Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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allein darauf gewandt,

      Daß sie Tristans Gewand

      Bereite und schmücke

      Zu einem Meisterstücke

      Der Kunst, so auserlesen

      Als Sie im Stand gewesen,

      Deren Geist im Himmel, wie man meint,

      Von den Göttern ward gefeint –

      Was hätte das viel andre Macht

      Als wie ich es vorher erdacht,

      Da ich Tristans Geleite

      Versah zu seiner Schwertleite?

      Stimmt ihr meiner Meinung bei,

      Ich will nicht bergen wie die sei:

      Hoher Muth und volles Gut,

      Wer zu den Zwein Geräthen thut

      Bescheidenheit und höfschen Sinn,

      Die Vieren wirken immerhin

      So viel und gut als Einer kann.

      Ja nicht Kassandra noch Vulcan

      Möchten Ritter beßer rüsten

      Als es diese Viere wüsten.

      Da nun die vier genannten Kräfte

      So tüchtig sind zu dem Geschäfte,

      Das Schwertgeleit zu zieren,

      Befehlen wir den vieren

      Unsern Freund Tristanden.

      Die nehmen ihn bei Handen

      Und schmücken uns den jungen Mann

      (Da es nicht beßer werden kann)

      Mit dem Gezeug und mit dem Schnitt

      Wie sein Geleit auch bei dem Ritt

      Geschmückt ist und bereitet.

      So sei Tristan geleitet

      Zu Hof und auch zum Ringe:

      Er ist in jedem Dinge

      Den Gesellen ebengleich,

      Eben zierlich, eben reich;

      Ich meine nur an dem Gewand,

      Das da nähte Frauenhand,

      Nicht an dem angebornen Kleid,

      Das des Herzens Kammer leiht,

      Was sonst sie heißen edeln Muth,

      Der den Mann macht wohlgemuth

      Und adelt Leib zumal und Leben:

      Dieß Kleid ward ihm gar schön gegeben;

      Den Gesellen nicht das gleiche.

      Ja, weiß Gott, der muthesreiche,

      Der ehrbegierge Tristan

      Legt' erlesne Kleider an,

      Die von Ansehn und von Zier

      Nicht ihres Gleichen hatten hier.

      Er übertraf an schönen Sitten

      Und Zucht sie All, die mit ihm ritten;

      Nur allein an dem Gewand,

      Das da nähte Frauenhand,

      War kein Unterschied des Kleids:

      Das trug der Hauptmann des Geleits

      Den Andern eben schlecht und gut.

      Nun war der Jüngling reich an Muth,

      Der Vogt von Parmenîe

      Und seine Messenîe

      Mit ihm ins Münster gekommen

      Und hatten Messe vernommen

      Und empfangen auch den Segen

      Wie Brauch ist allerwegen.

      Herr Marke nahm Tristanden,

      Seinen Neffen, da zu Handen,

      Und legt' ihm Schwert und Sporen an.

      »Sieh«, sprach er, »Neffe Tristan,

      Nun dir dein Schwert gesegnet ist

      Und du zum Ritter worden bist,

      So bedenke was den Ritter preist,

      Und auch dich selber, wer du seist,

      Und hab vor Augen allezeit

      Deine Geburt und Edelkeit.

      Sei an Demuth unbetrogen,

      Sei wahrhaft und wohlgezogen,

      Sei den Armen hold und gut

      Und mit den Reichen hochgemuth.

      Laß deinen Leib in Würde schaun;

      Ehr und minne alle Fraun.

      Sei immer mild und immer treu,

      In Mild und Treue täglich neu,

      Und mein Ehrenwort verpfänd ich dir,

      Daß Gold und Zobel nicht die Zier

      Dem Sper bringt und dem Schilde

      Wie Treue thut und Milde.«

      Hiemit bot er den Schild ihm dar,

      Küsst' ihn und sprach: »Nun, Neffe, fahr

      Und gebe Gott nach seiner Kraft

      Dir Heil zu deiner Ritterschaft:

      Sei immer höfisch, immer froh.«

      Da versorgte Tristan eben so

      Die Gefährten Mann für Mann,

      Wie ihm der Oheim gethan

      Mit Sper und Sporn und Schilde.

      Demuth, Treue, Milde,

      Die legt' er eines Jeden Kür

      Mit sinnreicher Lehre für.

      Dann aber ward nicht lang verweilt,

      Zum Ritt und Buhurd geeilt

      Ward, das glaubet auf mein Wort.

      Doch wie sie sich getummelt dort,

      Wie sie mit Schäften stachen,

      Und wie manchen sie zerbrachen,

      Das mögen die Garzone sagen,

      Die sie zusammen halfen tragen:

      Ich bin ihr Buhurdieren

      Nicht da zu bekroijieren.

      Doch zu Einem Dienst erbiet ich mich:

      Ich wünsche ihnen williglich,

      Daß sich ihr aller Ehre

      In allen Dingen mehre

      Und ihnen ritterliches Leben

      Zur Ritterschaft Gott möge geben.

      IX. Vaterrache.

      Trug jemals Einer stätes Leid

      Bei währender Glückseligkeit,

      So trug Tristan dieß stäte Leid

      Bei währender Glückseligkeit

      Wie ich euch nun bescheiden will:

      Ihm war ein volles Maß und Ziel

      Verliehn in zweien Dingen,

      Im Leid und im Gelingen.

      Denn Alles, was er nur begann,

      Gelingen fand er stäts daran

      Und