sprach er, »gentil rois,

      Edler König Cornwalois:

      Ihr und eur Gesinde

      Sollt von Gottes Kinde

      Gebenedeit sein immerdar.«

      Da ward ihm von der Höflingsschar

      »Merzi« gerufen wunderviel.

      Sie trieben nur das Eine Spiel:

      »Tristan, Tristan li Parmenois

      Cum est bêas et cum curtois!«

      Marke sprach Tristanden an:

      »Höre was du thust, Tristan.

      Einer Bitte sollst du mich gewähren,

      Die will ich nicht von dir entbehren.«

      »Was ihr gebietet, Herre mein.«

      »Du sollst mein Jägermeister sein.«

      Das facht' ein groß Gelächter an.

      Hinwieder sprach da Tristan:

      »Herr, gebietet über mich:

      Was ihr gebietet bin ich,

      Euer Jäger, euer Dienstmann,

      Und dien euch wie ich bestens kann.«

      »Wohlan denn, Freund«, sprach Marke froh,

      »Dieß ist gelobt, nun sei es so.«

      VI. Das höfische Kind.

      Nun, Tristan, der ist heim gekommen

      Unbewust, ihr habts vernommen

      Und wähnte doch hier fremd zu sein.

      Der unvermeinte Oheim,

      Mark, der tugendliche Mann,

      That gar tugendlich daran,

      Wars gleich zu sehr nicht eben Noth,

      Er bat zumal und gebot

      All dem Hofgesinde,

      Daß es dem fremden Kinde

      Gut und gnädig wäre

      Und ihm mit Reden Ehre

      Bot und mit Geselligkeit.

      Sie waren all dazu bereit

      Mit willigem Muthe.

      Seht, Tristan ward, der gute,

      Des Königs Ingesinde so.

      Der sah ihn gern und war sein froh.

      Denn Ihn zog auch sein Herz dahin.

      Er blickte gern und oft auf ihn,

      Denn er war zu allen Zeiten

      Höfisch an seiner Seiten

      Und trug sich ihm zu Diensten an,

      Wo er nur Gelegenheit gewann.

      Wo Marke hingieng oder war,

      Sah man ihn den andern immerdar;

      Auch nahm ihm Marke das für gut;

      Er trug ihm immer holden Muth

      Und freute sich, wenn er ihn sah.

      Nun geschahs am Hofe da

      In den ersten acht Tagen,

      Daß Marke selbst ritt mit ihm jagen,

      Und viel des Hofgesindes auch,

      Zu schauen seinen Jagdgebrauch

      Und wahrzunehmen seiner Kunst.

      Sein Jagdpferd nahm da Mark aus Gunst

      Und schenkt' es ihm mit holden Sitten:

      So gut war Tristan nie beritten

      Gewesen; stark wars, schön und schnell.

      Dazu ein Hörnlein süß und hell

      Hieß er ihm geben in die Hand

      Und sprach: »Tristan, dir ist bekannt,

      Daß du mein Jägermeister bist.

      Nun zeig uns wie dein Jagdbrauch