es ein offener Streit
Zweier ganzen Rotten war.
Nicht gelesen hab ichs zwar
Noch je an Tristans Märe;
Doch hört ob ichs bewähre.
Morold, wie uns der Wahrheit nach
Gemeldet ward seit manchem Tag,
Besaß vierfache Manneskraft:
Das zählt für vier Mann Ritterschaft.
So stand es diesseits mit dem Streite;
Wer stand nun auf der andern Seite?
Erstlich Gott, zum andern Recht,
Der dritte war der beiden Knecht
Und getreuer Dienstmann,
Der wohlgemuthe Tristan;
Das vierte war bereiter Muth,
Der Wunder stäts als Streiter thut:
Hier vier und drüben wieder vier,
Aus diesen bild ich dort und hier
Zwei ganze Rotten, sind acht Mann,
So übel ich auch rechnen kann.
Ihr hättets sonst für Lüge
Gehalten, ungefüge,
Daß auf zwei Rossen sich zwo Scharen
Zum Kampf entgegen möchten fahren;
Nun habt ihr es für wahr vernommen:
Zusammen waren hier gekommen
Unter Einem Helm auf jeder Seite
Vier Ritter zum Vierritterstreite.
Die kamen nun geritten,
Daß sie sich stark bestritten.
Zuerst fuhr Eine Ritterschaft,
Morold mit der Viermannskraft,
Tristanden wie ein Donner an.
Derselbe leidge Teufelsmann
Schlug auf ihn so kräftiglich,
Kraft und Sinne sicherlich
Hätt er mit Schlägen ihm benommen,
Wär der Schild ihm nicht zu Gut gekommen,
Darunter er mit Listen
Sich schirmen konnt und fristen.
Weder Helm noch Halsberg,
Noch ein ander Waffenwerk
Hätt es ihm jemals aufgetragen:
Durch die Ringe hätt er ihn erschlagen:
Er wollt ihm so viel Zeit nicht gönnen,
Daß er vor Schlägen aufsehn können.
So gieng er ihn mit Schlägen an
Bis ers ihm mit Schlägen abgewann,
Daß Tristan von der Schläge Noth
Den Schild zu ferne von sich bot
Und so hoch die Deckung trug,
Daß er ihm durch die Hüfte schlug
Solch einen häßlichen Schwang,
Der ihm hart ans Leben drang,
Daß sein Fleisch und Gebein
Durch Ring' und Hosen warf den Schein
Und das Blut aufblitzte
Und den Werder überspritzte.
»Wie nun? Willst du mirs eingestehn?
Du magst hieran wohl selber sehn,
Daß Niemand Unrecht führen soll;
Man sieht hieran dein Unrecht wohl.
Nun bedenke, willst du noch gedeihn,
In welcher Weis es möge sein.
Denn wahrlich, Tristan, diese Noth,
Sie ist dein endlicher Tod,
Ich müst es denn noch wenden;
Von Weibs- noch Manneshänden
Wirst du sonst nicht mehr gesund.
Du bist von einem Schwerte wund,
Das tödtlich und vergiftet ist.
Aller Ärzte Kunst und List
Heilt dich nicht von dieser Noth;
Nur meine Schwester kanns, Isot,
Die Königin von Irland.
Die kennt der Würzen allerhand
Und weiß aller Kräuter Kraft
Und viel ärztliche Meisterschaft;
Die weiß auch diese Kunst allein
Und Niemand anders, wer sie sei'n;
Todt bist du, wenn dich Die nicht heilt.
Willst du mir folgen unverweilt
Und den Zins nicht weigern fürderhin,
Meine Schwester soll, die Königin,
Mit eigner Hand dich heilen;
Und Ich will mit dir theilen
Gesellig Alles was ich habe,
Und weigre nie dir eine Gabe
Was auch dein Wunsch begehre.«
Tristan sprach: »Meine Ehre
Und mein Recht geb ich nicht auf,
Deiner Schwester nicht, noch dir zu Kauf.
Ich hab in meiner freien Hand
Hieher gebracht zwei freie Land'
Und bringe sie von hinnen
Oder ich muß gewinnen
Größern Schaden noch, den Tod.
Ich bin auch noch zu solcher Noth
Mit Einer Wunde nicht getrieben,
Daß dir der Sieg schon wär geblieben.
So leicht mag sich uns Beiden
Der Kampf hier nicht entscheiden.
Der Zins sei Dein Tod oder Meiner!
Das ist der Ausgang, anders keiner.«
Hiemit ritt er ihn wieder an.
Nun spricht vielleicht ein kluger Mann
(Ich muß die Rede für ihn thun):
»Gott und Recht, wo sind sie nun,
Tristans Kampfgefährten?
Daß sie ihm nicht Schutz gewährten,
Das muß mich Wunder nehmen.
Zeit wär es, daß sie kämen:
Ihre Rotte und ihr Orden
Ist gar schadhaft geworden.
Wenn sie nicht eilends kommen,
So kann es nicht mehr frommen;
Darum so kommt in Eil, denn hier
Reiten zweie gegen vier
Und streiten um das bloße Leben;
Das ist auch hingegeben
Schon dem Zweifel und dem Bangen.
Sollen sie noch Trost empfangen,
Wohlan, so sei es nur schnelle.«
Nun reiten Gott und Recht zur Stelle
Nach