Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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      In Gold und Seide wirken;

      Man sollte sie durchzirken

      Mit griechischen Borten.

      Er hat die Fülle von Worten;

      Seinen Sinn, den reinen,

      Ich mein, ihn haben Feinen

      Wunderbar gesponnen

      Und haben ihn im Bronnen

      Geläutert und gereinet:

      Er ist fürwahr gefeinet.

      Seine Zunge mit den Harfensaiten,

      Die hat zwei volle Seligkeiten:

      Das ist der Sinn, das ist das Wort;

      Die harfen mit einander fort

      Ihre Mär in seltnem Preise.

      Derselbe Wortweise,

      Nehmet wahr wie der dabei

      An dem Vorhang Wunder mancherlei

      Mit der Kunst der Red entwirft

      Und die Meßer in die Lüfte wirft

      Mit behendiglichen Reimen!

      Wie kann er Reime leimen,

      Als ob sie so gewachsen sein!

      Es ist auch noch der Glaube mein,

      Er müße Buch und Buchstaben

      Für Federn angebunden haben,

      Denn seine Worte, nehmt nur wahr,.

      Fliegen, schweben wie der Aar.

      Wen soll ich ferner auserlesen?

      Noch viele sind, und sind gewesen,

      An Sinn und Rede wonniglich.

      Von Veldeck Herr Heinrich,

      Der sprach aus vollem Sinne!

      Wie wohl er sang von Minne!

      Wie schön ist seines Sinnes Hülle,

      Als hätt er seiner Weisheit Fülle

      Aus dem Quell des Pegasus genommen,

      Von dem die Weisheit all ist kommen.

      Ich hab ihn selber nicht gesehn,

      Die Besten aber gestehn,

      Die da in seinen Jahren

      Und seither noch Meister waren,

      Die geben all ihm Einen Preis:

      Er impfte das erste Reis

      In unsrer deutschen Zungen:

      Davon sind Äst entsprungen,

      Von welchen Blüthen kamen,

      Denen sie die Zier entnahmen

      Zu jedem meisterlichen Funde.

      Seitdem nun ward diese Kunde

      So weithin verbreitet,

      So mannigfach geleitet,

      Daß Alle, die nun sprechen,

      Sich da die Fülle brechen

      Von Blüthen und von Reisen,

      An Worten und an Weisen.

      Der Nachtigallen ist noch viel,

      Davon ich hier nicht sprechen will:

      Sie gehören nicht zu diesem Reigen.

      Drum will ich Andres gern verschweigen

      Als was ich immer muß gestehn,

      Daß sie Alle recht ihr Amt versehn

      Und singen wohl zu Preise

      Ihre süße Sommerweise.

      Ihr Sang ist lauter und ist gut:

      Er gibt der Welt viel hohen Muth

      Und thut so recht von Herzen wohl.

      Die Welt wär Überdrußes voll,

      Die Weile würd uns Allen lang

      Ohne den lieben Vogelsang.

      Der mahnt und mahnte stäts den Mann,

      Der je zur Freude Muth gewann,

      Viel Lieb- und Gutes zu beginnen;

      Läßt ihn zu Manchem Muth gewinnen,

      Das sanft den edeln Herzen thut;

      Er weckt ihm freundlichen Muth.

      Es erneut den jugendlichen Drang,

      Wenn der süße Vogelsang

      Der Welt von ihren Freuden spricht.

      Nun vergeßt der Nachtigallen nicht:

      Die sind ihr Amt zu thun bereit

      Und können all ihr sehnlich Leid

      So wohl besingen und besagen.

      Welche soll das Banner tragen?

      Seit die Hagenauerin,

      Der ganzen Schar Geleiterin,

      So der Welt verstummen muste,

      Die aller Töne Hauptkunst wuste,

      Und ihr Siegel auf der Zunge trug.

      An die gedenk ich oft genug,

      Woher von ihren Tönen

      Den süßen, den schönen,

      Sie so Viele hab entnommen,

      Daß ihr das Wunder sei gekommen

      So mancher Wandlung, mancher Weisen.

      Des Orpheus Zunge, des weisen,

      Entscholl wohl ihrem Munde

      Mit aller Töne Kunde.

      Da nun die Welt sie nicht mehr hat,

      So geb uns Einer guten Rath

      (Das thät ein selger Mann fürwahr):

      Wer leitet nun die liebe Schar,

      Wer weiset dieß Gesinde?

      Mich dünkt, daß ich sie finde,

      Die nun das Banner führen soll:

      Ihre Meisterin die kann es wohl,

      Die von der Vogelweide.

      Hei, wie die über Haide

      Mit hoher Stimme klingen kann

      Und wunderhoch sich schwingen kann!

      Wie fein sie organieret,

      Ihr Singen wandelieret!

      Sie thut es, mein ich, in dem Ton,

      Der da schallt vom Berge Citheron,

      Wo die Göttin Minne

      Gebeut von hoher Zinne.

      Die ist am Hofe Kämmrerin,

      Die sei der Schar Geleiterin,

      Die kann den Weg ihr weisen wohl,

      Die weiß wohl, wo sie suchen soll

      Der Minne Melodieen.

      Sie und Die da mit ihr ziehen,

      Die mögen immer singen,

      Daß sie zu Freuden bringen

      Ihr Trauern und ihr sehnlich Klagen;

      Das geschehe noch in meinen Tagen.

      Der Worte legt' ich genug

      Von guter Leute Kunst und Fug