Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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Rotte zum Heile,

      Ihren Feinden zum Falle.

      Schon beginnen sie sich Alle

      Gleichmäßig zu rottieren,

      Vier entgegen vieren,

      Und reiten Schar wider Schar.

      Und Tristan als er gewahr

      Wird seiner Kampfgesellen,

      Fühlt Muth und Stärke schwellen:

      Ihm brachte die Genoßenschaft

      Neues Herz und frische Kraft.

      Das Ross er mit den Sporen nahm,

      So schnell er hergeschoßen kam,

      Daß er nach ganzer Herzenslust

      Anstoßend mit des Rosses Brust

      So auf den Gegner schnellte,

      Daß er zur Erd ihn fällte

      Mit Ross und mit Allem;

      Und als er von dem Fallen

      Wieder auf die Füße kam

      Und schon das Ross beim Zügel nahm,

      Schlug Tristan, eh ers glaubte,

      Ihm den Helm vom Haupte,

      Daß er hinflog über all den Plan.

      Da lief ihn Morold wieder an:

      Durch die Couvertüre schlug

      Er Tristans Rosse weg den Bug,

      Daß es unter ihm darniederfiel.

      Doch Er bedachte sich nicht viel.

      Aus dem Sattel schwang er sich in Eil.

      Morold der listige derweil

      Den Schild zum Rücken kehrte

      Wie ihn die Schlauheit lehrte,

      Griff mit der Hand hernieder

      Und nahm den Helm sich wieder.

      Er hatt in seinen Listen

      Gedacht sich so zu fristen:

      Wenn er zu Rosse käme

      Und den Helm zu Haupte nähme,

      Auf Tristan ritt' er wieder an.

      Als er nun den Helm gewann,

      Nach dem Rosse lief er da

      Und kam dem auch bereits so nah,

      Daß er mit der Hand den Zügel

      Ergriff und schon im Bügel

      Mit einem Fuße stand, gottlob;

      Wie er da die Hand zum Sattel hob,

      Da hatt ihn Tristan erflogen

      Und schlug ihm auf dem Sattelbogen

      Das Schwert weg samt der rechten Hand,

      Daß sie beide fielen auf den Sand

      Mit den Ringen alle;

      Und über diesem Falle

      Gab er ihm wieder einen Schlag,

      Der, wo des Helmes Kuppe lag,

      So mächtig fuhr hernieder,

      Daß er nur schartig wieder

      Seine Waffe zog zurück,

      Indem des Schwerts ein kleines Stück

      In dem Hirnschädel blieb,

      Das denn in Ängste später trieb

      Tristanden und in große Noth:

      Es bracht ihm nahezu den Tod.

      Morold, das trostlose Heer,

      Als er ohne Kraft und Wehr

      Hingieng mit taumelndem Schritt

      Und schon schier zu Boden glitt,

      »Wie nun, wie nun«, sprach Tristan,

      »Helf dir Gott, Morold, sag an,

      Ist dir diese Märe kund?

      Mich dünkt, du bist auch übel wund;

      Nicht zum Besten scheints um dich zu stehn.

      Was mit Meiner Wunde mag geschehn,

      Dir wäre guter Würze Noth.

      Was deine Schwester je, Isot,

      Von Arzneikunst hat gelesen,

      Das wird dir Noth, willst du genesen.

      Der gerechte, wahre Gott,

      Siehst du, duldet keinen Spott:

      Er hat dein Unrecht wohl bedacht

      Und Recht an mir zu Recht gebracht.

      So mög er mein auch fürder pflegen:

      Doch deine Hochfahrt ist erlegen.«

      So trat er ihm erst beßer nah,

      Er nahm das Schwert und gab es da

      In seine beiden Hände:

      Er schlug, das war das Ende,

      Das Haupt ihm mit der Kuppen ab.

      Dann gieng er an die Bucht hinab,

      Wo er Morolds Schifflein fand,

      Sprang hinein und fuhr zu Land

      Ans Gestad und zu dem Heer.

      Da vernahm er bei dem Meer

      Große Freud und große Klage:

      Freud und Klage wie ich sage:

      Deren Glück an seinem Siege lag,

      Denen war ein selger Tag,

      Ein Heil erschienen sonder Ende:

      Sie schlugen fröhlich in die Hände,

      Lobten Gott aus vollem Mund,

      Und thaten freudgen Dank ihm kund

      Durch laute Siegeslieder.

      Dem fremden Volk hinwieder,

      Den leiden Gästen, die gesandt

      Waren aus der Iren Land,

      Hatte großes Leid getagt.

      Von denen ward so viel geklagt

      Als die andern sangen;

      Wie sie die Hände rangen,

      Sie verwanden nicht die Noth.

      Die Betrübten auf den Tod,

      Die bestürzten Irlandsmannen,

      Da sie nun wollten dannen

      Zu Schiffe gehn mit Spott und Schmach,

      Da gieng Tristan ihnen nach

      Und traf sie am Gestade noch:

      »Ihr Herren«, sprach er, » eilet doch

      Jenes Zinsrecht zu empfangen,

      Das ihr auf dem Werder sehet prangen,

      Und bringt es euerm Herren heim,

      Und meldet ihm, mein Oheim

      Von Cornwal und von Engelland

      Schick ihm diesen Prisant

      Und entbiet ihm dabei:

      Wenn es sein Wille künftig sei,

      Daß er geruhe noch einmal

      Seine Boten her gen Cornewal

      Nach solchem Zins zu senden,