Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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      (Sie waren aus der Stadt zu Lut)

      Die Leier und das Sambiut.«

      Sambjut, was ist das, lieber Mann?

      »Das beste Saitspiel, das ich kann.«

      »Seht«, sprach das Hofgesinde,

      »Gott hat diesem Kinde

      Zu recht wonniglichem Leben

      Seiner Gnaden viel gegeben.«

      Noch fragt' ihn König Marke mehr:

      »Tristan, ich hörte dich vorher

      Britunnisch singen und galois,

      Gut Latein und auch franzois;

      Kannst du die Sprachen?« – »Herre, ja,

      So ziemlich wohl.« Von fern und nah

      Kam der Haufe da gedrungen,

      Wer nur in fremden Zungen

      Sprach aus einem Nachbarland,

      Der versucht' ihn allzuhand,

      Bald in dieser, bald in der;

      Da fiel antworten ihm nicht schwer

      Ihnen Allen in der ihren,

      Norwegern oder Iren,

      Allmannen, Schotten, Dänen.

      Da mochte wohl sich sehnen

      Manch Herz nach Tristans Gaben:

      Die wollten Alle haben;

      Ein Jeder wollte sein wie er,

      Und rief mit herzlichem Begehr

      Süß und wonniglich ihm zu:

      »Ach, Tristan, wär ich doch wie du!

      Tristan, du magst wohl gerne leben:

      Dir sind im Übermaß gegeben

      Alle Gaben, die ein Mann

      Auf der Welt nur haben kann.«

      Groß Wunder ward auch dorten

      Von ihm gemacht mit Worten:

      Hört! sprach Dieser, hört! sprach Der;

      Alle Welt die höre her:

      »Ein vierzehnjähriges Kind

      Kann alle Künste, die nur sind.«

      Da sprach Herr Marke: »Tristan höre,

      An dir ist was ich nur begehre,

      Alles kannst du was ich will,

      Jagdkunst, Sprachen, Saitenspiel.

      So wollen wir Gesellen sein,

      Du mein Geselle und ich dein.

      Wir wollen Tages reiten jagen:

      Des Abends finden wir Behagen

      An höfischen Dingen:

      Harfen, Fiedeln, Singen,

      Das kannst du wohl, das thu du mir.

      Ich kann ein Spiel, das thu ich dir,

      Das auch dein Herz dir wohl begehrt:

      Schön Gewand, manch schnelles Pferd,

      Und wonach noch sonst der Sinn dir zielt,

      Geb Ich dir: das ist wohl gespielt.

      Sieh, mein Schwert und meine Sporn,

      Meine Armbrust und mein golden Horn,

      Geselle, die befehl ich dir:

      Die übernimm und pflege mir,

      Und sei du höfisch und sei froh.«

      Nun ward der Heimatlose so

      Bei Hof ein lieb Gesinde.

      Man sah an einem Kinde

      Den Segen nie, nicht vor noch nach,

      Denn was er that und was er sprach,

      Das däucht und war auch also gut,

      Daß alle Welt ihm holden Muth

      Und geneigtes Herze trug.

      Der Rede sei hiemit genug.

      Wir legen diese Märe nieder

      Und greifen zu der andern wieder,

      Was sein Vater Marschall Don Rual,

      Li foitenant et li leal,

      Als er ihm gieng verloren,

      Für Rath deshalb erkoren.

      VII. Wiederfinden.

      Don Rual li foitenant

      Fuhr aus Parmenîe dem Land

      Über Meer mit großem Gut,

      Denn also stand ihm der Muth,

      Nicht wieder wollt er kommen,

      Er hätte denn vernommen

      Zuvor gewisse Märe,

      Wo sein Junker wäre.

      So kam er gen Norwegen:

      Da forscht' er allerwegen

      Umher in den Landen

      Nach seinem Freund Tristanden.

      Was half ihm das? er war nicht da,

      Sein Suchen all umsonst geschah.

      Als er ihn dort nicht heimisch fand,

      Gen Irland wandt er sich zuhand.

      Da konnt er, seht, auch dort nicht mehr

      Von ihm erfahren als vorher.

      Doch weil sich jetzt sein Gut begann

      Zu mindern, daß es schier zerrann,

      Bequemt' er sich, zu Fuß zu laufen

      Und seine Pferde zu verkaufen

      Er schickte seine Leute

      Heim mit dem letzten Deute;

      Sich selber ließ er in der Noth

      Und gieng betteln um das liebe Brot.

      So trieb er fort sein Wandern

      Von einem Reich zum andern,

      Von Landen zu Landen,

      Und forschte nach Tristanden

      Drei Jahre wohl oder mehr,

      Bis er endlich all so sehr

      Von seines Leibes Schöne kam

      Und also ab an Farbe nahm,

      Daß wer nicht zuvor gekannt sein Wesen,

      Daß er je ein Herr gewesen

      Wohl schwerlich glauben würde.

      Diese schmähliche Bürde

      Der Landstreichergestalt,

      Trug der edle Don Rualt

      Ohne daß die Armut,

      Wie sie weiß Gott doch Manchem thut,

      Den guten Willen ihm benahm.

      Als es ins vierte Jahr nun kam,

      Da war er in Dänemark

      Und sucht' und forscht' auch da so stark

      Von Statt zu Stätten fern und nah;

      Von Gottes Gnaden traf er da

      Jene beiden Pilger an,

      Die sein Jungherr