es um die Wunden stand,
Die Morold mit dem Schwerte schlug,
Das er in allen Nöthen trug,
Es wär Tristanden nimmer ja
So wohl geschehn als ihm geschah
Nun half ihm zu genesen,
Daß er so klug gewesen.
Erkenne Jeder nun hieran,
Wie seine Sachen oft ein Mann
Mit gutem Vorbedenken
Zu gutem Ziel mag lenken,
Ist ihm zu rechter Stunde
Die Fürsicht nur im Bunde.
Isot, die weise Königin,
Wandte allen Fleiß und Sinn
Und alle Wißenschaft darauf,
Daß sie dem Manne wieder auf
Helfe, wider dessen Leben
Sie doch gern ihr Leben geben
Möchte, ja die Ehre gar.
Sie must ihn stärker fürwahr
Haßen als sich selber minnen,
Und doch, was sie nur konnt ersinnen,
Sein Sterben zu verhindern
Und seine Qual zu lindern,
Darauf war sie bei Tag und Nacht
Allein beflißen und bedacht.
Das ist kein Wunder wie es scheint,
Denn sie erkannte nicht den Feind.
Doch konnte sie es wißen,
Für Wen sie war beflißen
Und Wem sie half aus Todesnoth,
Gäb es Ärgres als den Tod,
Sie hätt es ihm gegeben
Viel lieber als das Leben.
Nun wuste sie von ihm nur Gutes
Und war ihm gut und holdes Muthes.
Sagt' ich euch nun noch so viel
In langen Reden ohne Ziel
Von meiner Frauen Meisterschaft,
Und wie wunderbare Kraft
Zu des Siechen Gedeihen
Lag in ihren Arzeneien,
Das wär doch allzumal verloren.
Viel beßer klingt in edeln Ohren
Ein Wort, das schön zur Sache stimmt
Als das man aus der Büchse nimmt.
Sofern ich es vermeiden kann
Will ich mich hüten auch fortan,
Daß ich nicht Worte möge sagen
Die euern Ohren missbehagen
Und euern Herzen widerstehn.
Ich schweige, wills nicht anders gehn,
Lieber still von einer Sache,
Eh ich euch zuwider mache
Und unleidlich meine Märe
Mit Rede, die nicht höfisch wäre.
Von meiner Frauen Heilkunde
Und wie davon genas der Wunde
Will ich in der Kürze sagen:
Sie half ihm binnen zwanzig Tagen,
Daß man gerne bei ihm blieb
Und die Wunde Niemand vertrieb,
Kam er anders gern dahin.
So gieng die junge Königin
Nun stäts zu seinem Unterricht,
Und Fleiß und Zeit gereut' ihn nicht
Auf seine Schülerin zu wenden.
Die Fertigkeit in den Händen
Sowohl als schulgerechtes Spiel,
Was ich nicht schärfer sondern will,
Zeigt' er gern ihr allzumal,
Daß sie nach eigener Wahl
Daraus zur Lehre nähme
Was ihr zu Statten käme.
Isot. die schöne, war wohl klug,
Ihr war das Beste gut genug,
Was sie unter seinen Künsten fand:
Des unterwand sie sich zuhand
Und wandte Fleiß bei Allem an
Was sie in der Welt begann.
Auch mocht ihr wohl frommen
Was sie früher vernommen
Und von Künsten hatt erfahren
Und höfischem Gebahren.
Sie war geschickt mit Mund und Hand.
Das schöne Mägdlein verstand
Ihre Develiner Sprache fein,
Dazu Französisch und Latein;
Sie konnt in welscher Weise
Fiedeln laut und leise;
Mit den Fingern konnte
Isot, wenn sies begonnte,
Gar wohl die Leier rühren
Und auf der Harfe führen
Den Ton, daß er das Herz beschlich;
Auf und ab behendiglich
Ließ sie die Noten gleiten;
Auch sang sie in die Saiten
Gar wohl aus süßem Munde.
Jedoch zu all der Kunde
Mocht ihr noch sehr zum Frommen
Des Spielmanns Lehre kommen,
Ihr Kunst und Wißen mehren.
Unter allen diesen Lehren
Hielt er sie zu Einer an,
Die man Moral benennen kann:
Sie lehrt uns schöne Sitten.
Sich der zu fleißen bitten
Soll man die Jungfraun allzumal.
Die süßen Lehren der Moral
Sind so selig und rein,
Daß sie mit Gott so viel gemein
Haben als mit dieser Welt.
Wer der Moral Gebote hält
Mag der Welt und Gott gefallen.
Sie ist den edeln Herzen allen
Zu einer Amme gegeben,
Daß sie Nahrung und Leben
Schöpfen aus ihrer Lehre,
Denn sie haben Gut noch Ehre,
Wenn sie Moral nicht unterweist.
Der Lehre fliß sich zumeist
Isot die junge Königin:
Damit schulte sie den Sinn
Und die Gedanken immerdar,
Bis sie gar wohl gesittet war,
Rein ihr Herz und schön ihr Muth
Und ihr Gebahren süß und gut.
So