Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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es ein offener Streit

      Zweier ganzen Rotten war.

      Nicht gelesen hab ichs zwar

      Noch je an Tristans Märe;

      Doch hört ob ichs bewähre.

      Morold, wie uns der Wahrheit nach

      Gemeldet ward seit manchem Tag,

      Besaß vierfache Manneskraft:

      Das zählt für vier Mann Ritterschaft.

      So stand es diesseits mit dem Streite;

      Wer stand nun auf der andern Seite?

      Erstlich Gott, zum andern Recht,

      Der dritte war der beiden Knecht

      Und getreuer Dienstmann,

      Der wohlgemuthe Tristan;

      Das vierte war bereiter Muth,

      Der Wunder stäts als Streiter thut:

      Hier vier und drüben wieder vier,

      Aus diesen bild ich dort und hier

      Zwei ganze Rotten, sind acht Mann,

      So übel ich auch rechnen kann.

      Ihr hättets sonst für Lüge

      Gehalten, ungefüge,

      Daß auf zwei Rossen sich zwo Scharen

      Zum Kampf entgegen möchten fahren;

      Nun habt ihr es für wahr vernommen:

      Zusammen waren hier gekommen

      Unter Einem Helm auf jeder Seite

      Vier Ritter zum Vierritterstreite.

      Die kamen nun geritten,

      Daß sie sich stark bestritten.

      Zuerst fuhr Eine Ritterschaft,

      Morold mit der Viermannskraft,

      Tristanden wie ein Donner an.

      Derselbe leidge Teufelsmann

      Schlug auf ihn so kräftiglich,

      Kraft und Sinne sicherlich

      Hätt er mit Schlägen ihm benommen,

      Wär der Schild ihm nicht zu Gut gekommen,

      Darunter er mit Listen

      Sich schirmen konnt und fristen.

      Weder Helm noch Halsberg,

      Noch ein ander Waffenwerk

      Hätt es ihm jemals aufgetragen:

      Durch die Ringe hätt er ihn erschlagen:

      Er wollt ihm so viel Zeit nicht gönnen,

      Daß er vor Schlägen aufsehn können.

      So gieng er ihn mit Schlägen an

      Bis ers ihm mit Schlägen abgewann,

      Daß Tristan von der Schläge Noth

      Den Schild zu ferne von sich bot

      Und so hoch die Deckung trug,

      Daß er ihm durch die Hüfte schlug

      Solch einen häßlichen Schwang,

      Der ihm hart ans Leben drang,

      Daß sein Fleisch und Gebein

      Durch Ring' und Hosen warf den Schein

      Und das Blut aufblitzte

      Und den Werder überspritzte.

      »Wie nun? Willst du mirs eingestehn?

      Du magst hieran wohl selber sehn,

      Daß Niemand Unrecht führen soll;

      Man sieht hieran dein Unrecht wohl.

      Nun bedenke, willst du noch gedeihn,

      In welcher Weis es möge sein.

      Denn wahrlich, Tristan, diese Noth,

      Sie ist dein endlicher Tod,

      Ich müst es denn noch wenden;

      Von Weibs- noch Manneshänden

      Wirst du sonst nicht mehr gesund.

      Du bist von einem Schwerte wund,

      Das tödtlich und vergiftet ist.

      Aller Ärzte Kunst und List

      Heilt dich nicht von dieser Noth;

      Nur meine Schwester kanns, Isot,

      Die Königin von Irland.

      Die kennt der Würzen allerhand

      Und weiß aller Kräuter Kraft

      Und viel ärztliche Meisterschaft;

      Die weiß auch diese Kunst allein

      Und Niemand anders, wer sie sei'n;

      Todt bist du, wenn dich Die nicht heilt.

      Willst du mir folgen unverweilt

      Und den Zins nicht weigern fürderhin,

      Meine Schwester soll, die Königin,

      Mit eigner Hand dich heilen;

      Und Ich will mit dir theilen

      Gesellig Alles was ich habe,

      Und weigre nie dir eine Gabe

      Was auch dein Wunsch begehre.«

      Tristan sprach: »Meine Ehre

      Und mein Recht geb ich nicht auf,

      Deiner Schwester nicht, noch dir zu Kauf.

      Ich hab in meiner freien Hand

      Hieher gebracht zwei freie Land'

      Und bringe sie von hinnen

      Oder ich muß gewinnen

      Größern Schaden noch, den Tod.

      Ich bin auch noch zu solcher Noth

      Mit Einer Wunde nicht getrieben,

      Daß dir der Sieg schon wär geblieben.

      So leicht mag sich uns Beiden

      Der Kampf hier nicht entscheiden.

      Der Zins sei Dein Tod oder Meiner!

      Das ist der Ausgang, anders keiner.«

      Hiemit ritt er ihn wieder an.

      Nun spricht vielleicht ein kluger Mann

      (Ich muß die Rede für ihn thun):

      »Gott und Recht, wo sind sie nun,

      Tristans Kampfgefährten?

      Daß sie ihm nicht Schutz gewährten,

      Das muß mich Wunder nehmen.

      Zeit wär es, daß sie kämen:

      Ihre Rotte und ihr Orden

      Ist gar schadhaft geworden.

      Wenn sie nicht eilends kommen,

      So kann es nicht mehr frommen;

      Darum so kommt in Eil, denn hier

      Reiten zweie gegen vier

      Und streiten um das bloße Leben;

      Das ist auch hingegeben

      Schon dem Zweifel und dem Bangen.

      Sollen sie noch Trost empfangen,

      Wohlan, so sei es nur schnelle.«

      Nun reiten Gott und Recht zur Stelle

      Nach