Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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schwarz, daß er der Kohle glich.

      Den hängt' ihm auch sein Oheim an:

      Er stund dem kaiserlichen Mann

      Und lag ihm an der Seiten

      Nun und zu allen Zeiten,

      Daß wie angeleimt er sah.

      Als der werthe Jüngling da,

      Der genehme kindsche Mann,

      Tristan, noch den Schild gewann,

      Da schienen die vier Dinge,

      Helm und Panzerringe,

      Hosen und Schilt einander an

      So schön, und hätt ihr Werkmann

      Sie alle vier dazu gemacht,

      Daß eines jeden Schein und Pracht

      Vom andern Schöne borgte,

      Und mit Schöne dieß versorgte,

      Dennoch wär der Schein der viere

      Nicht lichter, gleicher als der ihre.

      Doch nun das neue Wunderbild,

      Das unter Ringen, Helm und Schild

      Zu Schaden und zu Sorgen

      Den Feinden war verborgen –

      Hatte das nicht andre Kraft

      Als all die seltne Meisterschaft,

      Die ihm außen angebildet lag?

      Ich weiß es klarer als den Tag,

      Wie schön das Äußre mochte sein,

      Doch war des innern Bildes Schein

      Viel beßer erdichtet,

      Gemeistert und gerichtet

      Zu Ritterkraft und Stärke

      Als all die äußern Werke.

      Das Gebild inwendig drin

      War in Erfindung und Sinn

      Mit hoher Meisterschaft vollbracht.

      Seines Werkmanns Kunst und Macht

      Schienen groß und ungemein;

      Seine Brust und Arm und Bein

      Die waren herrlich und reich,

      Wohl gebildet, herrengleich.

      Und darüber stand das Eisen,

      Man must es für ein Wunder preisen.

      Sein Ross hielt ihm ein Knappe da;

      In Spanienland, noch fern und nah,

      Ward nie ein schöneres erzogen.

      Man sah es nirgend eingebogen,

      Sondern frei und offen

      An der Brust und an den Goffen,

      Stark von beiden Lenden,

      Erwünscht an allen Enden.

      An seinen Füßen und Beinen

      Sah man Alles sich vereinen

      Der Bildung, die sich Lob verspricht:

      Die Füße grad, die Beine schlicht,

      Und aufrecht alle viere

      Wie einem wilden Thiere.

      Auch war es anzuschaun mit Lust

      Vom Sattel ab bis vor der Brust;

      Da hielt es sich so grad und wohl

      Als ein Ross nur immer soll.

      Eine weiße Decke auf ihm lag,

      Licht und lauter wie der Tag

      Und den Harnischringen gleich.

      Auch war sie lang und also reich,

      Daß sie von oben niedergieng

      Und dem Ross schier vor den Knieen hieng.

      Nun Tristan zum Gefechte

      Nach ritterlichem Rechte

      Und wie gebräuchlich ist im Streit

      Wohl und preislich war bereit,

      Die da wohl konnten preisen

      Und prüfen Mann und Eisen,

      Die sahn es Alle dafür an,

      Es hätten Eisen und Mann

      Nie ein schöner Bild gewiesen.

      Wie sehr das aber ward gepriesen,

      Viel mehr die Augen doch ergetzte,

      Als er sich jetzt zu Rosse setzte

      Und den Sper zu Händen nahm:

      Da war das Bild erst wonnesam,

      Da schien der Ritter schön und reich,

      Ob und unterm Sattel gleich.

      Die Arme hatten Weite,

      Die Schultern gute Breite;

      In den Sattel wust er wohl

      Wie man im Sattel sitzen soll

      Sich zu setzen und zu fügen.

      Neben des Rosses Bügen

      Schwebten die Beine schön herab,

      Strack und ebner als ein Stab.

      Da stund das Ross, da stund der Mann

      Eins sowohl dem Andern an,

      Als wären sie so überein

      Miteinander im Verein

      Gewachsen und geboren.

      Die Geberden waren auserkoren,

      Stät und gleich zu allen Zeiten.

      Die Tristan hatt im Reiten:

      Doch wie schön auch von Gebahren

      Tristans Geberden waren,

      So war doch innerhalb sein Muth

      So rein geartet und so gut,

      Kühnern Muth und reinre Art

      Hat nimmer wohl ein Helm bewahrt.

      Nun war den Kämpen, den zween,

      Eine Kampfstatt ausersehn,

      Eine kleine Insel in dem Meer,

      So nah dem Ufer und dem Heer,

      Daß man da wohl Alles sah

      Was auf der Insel geschah;

      Und sollt ein Jeder das vermeiden,

      Ausgenommen diese Beiden,

      Daß er auf die Insel käme

      Bis der Kampf ein Ende nähme.

      Das ward auch so gehalten.

      Ans Gestade ließ man schalten

      Zwei Schifflein, enge wohl und klein;

      So stark doch mochte jedes sein,

      Daß es Ross und Mann in Waffen

      Wohl hinüber konnte schaffen.

      Nun, diese Schifflein hielten dort:

      In eines stieg Morold sofort;

      Das Ruder nahm er an die Hand

      Und schiffte jenseits an das Land;

      Und als er auf den Werder kam,

      Des Schiffleins Kette gleich er nahm

      Und band es fest an den Strand.

      Dann