kommt die Brust gegangen,
Dann Bug und Beine: sicher ward
Bei Hof nach schönerer Art
Nie ein Hirsch prisantet eh.
Saget selber, saht ihr je
So schöne Furkîe?
Ich vernahm von Jägerîe
Noch Künste nie gleich diesen.
Auch hat er uns gewiesen
Wie man den Hirsch entbästen soll.
Die Kunst gefällt mir so wohl,
Daß ich nimmer Hirsch noch andre Thiere
Wieder hauen will in vier Quartiere
Und sollt ich all mein Leben jagen.«
So begann er seinem Herrn zu sagen
Von Anfang an die Märe,
Wie er vollkommen wäre
In höfscher Jägerîe
Und wie er die Curîe
Bereitet für die Hunde.
Des Jägermeisters Kunde
Vernahm der König guter Dinge,
Und gebot, daß man ihn vor ihn bringe;
Den Jägern aber heim zu fahren,
Ihres Amts und ihrer Pflicht zu wahren.
Da ritten Alle bald hindann.
Der Jägermeister Tristan,
Der gab sein Hörnlein wieder
Und sprang vom Pferde nieder.
Entgegen lief dem Kinde
Das junge Hofgesinde
Und conduierts mit holdem Sinn
An den Händen vor die Krone hin.
Auch konnt er selber zierlich gehn
Und war der Leib ihm anzusehn
Wie es die Minne gebot.
Ihm war der Mund frisch rosenroth,
Licht seine Haut, die Augen klar;
Schön hellbraun war ihm sein Haar
Und gelockt am Ende;
Seine Arm und Hände
Wohlgestellt zumal und blank,
Sein Leib im rechten Maße lang;
Und was zu seiner Schönheit Scheine
Das Meiste beitrug, Arm und Beine,
So preislich standen sie und wohl
Als mans am Manne preisen soll.
Sein Gewand, das hab ich schon gesagt,
War wie es höfschem Sinn behagt
Nach seinem Leib geschnitten.
An Geberden und an Sitten
War ihm sein Recht so voll geschehn,
Daß man ihn gerne mochte sehn.
Marke sah Tristanden an,
»Freund«, sprach er, »heißest du Tristan?«
»Ja, Herr, Tristan: Dê us sal.«
»Dê us sal, bêas vassal.«
»Merzi«, sprach er, »gentil rois,
Edler König Cornwalois:
Ihr und eur Gesinde
Sollt von Gottes Kinde
Gebenedeit sein immerdar.«
Da ward ihm von der Höflingsschar
»Merzi« gerufen wunderviel.
Sie trieben nur das Eine Spiel:
»Tristan, Tristan li Parmenois
Cum est bêas et cum curtois!«
Marke sprach Tristanden an:
»Höre was du thust, Tristan.
Einer Bitte sollst du mich gewähren,
Die will ich nicht von dir entbehren.«
»Was ihr gebietet, Herre mein.«
»Du sollst mein Jägermeister sein.«
Das facht' ein groß Gelächter an.
Hinwieder sprach da Tristan:
»Herr, gebietet über mich:
Was ihr gebietet bin ich,
Euer Jäger, euer Dienstmann,
Und dien euch wie ich bestens kann.«
»Wohlan denn, Freund«, sprach Marke froh,
»Dieß ist gelobt, nun sei es so.«
VI. Das höfische Kind.
Nun, Tristan, der ist heim gekommen
Unbewust, ihr habts vernommen
Und wähnte doch hier fremd zu sein.
Der unvermeinte Oheim,
Mark, der tugendliche Mann,
That gar tugendlich daran,
Wars gleich zu sehr nicht eben Noth,
Er bat zumal und gebot
All dem Hofgesinde,
Daß es dem fremden Kinde
Gut und gnädig wäre
Und ihm mit Reden Ehre
Bot und mit Geselligkeit.
Sie waren all dazu bereit
Mit willigem Muthe.
Seht, Tristan ward, der gute,
Des Königs Ingesinde so.
Der sah ihn gern und war sein froh.
Denn Ihn zog auch sein Herz dahin.
Er blickte gern und oft auf ihn,
Denn er war zu allen Zeiten
Höfisch an seiner Seiten
Und trug sich ihm zu Diensten an,
Wo er nur Gelegenheit gewann.
Wo Marke hingieng oder war,
Sah man ihn den andern immerdar;
Auch nahm ihm Marke das für gut;
Er trug ihm immer holden Muth
Und freute sich, wenn er ihn sah.
Nun geschahs am Hofe da
In den ersten acht Tagen,
Daß Marke selbst ritt mit ihm jagen,
Und viel des Hofgesindes auch,
Zu schauen seinen Jagdgebrauch
Und wahrzunehmen seiner Kunst.
Sein Jagdpferd nahm da Mark aus Gunst
Und schenkt' es ihm mit holden Sitten:
So gut war Tristan nie beritten
Gewesen; stark wars, schön und schnell.
Dazu ein Hörnlein süß und hell
Hieß er ihm geben in die Hand
Und sprach: »Tristan, dir ist bekannt,
Daß du mein Jägermeister bist.
Nun zeig uns wie dein Jagdbrauch