Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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Händen

      Sie nicht nach Hause kehren,

      Nein, mit gleich vollen Ehren

      Senden wir sie von hinnen,

      Wie schwer wirs auch gewinnen.«

      Derweil er also sprach und stand,

      Deckt' er mit dem Schildesrand

      Weislich Blut und Wunde,

      Daß Keinem ward die Kunde.

      Das gerieth ihm noch hernach zum Glück,

      Denn jene kehrten so zurück,

      Daß sie sich dessen nicht versahn.

      Jetzt bestiegen sie den Kahn

      Und fuhren nach dem Werder fort,

      Und fanden statt des Herren dort

      Einen schwer verhaunen Mann:

      Denselben brachten sie hindann.

      Als sie zu Lande kamen,

      Da giengen sie und nahmen

      Den jammervollen Prisant,

      Der da durch sie ward übersandt:

      Ich meine die zerstückten Glieder.

      Die legten sie zusammen wieder,

      Daß sich keins davon verlor,

      Und trugen sie dem Herren vor,

      Und sagten ihm genau dabei

      Was ihm durch sie entboten sei.

      Da verseh ich mich nun wohl

      Wes ich mich wohl versehen soll:

      Dem König Gurmun Wohlgemuth

      War da gar nicht wohl zu Muth.

      Auch stand ihm all sein Leid wohl an:

      Er verlor an diesem einen Mann

      Herz und Muth, Trost und Kraft

      Und manches Mannes Ritterschaft.

      Das Rad, das sein Glück getragen,

      Das Morold hoch emporgeschlagen

      In den Nachbarlanden allen,

      War in den Staub gefallen.

      Seine Schwester auch, die Königin,

      Beklagte diesen Ungewinn

      Mit Jammer und mit großer Noth;

      Und ihre Tochter mit, Isot.

      Sie quälten sehr den schönen Leib,

      Wie ihr wohl wißet, daß ein Weib

      Gar bitterliche Klage führt,

      Wenn ein Leid ihr Herz berührt.

      Sie sahen diesen todten Mann

      Nur um des Jammers Willen an,

      Daß ihres Leides Bürde

      Noch desto schwerer würde.

      Das Haupt sie küssten und die Hand,

      Die vordem manch fernes Land

      Ihrer Herschaft unterwarf,

      Wie ich nicht wiederholen darf.

      Die seinem Haupte war geschlagen,

      Die Wunde fanden sie mit Klagen

      Und besahen sie genau;

      Da fand die sinnreiche Frau,

      Isot, die weise Königin,

      Jene Scharte darin.

      Ein kleines Zänglein ließ sie bringen:

      Damit must es ihr gelingen,

      Daß sie das Schärtlein gewann.

      Sie und die Tochter sahens an

      Mit Jammer und mit Leide:

      Dann nahmen sie es beide

      Und legten es in einen Schrein.

      War dieses Stück auch noch so klein,

      Doch schuf es Tristan große Noth.

      Nun, Herr Morold ist todt.

      Wenn ich nun lang erzählte,

      Wie sich ein Jeder quälte

      Und ihn beklagte, könnt es frommen?

      Wir wären weiter nicht gekommen,

      Wer möcht ihr Aller Leid beklagen?

      Morold ward zu Grab getragen,

      Begraben wie ein andrer Mann.

      Gurmun hob zu trauern an

      Und ließ gebieten allzuhand

      Über alles Irenland,

      Daß man Acht hätt an der See,

      Was Lebendiges je

      Dahin von Cornwal käme,

      Daß man dem das Leben nähme,

      Es wäre Weib oder Mann.

      Dieß Gebot und dieser Bann

      Ward so streng vollzogen,

      Daß Niemand von den Wogen

      Mehr nach Irland ward gebracht

      Seis bei Tag oder Nacht

      Aus cornewalischem Land,

      Mocht er noch so reiches Pfand

      Zur Lösung bieten oder geben,

      Es gieng ihm eben nur ans Leben,

      Bis mancher Mutter Kind damit

      Unschuldig großen Schaden litt.

      Das war doch Alles ohne Noth,

      Denn Morold starb verdienten Tod:

      Nur seiner Kraft hatt er getraut,

      Auf Gottes Hülfe nicht gebaut,

      Und sein Ding zu allen Zeiten,

      In allen seinen Streiten

      Auf Gewalt und Hochfahrt nur gestellt;

      In diesen ward er auch gefällt.

      XI. Tantris.

      Nun nahm ichs auf, wo ich es ließ.

      Als Tristan ans Gestade stieß

      Ohne Ross und ohne Sper,

      Da drangen tausend Rotten her

      Zu Ross und auch zu Fuße:

      Mit ihrem Jubelgruße

      Empfiengen sie ihn freudenreich.

      Der König und sein Königreich

      Erlebten nie so lieben Tag

      Wie man gern von ihnen glauben mag.

      Viel Ehre war den Landen

      Ja heut durch ihn erstanden;

      Von großem lästerlichem Leid

      Hatt Er sie allein befreit.

      Die Wunde zwar, die er trug,

      Die beklagten sie genug:

      Sie gieng wohl ihnen Allen nah;

      Doch weil ein Jeder sich versah,

      Daß er von dieser Bürde

      Gar bald genesen würde,

      So schlugen sie es aus dem Sinn

      Und führten ihn gerade hin

      Zu