vor,
Und unbereit noch wie zuvor
Ist Tristan zu der Schwertleite.
Ich weiß nicht wie ihn bereite:
Der Sinn getraut sich nicht dazu
Und die Zunge weiß nicht was sie thu,
Verlaßen von des Sinnes Rath,
Der ihr das Amt verliehen hat;
Doch was sie irrt, die Beiden,
Das kann ich euch bescheiden.
Die Zwei hat das geirret,
Was tausend Andern wirret:
Dem Mann, der nicht wohl reden kann
Kommt dem ein wohlberedter Mann,
So erlischt ihm auch die Kunde,
Die er noch hatt, im Munde.
Ich glaube, so ist mir geschehn.
Ich seh und habe nun gesehn
So manchen redekundgen Mann,
Daß Alles was ich reden kann
Mich ein Nichts dünkt, im Vergleich
Mit diesen, die so redereich.
Man spricht so schön seit manchem Tag,
Daß ich mit vollem Grunde mag
Meiner Worte nehmen wahr,
Ob sie so lauter sind und klar
Als ich wollte daß sie wären,
Hör ich fremder Leute Mären,
Und als ich Rede finden kann
Wohl bei manchem andern Mann.
So weiß ich nicht, wie ichs beginne:
Meine Zunge, meine Sinne
Mögen hierzu nicht frommen;
Die Furcht hat mir genommen
Mitten aus dem Munde,
Die ich besaß, die Kunde.
Nun weiß ich nichts hierbei zu thun,
Ich thäte denn das Eine nun
Was Niemand mich hat thun gesehn.
Meine Bitt und mein inbrünstig Flehn
Will ich zuerst nun senden
Mit Herzen und mit Händen
Hin zu dem Helikone,
Zu dem neunfalten Throne,
Von dem die Bronnen fließen,
Aus dem die Gaben sprießen
Der Worte wie der Sinnen.
Der Wirth, die neun Wirthinnen,
Apoll und die Camenen,
Der Ohren neun Syrenen,
Die da bei Hofe spenden
Gnaden aus vollen Händen
Dem, der ihre Gunst gewonnen:
Die gaben ihrer Sinne Bronnen
In solcher Fülle Manchem schon,
Daß sie einen Tropfen mir davon
Mit Ehren nicht versagen.
Mag ich nur den erjagen,
So behaupt ich meinen Platz da wohl,
Wo der Dichter ihn behaupten soll.
Der Tropfen, den ich so empfieng,
Der ist auch nicht so gar gering,
Er mag mir wieder richten,
Zurechterichtend schlichten
Sowohl die Zunge wie den Sinn,
An denen ich entrichtet bin.
Meine Worte, die so zierlos stehn,
Laß er durch den Tiegel gehn
Der camenischen Sinne
Und schmelze sie darinne
Zu wunderbarer Reine,
So rein wie das feine
Gold ist der Araben.
Die Spender solcher Gaben
Des wahren Helikones,
Des obersten Thrones,
Dem solche Wort' entspringen,
Die durch die Ohren klingen
Und in die Herzen lachen,
Das Gedicht durchleuchtend machen
Wie Edelstein und Gimme,
Die mögen meine Stimme
Und meine Bitt erhören
In ihren Himmelschören
Und laßen mich den Wunsch empfahn.
Nun setzt, dieß Alles wär gethan,
Daß mir die Fülle wär gewährt
An Worten, wie ich sie begehrt,
So hab ich also vollen Hort,
Versüße jedem Ohr mein Wort,
Jedem Herzen kommt mein Schatte
Von dem grünen Lindenblatte;
Auch ebn ich so der Rede Schritt,
Daß ich ihr bei jedem Tritt
Die Straße räum und fege,
Und auf keinem ihrer Wege
Ein Stäublein laße noch so klein,
Das nicht vertrieben müste sein,
So daß sie nur auf grünem Klee
Und auf lichten Blumen geh:
So bring ich dennoch meinen Sinn
Seht, wie kleingemuth ich bin!
Kaum oder nimmer an das Ziel,
An dem der Andern schon so viel
Sich Preis erwarben in Gedichten:
Fürwahr, ich muß darauf verzichten.
Und kehrt' ich alle meine Kraft
Auf Zier und Schmuck der Ritterschaft,
Wie, weiß Gott, Mancher hat gethan,
Und sagt', es habe Gott Vulcan,
Der weise, vielbekannte,
In jeder Kunst gewandte,
Tristans Schwert und Panzerkleid,
Stahl, Hosen und all das Geschmeid,
Womit ein Ritter wird versehn,
Durch seine Hände laßen gehn;
Schön und nach meisterlichen Sitten
Ihm entworfen und geschnitten,
Dem Degen kühn und milde,
Den Eber auf dem Schilde,
Wie er ihm auch den Helm entwarf
Und oben drauf, so heiß und scharf
Als der Minne Qualen,
Der feurgen Pfeile Stralen,
Und Manches noch, das wunderbar
Und wie nach Wunsch zu schauen war,
Bildete dem jungen Mann;
Wie Jungfrau Kassandra dann,
Jene weise Trojerin,
All ihre Kunst