vor dem Tod.
Da gieng er zu der Königin
Und begann der Rede Sinn
So schön zu zieren dorten
Als stäts vorher mit Worten.
Er kniete vor sie hin und sprach:
»Frau, die Hülf und das Gemach,
Die eure Gnade mir erwies,
Die laß euch Gott im Paradies
Zu Statten kommen immerdar.
Ihr habt so seliglich fürwahr
An mir gehandelt und so wohl,
Daß es Gott euch immer lohnen soll
Und ichs euch stäts gedenken will
Bis an meines Lebens Ziel,
Wo und wie ich armer Mann
Nur eure Ehre fördern kann.
Mag es, selge Köngin, rein
Nun mit euern Hulden sein
So kehr ich heim zu meinem Land,
Denn so ists um mich bewandt,
Daß ich nicht länger bleiben kann.«
Da lachte ihn die Herrin an:
»Wie dein Mund auch schmeichelnd spricht«,
Sprach sie, » Urlaub wird dir nicht.
Du kommst von hinnen fürwahr
Nicht ehe sich erfüllt das Jahr.«
»Nein!« sprach er, »edle Königin,
Seht gnädig an in euerm Sinn,
Wie es um Gottes Ehe
Und Herzensliebe stehe!
Daheim hab ich ein ehlich Weib,
Die minn ich wie den eignen Leib,
Und weiß, daß sie gewisslich glaubt
Und kaum zu zweifeln sich erlaubt,
Ich sei gestorben längst und todt;
Das schafft mir Angst und große Noth:
Denn wird sie anderm Mann gegeben,
So ist mein Trost und mein Leben
Und all die Freude dahin,
Nach der sich sehnt mein Herz und Sinn,
Und werd ich nimmer wieder froh.«
»In Treuen«, sprach sie, » steht es so,
Tantris, das ist ehhafte Noth:
Es soll nach Gottes Gebot
Solche Liebe Niemand scheiden.
So gnade Gott euch Beiden,
Deinem Weibe denn und dir.
Gar ungern laß ich zwar von dir,
Doch will ich dein um Gott entbehren.
Ich muß dir Urlaub gewähren
Und bleibe dir geneigt und hold.
Ich und die junge Isold
Wir geben dir zur Reise
Und zu deines Leibes Speise
Zwei Mark von rothem Golde:
Die nimm dir von Isolde.«
Da dankt' er für die Spende
Und faltete die Hände
(Des Leibes und der Sinnen)
Den beiden Königinnen,
Der Mutter und der jungen Magd.
»Euch Beiden«, sprach er, »sei gesagt
Ehr und Dank von Gott und mir.«
Da säumt' er auch nicht länger hier:
Er fuhr alsbald gen Engelland
Und von England allzuhand
Wandt er sich gen Cornwal heim.
Als Marke nun, sein Oheim,
Und all das Volk im Land vernahm,
Daß er genesen wiederkam,
Sie wurden alle zumal,
So weit der König befahl,
Von Herzen froh und freudenreich.
Sein Freund der König fragt' ihn gleich
Wie es ihm ergangen wäre;
Da sagt' er ihm die Märe
Aus dem beredtem Munde
Von Oben bis zu Grunde.
Des nahm sie Wunder Alle
Und begannen in der Halle
Zu scherzen und zu lachen
Und ein großes Fest zu machen,
Aus seiner Fahrt nach Irland,
Und wie ihn seiner Feindin Hand
Gesund müßen machen
Und von allen Sachen,
Die ihm begegnet waren.
Sie hätten nie erfahren
So ergetzliche Geschichte.
Nach diesem Berichte,
Da seine Heilung, seine Reise
Sattsam belacht war in dem Kreise,
Da waren sie zu wißen
Auch von Isot beflißen.
Er sprach: »Isot ist eine Magd,
Was alle Welt von Schönheit sagt
Ist gegen sie nur eitel Wind.
Isot, die lichte, ist ein Kind
So schön von Leib und von Geberden,
Kein Maid noch Knabe wird je werden
So lieblich und so auserkoren,
Und ward auch nimmer noch geboren;
Die lichte, lautere Isold
Ist lauter wie arabisch Gold.
Wenn ich zu wähnen mich vermaß,
Weil ich es in den Büchern las,
Die ihr zu Lob geschrieben sind,
Aurorens Tochter und ihr Kind,
Tyndarides, die hehre,
An ihr alleine wäre
Die Schönheit aller Frauen
In einem Kranz zu schauen,
Von dem Wahn bin ich gekommen:
Isot hat mir den Wahn benommen.
Ich muß ab von dem Glauben stehn,
Die Sonne komme von Mycen:
Der Schönheit Füll ertagte nie
In Griechenland, sie tagte hie.
Aller Männer Sinnen sollen
Nur nach Irland schauen wollen:
Da finden Augen Wonne,
Sehn sie die neue Sonne
Nach ihrem Morgenrothe,
Isote nach Isote
Sich von Develin erheben
Und allen Herzen Freude geben.
Die lichte, wonnereiche,
Erleuchtet alle Reiche.
Was