Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


Скачать книгу

      Morganens Barone,

      Die kühnen Britone,

      Die mochten ihm da wenig frommen,

      Noch ihm so bald zu Hülfe kommen

      Daß er entgieng dem Falle.

      Doch stellten sie Alle,

      So schnell sie mochten, sich zur Wehr;

      Ihrer sah man bald ein mächtig Heer.

      Ungewarnt wie sie auch waren,

      Der Feinde wollten sie nicht sparen,

      Und zeigen mannlichen Muth.

      Auf Warnung oder auf Hut,

      Nahm da selten Wer Bedacht:

      Sie drangen haufenweis zur Schlacht

      Und warfen Alle mit Gewalt

      Ins Feld hinaus und vor den Wald.

      Da hub sich lautes Wehgeschrei

      Und großen Jammers Noth dabei.

      So flog da Morganens Tod

      Mit vieler Klage, mancher Noth

      Als ob er flügge wäre.

      Er sagte leide Märe

      Den Burgen an und rings dem Land.

      Durch die Lande flog zuhand

      Nur das Eine Klagewort:

      »Ah! noster sires, il est mort!

      Wer sorgt nun für des Landes Heil?

      Ihr zieren Helden, zieht in Eil

      Von Städten und von Vesten

      Und lohnet diesen Gästen:

      Durch sie ist uns groß Leid geschehn!«

      Sie ließen über sich ergehn

      Alle bittre Noth des Streits;

      Doch fanden sie auch andrerseits

      An den Gästen vollen Streit.

      Die kehrten stäts von Zeit zu Zeit

      Mit einer ganzen Rotte wieder

      Und warfen ihrer viel darnieder;

      Dann suchten sie im Fliehen

      Sich dahin zurückzuziehen,

      Wo sie wusten ihre Kraft

      Und die versteckte Ritterschaft,

      Und nahmen da Herberge

      Auf einem festen Berge

      Und hielten sich da über Nacht.

      Über Nacht ward dann des Landes Macht

      So stark vor ihrer Veste,

      Daß sie die leiden Gäste,

      Wenn es begann zu tagen,

      Hinunter mochten jagen,

      Und Manchen niederstachen,

      Die Haufen oft durchbrachen

      Mit Speren und mit Schwerten,

      Die da unlange währten.

      Sie hatten da an Schwert und Sper

      Unlange währende Wehr,

      Denn Schäfte brachen, Schwerter sprangen,

      Wenn sie in die Rotten drangen.

      Auch sah man Tristans kleines Heer

      So kühn in seiner Gegenwehr,

      Daß viel Schade kam danach,

      Wenn man in die Haufen brach.

      Die Scharen wurden beiderseit

      Nicht einmal, nein zu mancher Zeit,

      Mit großem Schaden überladen.

      Sie nahmen da und thaten Schaden,

      Schädlichen, an manchem Mann,

      Und hielten sich so lang daran

      Bis das innere Heer

      Schwächer ward an seiner Wehr.

      Denn Ihm gieng ab und Jenem zu:

      Jenen mehrte spät und früh

      Sich der Vortheil wie die Macht,

      So daß sie wieder noch vor Nacht

      Belagerten die Gäste

      Vor einer Waßerveste,

      Aus der die Gäste sich wehrten,

      Sich drin zu fristen begehrten.

      So war das Haus umseßen

      Mit Scharen unermeßen

      Als obs umzäunet wäre.

      In ihres Leides Schwere

      Tristan und sein kleiner Bann,

      Nun, wie stellten sie es an?

      Hört zu, so meld ich wohl euch dieß,

      Wie ihre Sorge sich zerließ,

      Und sie von dannen kamen,

      Sieg an den Feinden nahmen.

      Als Tristan von dem Lande schied,

      Wie ihm Rual, sein Rather, rieth,

      Das Lehen zu begehren

      Und wieder heimzukehren,

      Da lags dem seligen Rual

      Im Herzen stäts, und schuf ihm Qual:

      Es ahnt' ihm wohl, es werd ergehn

      Wie es auch mit Tristan ist geschehn;

      Nur daß ihm in den Sinn nicht kam

      Wie großen Schaden Morgan nahm.

      Hundert Ritter nahm er an

      Und folgte seinem Herrn Tristan

      Des Wegs, den er geritten

      War in das Land der Britten.

      Als er dahin gekommen,

      Da hatt er bald vernommen

      Wie es ergangen wäre

      Und nach des Landes Märe

      Führt' er seine Fahrt hinaus

      Zu dem umseßnen Waßerhaus.

      Als sie diesen jetzt zu nahn

      Begannen und die Feinde sahn,

      Da ward von ihrer Rotte

      Nicht Einer so zu Spotte,

      Daß ihn Furcht gesäumt und abgezogen:

      Sie kamen allesamt geflogen

      Mit fliegenden Banieren.

      Da gabs ein laut Croijieren

      Von ihrer Massenîe:

      »Schevalier, Parmenîe!

      Parmenîe, Schevalier!«

      Da schuf Banier auf Banier,

      Das durch die Zeltschnüre brach,

      Schaden und groß Ungemach.

      Sie trafen die Bretonen

      In ihren Pavillonen

      Mit tödtlichen Wunden.

      Die in der Veste stunden,

      Als sie ihr Landbanier erkennen

      Und ihren Feldruf hören nennen,

      Wollen sie den Raum sich weiten

      Und