Weich und linde, klein und schlank
Und wie ein Hermelin so blank;
Mit diesen rührt' und schlug er schöne
Grund- und schnelle Wandeltöne,
Seltsame, süße, reine.
Da dacht er auch an seine
Lieder aus der Briten Land;
Den Hammer setzt' er ein gewandt,
Zog diese Saite nieder,
Die andre höher wieder
Bis sie standen wie sie sollten stehn.
Nun, das war alsbald geschehn:
Der neue Harfenist, Tristan,
Fieng seines neuen Amtes an
Zu warten klug und weise.
Seine Noten zu der Weise,
Seine seltsamen Grüße,
Die harft' er also süße,
Und begleitete so schön
Sich selbst mit Saitengetön,
Daß Alles zu der Stelle lief,
Dieser Jenen näher rief.
Eilends lief die Höflingsschar
Herbei, die in den Kammern war
Und wähnten doch zu spät zu kommen.
Herr Mark hatt Alles wohl vernommen:
Er saß, des Spieles achtend,
Seinen Freund Tristan betrachtend,
Und verwunderte sich sehr,
Daß so höfsche Gabe der,
Und gute Kunst in seiner Brust
(Er war sich ihrer doch bewust)
Verhehlen mochte bisheran.
Nun, weiter spielte Tristan
Und wob den Leich hinein mit Sinn
Von der stolzen Freundin
Graland des Schönen:
Den ließ er süß ertönen
Und harfte so zu Preise
Die britunische Weise,
Daß da Mancher stund und saß,
Der seines Namens schier vergaß.
Da begannen Herz und Ohren
Als würden sie zu Thoren
Aus ihrer Pflicht zu wanken;
Da wurden Gedanken,
Seltsame, zu Tag gebracht;
Da ward zu manchem Mal gedacht:
»Ach, selig sei der Kaufmann,
Der so höfschen Sohn gewann!«
Seine Finger, ach, die weißen,
Wie sah man die sich fleißen
Und wühlen in den Saiten;
Sie konnten Töne spreiten,
Daß der Pallas wurde voll.
Da zahlten Augen wohl den Zoll:
Sie gaben alle Acht darauf
Und folgten seiner Hände Lauf.
Nun wars mit diesem Leich geschehn:
Einen Boten ließ der König gehn,
Der sprach, es wünschten Viele,
Daß er noch einen spiele.
»Mu voluntiers«, sprach Tristan;
Herrlich hub er wieder an
Einen Liebesleich wie eh
Von der curtoisen Thisbe
Aus dem alten Babylon:
Den harft' er in so schönem Ton
Und wandelte den Grundton auch
Nach so meisterlichem Brauch,
Daß es den Harfner Wunder nahm.
Als die Gelegenheit dann kam
Flocht der tugendliche Knabe
Zu aller Ohren Labe
Seine Chanzonen mit hinein:
Er sang die Leichnötelein,
Britunische, galoisische,
Lateinische, französische,
So süß mit seinem Munde:
Sie wusten in der Runde
Nicht, welches süßer wäre
Oder würdiger der Ehre,
Ob sein Harfen oder Singen.
Sich hub von diesen Dingen,
Von seinem Spiel, von seinem Sang
Gerede viel, Gerede lang,
Indem sie All gestanden
Sie hätten in den Landen
Das nie gehört, gesehen nie.
Der sprach dort und dieser hie.
Ach, was ist das für ein Kind!
Was ist er uns ein Ingesind!
Alle Kinder, die nun leben,
Möchte man zu Tausche geben
Für den Einen Tristan gleich.«
Als nun Tristan seinen Leich
Zu Ende brachte nach Begehr,
Herr Marke sprach: »Tristan, geh her.
Der dich das hat gelehret,
Der sei vor Gott geehret
Und du mit ihm: das hat wohl Grund.
Ich hörte gerne deinen Mund
Lieder singen vor der Nacht,
Wenn doch dein Auge gern noch wacht.
Nicht wahr, das thust du mir und dir?« –
Ja, gerne, Herr. – »Nun sage mir,
Kannst du noch ander Saitenspiel?« –
Nein, sprach er, Herr. »Zier dich nicht viel;
So lieb als ich dir bin, Tristan,
Die rechte Wahrheit sag mir an.«
Die Wahrheit sprach er da getreuer:
»Ihr braucht mich nicht so hoch und theuer
Zu mahnen, Herr: ich hätt es wohl
Schon so gesagt, da ich es soll,
Und ihr es wollet wißen.
Herr, ich war beflißen
Zu lernen jedes Saitenspiel;
Und kann von Keinem doch so viel,
Ich wüste gern davon noch mehr.
Auch hab ich es nur nebenher
Und nicht jeden Tag getrieben;
Und bin dabei geblieben
Kaum in das siebente Jahr
Oder wenig drüber, das ist wahr.
Man lehrte mich in Parmenie
Fiedelspiel und Symphonie;
Harfen und Rotten
Lehrten mich Galiotten,
Zwei Meister galoise;