da es so auf diese Frist
Und mir vorbehalten ist,
Will es denn Gott gefallen,
So versuch ich, ob euch Allen
An meinen jungen Jahren
Gott Heil läßt widerfahren
Und ob mir selber blüht das Glück.«
Da zög ihn Marke gern zurück
Von so fährlichem Beginnen:
Er hofft es zu gewinnen,
Wenn ers ihn laßen hieße,
Daß ers ihm zu Liebe ließe;
Nein, Gott weiß, daß er das nicht that:
Wie er gebot und wie er bat,
Er konnt ihn nicht dazu bewegen,
Daß er abstünde seinetwegen.
Er gieng dahin, wo Morold saß,
Und redete darauf fürbaß:
»Herr«, sprach er zu ihm, »saget mir,
So helf euch Gott, was werbt ihr hier?«
»Freund«, sprach Morold da zur Stund,
»Was fraget ihr? euch ist wohl kund
Mein Gewerb und mein Begehr.«
»Ihr Herren alle, höret her,
Mein Herr der König und sein Bann«,
Sprach der weisliche Tristan;
»Mein Herr Morold, ihr redet wahr:
Ich weiß und kenn es ganz und gar.
Wie sehr es uns entehre,
Es ist doch eine Märe,
Die Niemand unterdrücken mag.
Man hat den Zins nun manchen Tag
Von hinnen und von Engelland
Gen Irland wider Recht gesandt.
Dazu hat man uns lange
Gebracht mit großem Zwange
Und mit mancherlei Gewalt.
Stadt und Burgen kamen bald
In den Landen rings zu Falle,
Und den Leuten that man alle
So großen und so manchen Schaden,
Bis sie wurden überladen
Mit Gewaltthat wider alle Rechte,
Und zuletzt die guten Knechte,
Die noch da am Leben waren,
Ihnen musten willfahren
Was man ihnen auch gebot.
Denn sie fürchteten den Tod
Und konnten wie die Sache stand
Nichts thun als dulden vor der Hand.
So ward die große Unbild,
Die für Recht noch heute gilt,
An dem Land begangen immerdar,
Ob längst die Zeit gekommen war,
Daß sie so schnöder Knechtschaft Ketten
Im Kriege abgeschüttelt hätten.
Denn sie sind sehr vorangekommen:
Die Lande haben zugenommen
An Heimischen und Gästen,
An Städten und an Vesten,
An Gut und an den Ehren.
Man soll zum Beßern kehren
Was versehen ward bisher,
Denn durch Gewalt allein und Wehr
Geneset unser Wesen;
Und soll es noch genesen,
Das kann es nur erreichen
Mit Krieg mit scharfen Streichen.
Die Leute hat es, wie es soll,
Beide Lande sind der Leute voll:
Man soll uns Alles wiedergeben,
Was man uns all unser Leben
Mit Gewalt hat genommen.
Wir wollen selbst zu ihnen kommen
Sobald uns Gott es will gestatten:
Was sie jemals von uns hatten,
Es sei wenig oder viel,
So man meinem Willen folgen will
Und meines Rathes pflegen,
Sie müßens auf die Wage legen
Wieder bis zum kleinsten Ring.
So mag noch unser Messing
Zu rothem Golde werden.
Es sind wohl schon auf Erden
Unerhörter Dinge viel geschehn,
Der sich Niemand hat versehn.
Und die Kinder dieser edeln Herrn,
Die zu Schälken wurden fern,
Die werden wohl noch wieder frei,
Wie unverhofft es ihnen sei.
Gott sei's, der mir das noch gewähre,
In Seinem Namen ichs begehre,
Daß ich noch mit dieser Hand
Die Heerfahn in der Iren Land
Mit dieses Landes Großen
So in die Erde dürfe stoßen,
Daß das Land dort und die Erde
Durch mich geniedert werde.«
Morold sprach wieder: »Herr Tristan,
Nähmet ihr euch minder an
Dieses Dings und dieser Märe,
Mich dünkt, daß es euch heilsam wäre.
Denn was man hier darüber spricht,
Wir laßen doch deswegen nicht
Was unser Recht war bisheran.«
Vor Marke trat der starke Mann,
»König Marke«, sprach er, »sprechet ihr
Und die Andern all, die hier
Gegenwärtig sind nicht minder,
Mit mir zu reden um die Kinder,
Gebt mir Bescheid und laßt mich hören:
Wollt ihr euch an die Rede stören,
Und begehrt, daß es gethan
Werde, wie eur Vogt Tristan
Mit Worten mich beschieden hat?«
»Ja, das ist unser Aller Rath,
Herr, unser Will und unser Muth,
Was er spricht und was er thut.«
Da sprach Morold: »So brechet ihr
Meinem Herren und mir
Eure Treu und euern Eid
Und alle Zuverläßigkeit,
Die jemals zwischen uns bestand.«
Der höfsche Tristan sprach zuhand:
»Nein, Herr, ihr irret euch hieran;
Es lautet übel, wer dem Mann
Wider