Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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macht,

      Denn auf ein Fest war er bedacht.

      Dazu lud er aus dem ganzen Land

      Die Edelsten, in deren Hand

      Die Kraft des Landes war gelegen.

      Die thaten wie die Freunde pflegen

      Und kamen zu der Lustbarkeit.

      Nun war auch Tristan bereit

      Mit allen seinen Dingen.

      Er gab zwei Jünglingen,

      Ruals Söhnen, da das Schwert,

      Die ihm das Lehn zu erben werth

      Nach ihrem Vater schienen.

      Und Alles was er ihnen

      Zu Würden und zu Ehren

      Nur wenden mocht und kehren,

      Da sah er keine Kosten an,

      Das ward so williglich gethan

      Als wär es für die eignen Kinder.

      Nun sie Ritter wurden, und nicht minder

      Zwölf Gesellen zumal,

      Da war der höfsche Curvenal

      Auch mit in der Zwölfe Schar.

      Tristan, des Herz nur Zucht gebar,

      Nahm seine Brüder bei der Hand

      Höfisch, wie man ihn immer fand,

      Und führte sie von dannen.

      Seine Freund und Mannen,

      Und Alle, die da waren

      Von Sinnen oder Jahren

      Oder schon von beiden

      Verständig und bescheiden,

      Die wurden Alle zuhand

      An den Hof entboten und besandt.

      Als er sie sah erschienen,

      Tristan stand auf vor ihnen,

      »Ihr Herren«, sprach er zu der Schar,

      »Denen gern ich immerdar

      In Treuen und mit Lauterkeit

      Zu allen Diensten bin bereit

      So fern als ich das immer kann –

      Freund', und mein getreuer Bann,

      Von deren Gnaden ich empfieng

      Was Gott zu Ehren mir verhieng;

      Denn mit eurer Hülfe lediglich

      Ist Alles nun vollführt, was ich

      In meinem Sinn begehrte.

      Ob Gott es mir gewährte,

      So weiß ich doch, es ward vollbracht

      Durch eure Tugend, eure Macht.

      Was soll ich weiter noch sagen?

      Ihr habt in diesen wengen Tagen

      Eure Ehr und euern Preis

      An mich gewandt so mancherweis,

      Es bleibt kein Zweifel mir daran,

      Eher ists um diese Welt gethan,

      Eh ihr zu irgend einer Zeit

      Entgegen meinem Willen seid.

      Freund' und Mannen alle, schau ich sie

      Nun kraft meines Willens hie

      Oder durch ihr eigen Recht,

      Laßt euch nun nicht allzuschlecht

      Meiner Rede Sinn gefallen.

      Ich künd und sag euch Allen,

      Wie auch mein Vater hier, Rual,

      Gesehn hat und gehört zumal,

      Daß mein Oheim sein Land

      Gestellt hat in meine Hand

      Und sich auch um meinetwegen

      Kein ehlich Weib denkt beizulegen,

      Daß Ich sein Erbe möge sein;

      Auch sah er gern mich nahe bei

      Wo er auch sei mit den Genoßen.

      So hab ich denn mich entschlossen

      Und steht mir all der Sinn dazu,

      Daß ich seinen Willen thu

      Und wieder zu ihm kehre.

      Die Gülten und die Ehre

      Und was ich hier noch nenne mein,

      Die will ich laßen und leihn

      Meinem Vater Rual:

      Wenn es mir in Cornewal

      Nicht ergeht wie ich gedenke,

      Daß ich sterbe oder sänke,

      Daß es sein Erblehen sei.

      Hier stehn auch seiner Söhne zwei

      Mit noch manchem andern Kind;

      Und Die ferner seine Erben sind,

      Die haben alle Recht daran.

      Hört Alle, Dienstmann oder Mann,

      Die Lehen über all dieß Land

      Sollen stehn zu meiner Hand

      All meine Jahr und meine Tage.«

      Groß war der Jammer und die Klage

      Bei aller dieser Ritterschaft;

      Ihre Freude lag in Kummers Haft,

      Ihr Mut, ihr Trost war ganz dahin.

      »Ach,« sprachen Alle wider ihn,

      »Viel besser wär uns da geschehn,

      Hätten wir euch nie gesehn:

      So wäre dieses Los vermieden,

      Das uns jetzo nimmt den Frieden.

      Herr, unser Trost und lieber Wahn,

      War immer dieser bisheran,

      Wir sollten miteinander leben;

      Nein, unserm Leben ist vergeben,

      Das wir zu Freuden sollten haben:

      Erstorben ist es und begraben,

      Wenn ihr euch von hinnen kehrt.

      Herr, so habt ihr uns gemehrt

      Und nicht gemindert unser Leid.

      Unser aller Seligkeit

      War kaum ein wenig aufgestiegen;

      Nun muß sie gar darnieder liegen.«

      Ich weiß es sicher wie den Tod,

      Wie groß der Andern Klag und Noth

      Und ihres Herzens Schwere

      Auch war um diese Märe,

      Rual, dem es zu Gut geschah,

      Der davon so großes Frommen sah

      An der Ehre wie am Gut,

      Dem schuf es doch in seinem Muth

      Mehr als all den Andern Qual:

      Er empfieng ein Lehen dazumal,

      Weiß Gott, ihm ward all sein Leben

      Mit solchem Jammer keins gegeben.

      Nun Rual und seine Kinder

      Belehnt sind und beerbt nicht minder

      Von Tristan, ihres Herren Hand,