ward eur Ingesinde hier.
Des Weitern schweig ich, wißet ihr
Doch selber, was ihm widerfuhr
Mit der schönen Blanscheflur:
Wie er zur Freundin sie gewann
Und wie sie bald mit ihm entrann.
Als sie zu Lande kamen,
Und sich zur Ehe nahmen,
Das ist in meinem Haus geschehn:
Ich habs und mancher Mann gesehn.
Auch befahl er sie in meine Pflege,
Und pflag ich ihrer aller Wege
So gut ich immer konnte.
Nicht lang darnach begonnte
Der Ritter einen Heereszug,
Entbot die Seinen schnell genug
Und fuhr auch bald von dannen
Mit Freunden und mit Mannen
Und ward in einem Kampf erschlagen;
Ihr hörtet es wohl selber sagen.
Und als die leide Mär uns kam
Und die schöne Frau vernahm,
Wie es ergangen wär im Streit,
Das war ein tödtliches Leid,
Das so tief ins Herz ihr schlug –
Hier steht Tristan, den sie trug;
Den gebar sie in der bittern Noth;
Sie selber lag, die Mutter, todt.«
Darüber fiel den treuen Mann
So inniglicher Jammer an,
Es ward an ihm wohl offenbar:
Saß er doch und weinte gar
Als ob er kindisch wäre.
Auch sah man von der Märe
Den andern Herren allen
Die Augen überwallen.
Auch der gute König Mark
Nahm den Jammer sich so stark
Und Ruals Bericht zu Herzen,
Daß seines Herzens Schmerzen
In Thränen aus den Augen floßen
Und ihm Wang und Kleid begoßen.
Tristanden that die Kunde
Gar weh im Herzensgrunde,
Geschah ihm gleich kein Leid daran,
Als daß er an dem treuen Mann
Den Vater, den er sein geglaubt,
Sich auf einmal sah geraubt.
So saß Rual der gute
Mit traurigem Muthe
Und sagte dem Gesinde
Von dem verwaisten Kinde,
Dem er ein treuer Pfleger war,
Seit es die Mutter gebar.
Er sagte, wie's auf sein Geheiß
Verhohlen ward mit allem Fleiß;
Wie er das Gerücht verbreiten ließ,
Die Landgenoßen sagen hieß,
Es sei mitsamt der Mutter todt;
Dann wie er seinem Weib gebot
Wie ich euch früher sagte,
Daß sie sich heimlich klagte,
Und eine Weile inne lag,
Damit sie nach demselben Tag
Den Leuten möge sagen,
Sie hab ein Kind getragen;
Wie sie mit ihm zur Kirche gieng
Und es die Taufe da empfieng;
Warum es Tristan ward genannt;
Wie er es dann hinausgesandt,
Damit es in der Ferne
Mit Hand und Mund erlerne
Die Künste, die ers lehren hieß;
Dann wie ers in dem Schiffe ließ,
Wo es ihm diebisch ward genommen,
Und wie er wär hieher gekommen
Nach langer Irrfahrt seinetwegen.
So saß und meldete der Degen
Haarklein, wies ergangen wär.
Da weinte Marke, weint' auch Er,
Die Herren weinten insgemein
Außer Tristan allein:
Der konnt es nicht beklagen
Was er ihn hörte sagen,
Es kam ihm allzu jählings an.
Doch was Rual, der gute Mann,
Dem Gesinde von dem Leide
Sagte der Gelieben Beide,
Von Riwalin und Blanscheflur,
Was ihnen Alles widerfuhr,
Doch mochte sich dergleichen
Der Treue nicht vergleichen,
Die er dem Herrn erwies im Tod –
Ihr hörtet mit wie großer Noth –
An dem verwaisten Kinde:
Das schien dem Ingesinde
Die große Treue, die ein Mann
Zu seiner Herschaft je gewann.
Als diese Rede war geendet,
Sprach Marke zu dem Gast gewendet:
»Herr, ist es wahr, daß dieß geschah?«
Rual der gute legt' ihm da
Einen Fingerring in seine Hand.
»Nehmt«, sprach er, »dieß zum Unterpfand,
Ich sagt' euch keine Lüge.«
Der getreue und gefüge
Marke nahms und sah es an:
Der Jammer, den er da gewann,
Umfieng sein Herz nur fester.
»Ach«, sprach er, »süße Schwester,
Dieß Fingerlein das gab ich dir,
Und mein Vater gab es mir,
Als er schon am Tode lag,
Daß ich der Mär wohl glauben mag.
Tristan, geh her und küsse mich,
Und fürwahr, so lang du lebst und ich,
Will ich dein Erbvater sein.
Blanscheflur, der Mutter dein,
Deinem Vater auch, Kanelen,
Sei Gott ein Hort der Seelen
Und woll ihnen Beiden geben
Das ewig währende Leben.
Nun es so ergangen ist,
Daß du nur geworden bist
Von der lieben Schwester mein,
Läßt Gott im Himmel mich gedeihn,
Zeitlebens bleib ich deiner froh.«
Darauf zum Gaste sprach er so:
»Mein