er sie gen Kanoel:
Und jede Stadt und jed Castel,
Die seit Kanelens Jahren
In seiner Pflege waren
In allen den Landen,
Die gab er auf Tristanden
Getreulich nach dem Lehensbrauch;
Die seinigen darunter auch,
Die von den Vordern allen
Ihm waren angefallen.
Was braucht es langer Rede noch?
Rath und Ehre hatt er doch;
So bot er seinem Herren Rath
Als ein Mann, der Rath und Ehre hat.
Und mit ihm all den Seinen.
Das Fleißen und das Peinen,
Das er mit süßem Muthe
Ihnen allen zu Gute
In aller Weise wandt auf sie,
Das sah man noch auf Erden nie.
Wie nun? Wie ist mir denn geschehn?
Hab ich mich selber übersehn?
Wo that ich meine Sinne hin?
Die tugendreiche Marschallin,
Die reine, die stäte,
Meine Herrin Floräte,
Daß ich so lange schwieg von der,
Das kam mir nicht vom Hofe her.
Doch hoff ich es der süßen
Zu beßern und zu büßen.
Die höfische, die gute,
Die weiblich gemuthe,
Die wertheste, die beste,
Ich weiß, daß sie die Gäste
Nicht mit dem Mund allein empfieng;
Denn wie das Wort vom Munde gieng,
Gieng ihm der gute Wille vor.
Nicht höher flög ihr Herz empor
Wär es der Flügel mächtig.
Ihr waren einträchtig
Stäts ihr Wille und ihr Wort,
Ich weiß wohl, daß sie über Bord
Ihr alle beide giengen,
Als sie die Gäste empfiengen.
Die selige Floräte, was
Sie glücklich war im Übermaß,
Als sie ihren Herrn sah und ihr Kind,
Das Kind, des diese Mären sind,
Ihren Sohn Tristanden mein ich!
In Treuen, das bescheidet mich
All die Tugend und die Güte,
Die sie trug im Gemüthe
Wie ich von der Selgen las.
Daß sie beider viel besaß,
Das bewährte sie so wohl
Als ein Weib aufs Beste soll,
Denn sie schuf ihrem Kinde
Und seinem Ingesinde
Solch Gemach und den Empfang,
Keiner fand es beßer lebenslang.
Eines Glaubens bin ich auch so voll,
Daß ichs nicht fester glauben soll,
Von dem höfschen Curvenal:
Daß sein Freund ihm dazumal
Ein willkommner Tristan war;
Des bin ich allen Zweifels bar.
Nach Diesem wurden besandt
Zu Parmenîe im ganzen Land
Die Herren und die Ritterschaft,
In deren Hand die Herschaft
Lag so in Stadt als in Castel.
Als nun die in Kanoel
All zusammen kamen
Und hörten und vernahmen
Von Tristan wahren Bericht
Wie diese Märe von ihm spricht
Und wie ihr selber habt vernommen,
Da flogen tausend Willkommen
Aus eines Jedem Munde.
Leut und Land zur Stunde
Erwachten aus dem langen Leid
Und wandten sich zur Fröhlichkeit,
Daß es ein Wunder war zu sehn.
Sie empfiengen ihre Lehn,
So die Leute wie das Land,
Von ihres Herren Tristan Hand;
Sie schwuren Huld und wurden Mann.
Derweil trug immer Tristan
Die heimlichen Schmerzen
Verborgen in dem Herzen,
Den ihm Morgans Unglimpf lieh.
Dieser Schmerz verließ ihn nie
War es Abend oder Morgen.
Er gieng zu Rath in Sorgen
Mit Freunden drauf und Mannen
Und sprach, zu den Britannen
Zieh ihn sein Verlangen,
Sein Lehen zu empfangen
Aus seines Widersachers Hand,
Damit er seines Vaters Land
Besäße vollen Rechtes froh.
So sprach er und er that auch so.
Er fuhr von Parmenîe
Mit seiner Companîe
Gerüstet und versehn so voll
Als sich Jeder rüsten soll,
Der auf ängstliche That
Den Willen fest gerichtet hat.
Als Tristan gen Britannien kam,
Geschah es, daß er bald vernahm
Und mit Gewissheit hörte sagen,
Morgan, der Herzog, reite jagen
Von Walde zu Walde.
Da hieß er eilen balde;
Die Ritter hielten sich bereit
Und legten unter ihrem Kleid
Den Halsberg an und all ihr Ding;
Doch so, daß sich kein Harnischring
Unterm Wappenrock ließ sehn:
Daran war Tristans Wunsch geschehn.
Darüber legte jeder Mann
Seinen weiten Reifrock an
Und saß alsdann zu Rosse.
Sie geboten ihrem Trosse
An sichre Statt zu reiten
Und mit keinem Feind zu streiten.
Getheilt dann ward die Ritterschar
Und was die größre Stärke war
Für den Rückzug versteckt
Und daß der Tross auch wär gedeckt,
Welchen