nahm in seine Hand den Sper;
Über den Werder hin und her
Sah man ihn schön punieren
Und reichlich loisieren;
Er warf die Puneiße
In dem ernstlichen Kreiße
So leicht und lustig an das Ziel,
Als gält es hier nur Scherz und Spiel.
Als Tristan auch zu Schiffe kam
Und das Seine zu sich nahm,
Seinen Sper und auch sein Ross,
Vorn stand er eh das Schifflein floß.
»Herr«, sprach er, »König Mark,
Seid mir nun nicht allzu stark
Besorgt um Leib und Leben:
Gott seis anheim gegeben.
Unsre Angst mag hier nicht frommen.
Es mag zu beßerm Ende kommen,
Als man wähnt, mir wird zu Theil.
Unser Sieg und unser Heil
Hängt nicht ab von Ritterschaft;
Sie steht bei Gottes Macht und Kraft.
So laßt denn alle Sorgen sein,
Denn ich mag gar wohl gedeihn.
Ich fahre guter Dinge
Zu diesem Streitberinge.
Seid fröhlich und gehabt euch wohl
Es ergeht doch was ergehen soll.
Doch wie mir auch gelinge,
Zu welchem End ichs bringe,
So befehlet Ihr doch heute
Euer Land und eure Leute
Dem, welchem ich vertraue:
Gott, der zu dieser Aue
Mit mir geht zum Gefechte,
Der bringe Recht zu Rechte.
Gott muß wahrlich mit mir siegen
Oder sieglos erliegen:
Der muß es walten, muß es pflegen.«
So bot er ihnen seinen Segen;
Sein Schifflein stieß er von dem Ort
Und fuhr in Gottes Namen fort.
Da ward sein Leib und sein Leben
Von manchem Munde Gott ergeben;
Ihm ward von mancher edeln Hand
Manch süßer Segen nachgesandt.
Und als er ans Gestade stieß,
Der Held sein Schifflein fließen ließ
Und schwang sich auf sein Ross gewandt.
Gleich ritt auch Morold an den Strand.
»Was soll das heißen, thu mir kund«,
Sprach Morold, »und aus welchem Grund
Hast du das Schifflein laßen gehn?«
Er sprach: »Das ist darum geschehn:
Hier ist ein Schiff und sind zwei Mann,
Und ist kein Zweifel auch daran,
Bleiben wir nicht beide hier,
Daß Einer doch, Ich oder Ihr,
Auf diesem Werder bald erliegt:
So hat der Andre dann, der siegt,
Wohl an dem einen Schiff genug,
Das dich zu diesem Werder trug.«
Morold sprach: »Ich höre wohl,
Daß es dabei verbleiben soll,
Der Kampf müße vor sich gehn.
Gedächtest du noch abzustehn
Und schieden wir in Minnen
Mit dem Geding von hinnen,
Daß der Zins von beiden Landen
Mir bliebe zugestanden,
Das deuchte mich dein Glück zu sein;
Denn fürwahr, es schafft mir Pein,
Wenn ich dich erschlagen soll.
Mir gefiel kein Ritter noch so wohl,
Den meine Augen je ersahn.«
Da sprach der kühne Tristan:
»Wir mögen nicht zur Sühne kommen,
Der Zins sei denn hinweggenommen.«
Der Andre sprach: »Auf meinen Eid,
Solcher Sühne bin ich unbereit.
Wir kommen nicht zu Minnen,
Der Zins muß mit mir hinnen.«
»So stellen wir«, sprach Tristan,
»Hier sehr unnütze Theidung an.
Da du so gar nicht Zweifel trägst,
Morold, daß du mich erschlägst,
So wehr dich, so du willst gedeihn;
Es kann hier schon nicht anders sein.«
Er warf das Ross im Bogen
Und kam zurückgeflogen
In richtiger Schlichte.
Herstob er in der Richte
Nach seines Herzens Begehr.
Mit herabgesenktem Sper,
Mit fliegenden Schenkeln,
Mit Sporen und mit Enkeln
Nahm er das Ross in die Seiten.
Da muste Jener auch wohl streiten,
Es gieng um das Leben nun.
Da that er wie sie Alle thun,
Die zu rechter Mannheit
Mit allen Sinnen sind bereit:
Er nahm auch eine Kehre
Nach seines Herzens Lehre,
Geschwind hindann, geschwind hinwieder,
Warf auf den Sper und zuckt' ihn nieder.
So kam er her gerühret
Wie den der Teufel führet.
Sie stürmten beide, Ross und Mann,
Im Fluge gegen Tristan an
Noch schneller als der Falke thut;
So gierig war auch Tristans Muth.
Gleich heiß war beider Verlangen,
Die gleichen Flugs zusammen drangen
Daß sie die Spere stachen,
Die in den Schilden brachen
Wohl zu Tausend Stücken.
Da musten sie zücken
Die Schwerter von den Seiten.
Es gab zu Ross ein Streiten,
Gott selber möcht es gerne sehn.
Nun hör ichs allwärts so verstehn,
Und so heißts auch in der Märe,
Daß dieß ein Zweikampf wäre,
Und Alle denken sich dabei,
Da wären nur der Kämpfer zwei.
Doch