(Sie waren aus der Stadt zu Lut)
Die Leier und das Sambiut.«
Sambjut, was ist das, lieber Mann?
»Das beste Saitspiel, das ich kann.«
»Seht«, sprach das Hofgesinde,
»Gott hat diesem Kinde
Zu recht wonniglichem Leben
Seiner Gnaden viel gegeben.«
Noch fragt' ihn König Marke mehr:
»Tristan, ich hörte dich vorher
Britunnisch singen und galois,
Gut Latein und auch franzois;
Kannst du die Sprachen?« – »Herre, ja,
So ziemlich wohl.« Von fern und nah
Kam der Haufe da gedrungen,
Wer nur in fremden Zungen
Sprach aus einem Nachbarland,
Der versucht' ihn allzuhand,
Bald in dieser, bald in der;
Da fiel antworten ihm nicht schwer
Ihnen Allen in der ihren,
Norwegern oder Iren,
Allmannen, Schotten, Dänen.
Da mochte wohl sich sehnen
Manch Herz nach Tristans Gaben:
Die wollten Alle haben;
Ein Jeder wollte sein wie er,
Und rief mit herzlichem Begehr
Süß und wonniglich ihm zu:
»Ach, Tristan, wär ich doch wie du!
Tristan, du magst wohl gerne leben:
Dir sind im Übermaß gegeben
Alle Gaben, die ein Mann
Auf der Welt nur haben kann.«
Groß Wunder ward auch dorten
Von ihm gemacht mit Worten:
Hört! sprach Dieser, hört! sprach Der;
Alle Welt die höre her:
»Ein vierzehnjähriges Kind
Kann alle Künste, die nur sind.«
Da sprach Herr Marke: »Tristan höre,
An dir ist was ich nur begehre,
Alles kannst du was ich will,
Jagdkunst, Sprachen, Saitenspiel.
So wollen wir Gesellen sein,
Du mein Geselle und ich dein.
Wir wollen Tages reiten jagen:
Des Abends finden wir Behagen
An höfischen Dingen:
Harfen, Fiedeln, Singen,
Das kannst du wohl, das thu du mir.
Ich kann ein Spiel, das thu ich dir,
Das auch dein Herz dir wohl begehrt:
Schön Gewand, manch schnelles Pferd,
Und wonach noch sonst der Sinn dir zielt,
Geb Ich dir: das ist wohl gespielt.
Sieh, mein Schwert und meine Sporn,
Meine Armbrust und mein golden Horn,
Geselle, die befehl ich dir:
Die übernimm und pflege mir,
Und sei du höfisch und sei froh.«
Nun ward der Heimatlose so
Bei Hof ein lieb Gesinde.
Man sah an einem Kinde
Den Segen nie, nicht vor noch nach,
Denn was er that und was er sprach,
Das däucht und war auch also gut,
Daß alle Welt ihm holden Muth
Und geneigtes Herze trug.
Der Rede sei hiemit genug.
Wir legen diese Märe nieder
Und greifen zu der andern wieder,
Was sein Vater Marschall Don Rual,
Li foitenant et li leal,
Als er ihm gieng verloren,
Für Rath deshalb erkoren.
VII. Wiederfinden.
Don Rual li foitenant
Fuhr aus Parmenîe dem Land
Über Meer mit großem Gut,
Denn also stand ihm der Muth,
Nicht wieder wollt er kommen,
Er hätte denn vernommen
Zuvor gewisse Märe,
Wo sein Junker wäre.
So kam er gen Norwegen:
Da forscht' er allerwegen
Umher in den Landen
Nach seinem Freund Tristanden.
Was half ihm das? er war nicht da,
Sein Suchen all umsonst geschah.
Als er ihn dort nicht heimisch fand,
Gen Irland wandt er sich zuhand.
Da konnt er, seht, auch dort nicht mehr
Von ihm erfahren als vorher.
Doch weil sich jetzt sein Gut begann
Zu mindern, daß es schier zerrann,
Bequemt' er sich, zu Fuß zu laufen
Und seine Pferde zu verkaufen
Er schickte seine Leute
Heim mit dem letzten Deute;
Sich selber ließ er in der Noth
Und gieng betteln um das liebe Brot.
So trieb er fort sein Wandern
Von einem Reich zum andern,
Von Landen zu Landen,
Und forschte nach Tristanden
Drei Jahre wohl oder mehr,
Bis er endlich all so sehr
Von seines Leibes Schöne kam
Und also ab an Farbe nahm,
Daß wer nicht zuvor gekannt sein Wesen,
Daß er je ein Herr gewesen
Wohl schwerlich glauben würde.
Diese schmähliche Bürde
Der Landstreichergestalt,
Trug der edle Don Rualt
Ohne daß die Armut,
Wie sie weiß Gott doch Manchem thut,
Den guten Willen ihm benahm.
Als es ins vierte Jahr nun kam,
Da war er in Dänemark
Und sucht' und forscht' auch da so stark
Von Statt zu Stätten fern und nah;
Von Gottes Gnaden traf er da
Jene beiden Pilger an,
Die sein Jungherr