Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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es um die Wunden stand,

      Die Morold mit dem Schwerte schlug,

      Das er in allen Nöthen trug,

      Es wär Tristanden nimmer ja

      So wohl geschehn als ihm geschah

      Nun half ihm zu genesen,

      Daß er so klug gewesen.

      Erkenne Jeder nun hieran,

      Wie seine Sachen oft ein Mann

      Mit gutem Vorbedenken

      Zu gutem Ziel mag lenken,

      Ist ihm zu rechter Stunde

      Die Fürsicht nur im Bunde.

      Isot, die weise Königin,

      Wandte allen Fleiß und Sinn

      Und alle Wißenschaft darauf,

      Daß sie dem Manne wieder auf

      Helfe, wider dessen Leben

      Sie doch gern ihr Leben geben

      Möchte, ja die Ehre gar.

      Sie must ihn stärker fürwahr

      Haßen als sich selber minnen,

      Und doch, was sie nur konnt ersinnen,

      Sein Sterben zu verhindern

      Und seine Qual zu lindern,

      Darauf war sie bei Tag und Nacht

      Allein beflißen und bedacht.

      Das ist kein Wunder wie es scheint,

      Denn sie erkannte nicht den Feind.

      Doch konnte sie es wißen,

      Für Wen sie war beflißen

      Und Wem sie half aus Todesnoth,

      Gäb es Ärgres als den Tod,

      Sie hätt es ihm gegeben

      Viel lieber als das Leben.

      Nun wuste sie von ihm nur Gutes

      Und war ihm gut und holdes Muthes.

      Sagt' ich euch nun noch so viel

      In langen Reden ohne Ziel

      Von meiner Frauen Meisterschaft,

      Und wie wunderbare Kraft

      Zu des Siechen Gedeihen

      Lag in ihren Arzeneien,

      Das wär doch allzumal verloren.

      Viel beßer klingt in edeln Ohren

      Ein Wort, das schön zur Sache stimmt

      Als das man aus der Büchse nimmt.

      Sofern ich es vermeiden kann

      Will ich mich hüten auch fortan,

      Daß ich nicht Worte möge sagen

      Die euern Ohren missbehagen

      Und euern Herzen widerstehn.

      Ich schweige, wills nicht anders gehn,

      Lieber still von einer Sache,

      Eh ich euch zuwider mache

      Und unleidlich meine Märe

      Mit Rede, die nicht höfisch wäre.

      Von meiner Frauen Heilkunde

      Und wie davon genas der Wunde

      Will ich in der Kürze sagen:

      Sie half ihm binnen zwanzig Tagen,

      Daß man gerne bei ihm blieb

      Und die Wunde Niemand vertrieb,

      Kam er anders gern dahin.

      So gieng die junge Königin

      Nun stäts zu seinem Unterricht,

      Und Fleiß und Zeit gereut' ihn nicht

      Auf seine Schülerin zu wenden.

      Die Fertigkeit in den Händen

      Sowohl als schulgerechtes Spiel,

      Was ich nicht schärfer sondern will,

      Zeigt' er gern ihr allzumal,

      Daß sie nach eigener Wahl

      Daraus zur Lehre nähme

      Was ihr zu Statten käme.

      Isot. die schöne, war wohl klug,

      Ihr war das Beste gut genug,

      Was sie unter seinen Künsten fand:

      Des unterwand sie sich zuhand

      Und wandte Fleiß bei Allem an

      Was sie in der Welt begann.

      Auch mocht ihr wohl frommen

      Was sie früher vernommen

      Und von Künsten hatt erfahren

      Und höfischem Gebahren.

      Sie war geschickt mit Mund und Hand.

      Das schöne Mägdlein verstand

      Ihre Develiner Sprache fein,

      Dazu Französisch und Latein;

      Sie konnt in welscher Weise

      Fiedeln laut und leise;

      Mit den Fingern konnte

      Isot, wenn sies begonnte,

      Gar wohl die Leier rühren

      Und auf der Harfe führen

      Den Ton, daß er das Herz beschlich;

      Auf und ab behendiglich

      Ließ sie die Noten gleiten;

      Auch sang sie in die Saiten

      Gar wohl aus süßem Munde.

      Jedoch zu all der Kunde

      Mocht ihr noch sehr zum Frommen

      Des Spielmanns Lehre kommen,

      Ihr Kunst und Wißen mehren.

      Unter allen diesen Lehren

      Hielt er sie zu Einer an,

      Die man Moral benennen kann:

      Sie lehrt uns schöne Sitten.

      Sich der zu fleißen bitten

      Soll man die Jungfraun allzumal.

      Die süßen Lehren der Moral

      Sind so selig und rein,

      Daß sie mit Gott so viel gemein

      Haben als mit dieser Welt.

      Wer der Moral Gebote hält

      Mag der Welt und Gott gefallen.

      Sie ist den edeln Herzen allen

      Zu einer Amme gegeben,

      Daß sie Nahrung und Leben

      Schöpfen aus ihrer Lehre,

      Denn sie haben Gut noch Ehre,

      Wenn sie Moral nicht unterweist.

      Der Lehre fliß sich zumeist

      Isot die junge Königin:

      Damit schulte sie den Sinn

      Und die Gedanken immerdar,

      Bis sie gar wohl gesittet war,

      Rein ihr Herz und schön ihr Muth

      Und ihr Gebahren süß und gut.

      So