Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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vor dem Tod.

      Da gieng er zu der Königin

      Und begann der Rede Sinn

      So schön zu zieren dorten

      Als stäts vorher mit Worten.

      Er kniete vor sie hin und sprach:

      »Frau, die Hülf und das Gemach,

      Die eure Gnade mir erwies,

      Die laß euch Gott im Paradies

      Zu Statten kommen immerdar.

      Ihr habt so seliglich fürwahr

      An mir gehandelt und so wohl,

      Daß es Gott euch immer lohnen soll

      Und ichs euch stäts gedenken will

      Bis an meines Lebens Ziel,

      Wo und wie ich armer Mann

      Nur eure Ehre fördern kann.

      Mag es, selge Köngin, rein

      Nun mit euern Hulden sein

      So kehr ich heim zu meinem Land,

      Denn so ists um mich bewandt,

      Daß ich nicht länger bleiben kann.«

      Da lachte ihn die Herrin an:

      »Wie dein Mund auch schmeichelnd spricht«,

      Sprach sie, » Urlaub wird dir nicht.

      Du kommst von hinnen fürwahr

      Nicht ehe sich erfüllt das Jahr.«

      »Nein!« sprach er, »edle Königin,

      Seht gnädig an in euerm Sinn,

      Wie es um Gottes Ehe

      Und Herzensliebe stehe!

      Daheim hab ich ein ehlich Weib,

      Die minn ich wie den eignen Leib,

      Und weiß, daß sie gewisslich glaubt

      Und kaum zu zweifeln sich erlaubt,

      Ich sei gestorben längst und todt;

      Das schafft mir Angst und große Noth:

      Denn wird sie anderm Mann gegeben,

      So ist mein Trost und mein Leben

      Und all die Freude dahin,

      Nach der sich sehnt mein Herz und Sinn,

      Und werd ich nimmer wieder froh.«

      »In Treuen«, sprach sie, » steht es so,

      Tantris, das ist ehhafte Noth:

      Es soll nach Gottes Gebot

      Solche Liebe Niemand scheiden.

      So gnade Gott euch Beiden,

      Deinem Weibe denn und dir.

      Gar ungern laß ich zwar von dir,

      Doch will ich dein um Gott entbehren.

      Ich muß dir Urlaub gewähren

      Und bleibe dir geneigt und hold.

      Ich und die junge Isold

      Wir geben dir zur Reise

      Und zu deines Leibes Speise

      Zwei Mark von rothem Golde:

      Die nimm dir von Isolde.«

      Da dankt' er für die Spende

      Und faltete die Hände

      (Des Leibes und der Sinnen)

      Den beiden Königinnen,

      Der Mutter und der jungen Magd.

      »Euch Beiden«, sprach er, »sei gesagt

      Ehr und Dank von Gott und mir.«

      Da säumt' er auch nicht länger hier:

      Er fuhr alsbald gen Engelland

      Und von England allzuhand

      Wandt er sich gen Cornwal heim.

      Als Marke nun, sein Oheim,

      Und all das Volk im Land vernahm,

      Daß er genesen wiederkam,

      Sie wurden alle zumal,

      So weit der König befahl,

      Von Herzen froh und freudenreich.

      Sein Freund der König fragt' ihn gleich

      Wie es ihm ergangen wäre;

      Da sagt' er ihm die Märe

      Aus dem beredtem Munde

      Von Oben bis zu Grunde.

      Des nahm sie Wunder Alle

      Und begannen in der Halle

      Zu scherzen und zu lachen

      Und ein großes Fest zu machen,

      Aus seiner Fahrt nach Irland,

      Und wie ihn seiner Feindin Hand

      Gesund müßen machen

      Und von allen Sachen,

      Die ihm begegnet waren.

      Sie hätten nie erfahren

      So ergetzliche Geschichte.

      Nach diesem Berichte,

      Da seine Heilung, seine Reise

      Sattsam belacht war in dem Kreise,

      Da waren sie zu wißen

      Auch von Isot beflißen.

      Er sprach: »Isot ist eine Magd,

      Was alle Welt von Schönheit sagt

      Ist gegen sie nur eitel Wind.

      Isot, die lichte, ist ein Kind

      So schön von Leib und von Geberden,

      Kein Maid noch Knabe wird je werden

      So lieblich und so auserkoren,

      Und ward auch nimmer noch geboren;

      Die lichte, lautere Isold

      Ist lauter wie arabisch Gold.

      Wenn ich zu wähnen mich vermaß,

      Weil ich es in den Büchern las,

      Die ihr zu Lob geschrieben sind,

      Aurorens Tochter und ihr Kind,

      Tyndarides, die hehre,

      An ihr alleine wäre

      Die Schönheit aller Frauen

      In einem Kranz zu schauen,

      Von dem Wahn bin ich gekommen:

      Isot hat mir den Wahn benommen.

      Ich muß ab von dem Glauben stehn,

      Die Sonne komme von Mycen:

      Der Schönheit Füll ertagte nie

      In Griechenland, sie tagte hie.

      Aller Männer Sinnen sollen

      Nur nach Irland schauen wollen:

      Da finden Augen Wonne,

      Sehn sie die neue Sonne

      Nach ihrem Morgenrothe,

      Isote nach Isote

      Sich von Develin erheben

      Und allen Herzen Freude geben.

      Die lichte, wonnereiche,

      Erleuchtet alle Reiche.

      Was