Morganens Barone,
Die kühnen Britone,
Die mochten ihm da wenig frommen,
Noch ihm so bald zu Hülfe kommen
Daß er entgieng dem Falle.
Doch stellten sie Alle,
So schnell sie mochten, sich zur Wehr;
Ihrer sah man bald ein mächtig Heer.
Ungewarnt wie sie auch waren,
Der Feinde wollten sie nicht sparen,
Und zeigen mannlichen Muth.
Auf Warnung oder auf Hut,
Nahm da selten Wer Bedacht:
Sie drangen haufenweis zur Schlacht
Und warfen Alle mit Gewalt
Ins Feld hinaus und vor den Wald.
Da hub sich lautes Wehgeschrei
Und großen Jammers Noth dabei.
So flog da Morganens Tod
Mit vieler Klage, mancher Noth
Als ob er flügge wäre.
Er sagte leide Märe
Den Burgen an und rings dem Land.
Durch die Lande flog zuhand
Nur das Eine Klagewort:
»Ah! noster sires, il est mort!
Wer sorgt nun für des Landes Heil?
Ihr zieren Helden, zieht in Eil
Von Städten und von Vesten
Und lohnet diesen Gästen:
Durch sie ist uns groß Leid geschehn!«
Sie ließen über sich ergehn
Alle bittre Noth des Streits;
Doch fanden sie auch andrerseits
An den Gästen vollen Streit.
Die kehrten stäts von Zeit zu Zeit
Mit einer ganzen Rotte wieder
Und warfen ihrer viel darnieder;
Dann suchten sie im Fliehen
Sich dahin zurückzuziehen,
Wo sie wusten ihre Kraft
Und die versteckte Ritterschaft,
Und nahmen da Herberge
Auf einem festen Berge
Und hielten sich da über Nacht.
Über Nacht ward dann des Landes Macht
So stark vor ihrer Veste,
Daß sie die leiden Gäste,
Wenn es begann zu tagen,
Hinunter mochten jagen,
Und Manchen niederstachen,
Die Haufen oft durchbrachen
Mit Speren und mit Schwerten,
Die da unlange währten.
Sie hatten da an Schwert und Sper
Unlange währende Wehr,
Denn Schäfte brachen, Schwerter sprangen,
Wenn sie in die Rotten drangen.
Auch sah man Tristans kleines Heer
So kühn in seiner Gegenwehr,
Daß viel Schade kam danach,
Wenn man in die Haufen brach.
Die Scharen wurden beiderseit
Nicht einmal, nein zu mancher Zeit,
Mit großem Schaden überladen.
Sie nahmen da und thaten Schaden,
Schädlichen, an manchem Mann,
Und hielten sich so lang daran
Bis das innere Heer
Schwächer ward an seiner Wehr.
Denn Ihm gieng ab und Jenem zu:
Jenen mehrte spät und früh
Sich der Vortheil wie die Macht,
So daß sie wieder noch vor Nacht
Belagerten die Gäste
Vor einer Waßerveste,
Aus der die Gäste sich wehrten,
Sich drin zu fristen begehrten.
So war das Haus umseßen
Mit Scharen unermeßen
Als obs umzäunet wäre.
In ihres Leides Schwere
Tristan und sein kleiner Bann,
Nun, wie stellten sie es an?
Hört zu, so meld ich wohl euch dieß,
Wie ihre Sorge sich zerließ,
Und sie von dannen kamen,
Sieg an den Feinden nahmen.
Als Tristan von dem Lande schied,
Wie ihm Rual, sein Rather, rieth,
Das Lehen zu begehren
Und wieder heimzukehren,
Da lags dem seligen Rual
Im Herzen stäts, und schuf ihm Qual:
Es ahnt' ihm wohl, es werd ergehn
Wie es auch mit Tristan ist geschehn;
Nur daß ihm in den Sinn nicht kam
Wie großen Schaden Morgan nahm.
Hundert Ritter nahm er an
Und folgte seinem Herrn Tristan
Des Wegs, den er geritten
War in das Land der Britten.
Als er dahin gekommen,
Da hatt er bald vernommen
Wie es ergangen wäre
Und nach des Landes Märe
Führt' er seine Fahrt hinaus
Zu dem umseßnen Waßerhaus.
Als sie diesen jetzt zu nahn
Begannen und die Feinde sahn,
Da ward von ihrer Rotte
Nicht Einer so zu Spotte,
Daß ihn Furcht gesäumt und abgezogen:
Sie kamen allesamt geflogen
Mit fliegenden Banieren.
Da gabs ein laut Croijieren
Von ihrer Massenîe:
»Schevalier, Parmenîe!
Parmenîe, Schevalier!«
Da schuf Banier auf Banier,
Das durch die Zeltschnüre brach,
Schaden und groß Ungemach.
Sie trafen die Bretonen
In ihren Pavillonen
Mit tödtlichen Wunden.
Die in der Veste stunden,
Als sie ihr Landbanier erkennen
Und ihren Feldruf hören nennen,
Wollen sie den Raum sich weiten
Und