eh sie hingekommen,
Aus der Ferne vernommen
Also süßen Harfenklang
Und zu der Harfe solchen Klang,
Gott möcht ihn gerne hören
In seinen Himmelschören;
Und sagten: »In dem Schifflein saß
Ein armer Märtrer leichenblaß,
Ein todwunder Spielmann:
Geht hin, ihr seht es ihm wohl an,
Er stirbt morgen oder heute noch,
Und in der Marter hat er doch
Sich so frischen Muth bewahrt,
Wenn ihr durch alle Reiche fahrt,
Ihr findet doch wohl nicht den zweiten,
Der so viel Widerwärtigkeiten
Erträgt mit so gelaßnem Sinn.«
Nun, die Bürger eilten hin
Und trieben mit Tristanden viel
Gespräches, wie es eben fiel,
Und fragten ihn die Kreuz und Quer:
Und wie die Boten vorher
Und mit denselben Reden
Beschied er einen Jeden.
Auf ihre Bitte harft' er ihnen,
Und fliß sich Jeglichem zu dienen
Und zu thun, was man ihn hieß;
Mit gutem Willen that er dieß,
Und wie ers mocht erzielen
Mit Singen oder Spielen,
Ihre Gunst sich zu gewinnen,
Das war sein Trachten und sein Sinnen.
Und als der arme Spielmann
Über seine Kraft begann
In sein Harfen und sein Singen
Süßigkeit zu bringen,
Da must er sie erbarmen.
Da ließen sie den Armen
Aus seinem Schifflein tragen
Und einem Arzte sagen,
Daß er ihn zu sich nähme
Und was ihm wohlbekäme,
Damit sollt' er ihn letzen:
Sie wollten ihm ersetzen
Die Kosten, und die Müh bezahlen.
Nun dieß geschah auch allzumalen;
Doch als er ihn heimbrachte
Und da zu heilen dachte
Und Alles auf ihn wandte
Was er nur wust und kannte,
Da wollt es all nicht frommen.
Diese Kunde ward vernommen
In der ganzen Stadt zu Develin;
Man sah sie scharenweise ziehn
Und sein Ungemach beklagen.
Nun geschahs in diesen Tagen,
Daß ein Pfaffe zu ihm kam
Und seine große Kunst vernahm
Im Spielen und im Singen;
Er selbst war in den Dingen
Nicht so ohne Meisterschaft:
Denn er versuchte seine Kraft
An jeglichem Saitenspiel
Und konnt auch fremder Sprachen viel.
An Kunst und höfischem Fug
Hatt er seiner Zeit genug
Verwandt und allen feinen Sinn.
Er war Isold, der Königin,
Meister und ihr Ingesind
Und hatte sie schon früh als Kind
Gewitzigt nach Begehren
In allen guten Lehren,
Und manche fremde Wißenschaft
Hatt ihr sein Unterricht verschafft.
Auch lehrt' er ihre holde
Tochter Isolde,
Die erwünschteste Magd,
Von der die Welt viel Wunder sagt
Und von der auch diese Mären sind.
Sie war ihr einziges Kind:
Drum hatte sie von Anbeginn
Auf sie verwendet Fleiß und Sinn,
Daß sie mit Hand und Munde
Erlerne gute Kunde;
Die hatt er auch in seiner Pflege
Und gab ihr Unterricht allwege
In Büchern und im Saitenspiel.
Als der an Tristan so viel Fug
und höfsche Kunst ersah,
Sein Ungemach erbarmt' ihn da
Von ganzem Herzen inniglich.
Da säumt' er auch nicht länger sich,
Er gieng die Königin an
Und sagt' ihr, wie ein Spielmann
Bei einem Arzt verkehre,
Der recht ein Märtrer wäre
Und lebendgen Leibes todt
Und doch so heiter in der Noth
Und in allen Künsten auserkoren
Wie je ein Mann vom Weib geboren.
»Doch«, sprach er, »edle Königin,
Brächt ichs mit Bitten doch dahin,
Daß wir darauf gedächten,
Wie wir dahin ihn brächten,
Wohin ihr schicklich kämet
Und das Wunder vernähmet,
Daß ein sterbender Mann
Noch so lieblich spielen kann
Und süße Lieder singen,
Und nichts doch will gelingen
Was man zu seinem Heil ersinnt,
Denn er ist des Todes Kind.
Der Arzt, in dessen Haus er lag
Und der sein pflag bis diesen Tag,
Der hat ihn aufgegeben,
Denn er fristet ihm das Leben
Nicht mit allem Fleiß und Sinn.«
»Sieh«, sprach die weise Königin,
»Ich will den Kämmerlingen sagen
(Kann er anders es vertragen,
Wenn Hände ihn berühren
Und von der Stelle führen),
Daß man ihn zu uns bringe,
Ob bei dem Stand der Dinge
Vielleicht noch Hülfe fromme,
Daß er zu Kräften komme.«
Dieß ward gethan und dieß geschah.
Als da die Königin ersah,
Wie es um sein Übel stand,
Und