Gottfried von Straßburg

Tristan und Isolde


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war hoher Muth,

      Das andre das war volles Gut,

      Das dritte war Verständigkeit,

      Die jene zwei zerschnitt zum Kleid:

      Das vierte höfscher Sinn und Muth,

      Der nähte allen dreien gut.

      So trug ein Jedes dieser vier

      In eigner Weise bei zur Zier:

      Der hohe Muth begehrte,

      Das volle Gut gewährte,

      Zurechte schnitts Verständigkeit,

      Höfscher Sinn vollbrachte dann ihr Kleid

      Und alle andere Zier,

      Couvertüre wie Banier

      Und was noch bei dem Schwertgeleit

      Jungen Rittern ist bereit.

      Was das Ross und was den Mann

      Als ritterlich erweisen kann,

      Das Zeug war reich und wonniglich,

      So reich, daß auch kein König sich

      Der Zierde dürfte schämen,

      Das Schwert darin zu nehmen.

      Nun die Gesellen sind bereit

      Mit angemeßnem Schmuck und Kleid,

      Wie stell ich nun mein Sprechen an,

      Daß ich den werthen Tristan,

      Meinen Helden, so bereite

      Zu seiner Schwertleite,

      Daß man es gerne vernähme

      Und der Märe wohl zu Statten käme?

      Ich weiß nicht wie ichs also sage,

      Daß es gefalle und behage

      Und dieser Märe lieblich steh,

      Denn zu meiner Zeit und eh

      Ward so mit Kunst schon und Bedacht

      Von Zier gemeldet und Pracht

      Und reichem, köstlichem Gewand,

      Hätt ich zwölffach den Verstand,

      Den ich nur einfach habe,

      Zwölffache Dichtergabe,

      Und wär mir so gelungen,

      Daß ich zwölf Zungen

      Im Munde trüg, und reden

      Könnte mit einer jeden

      Wie ich mit der einen kann,

      Doch wüst ichs nicht zu fangen an,

      Daß ich von Gepränge

      So Gutes sagt' und sänge,

      Daß nicht schon Beßres ward gesagt.

      Ja was an Ritterzier behagt

      Ist so mannigfach beschrieben

      Und ist mit Reden so zertrieben,

      Daß ich davon nicht reden kann,

      Daß sich ein Herz erfreue dran.

      Herr Hartmann der Auwäre,

      Ahi, wie der die Märe

      So außen als auch innen

      Mit Worten und mit Sinnen

      Durchfärbet und durchschmücket!

      Wie seine Rede zücket

      Auf der Aventüre Sinn!

      Wie hell und klar von Anbeginn

      Sind seine Wörtlein von Krystall

      Und bleiben es auch immer all!

      Mit Sitten treten sie heran

      Und schmiegen nahe sich uns an

      Und gelieben sich dem reinen Muth.

      Die gute Rede für gut

      Nehmen und verstehen können,

      Die müßen Dem von Aue gönnen

      Den Kranz und seinen Lorberzweig.

      Wer aber einem Hasen gleich

      Auf der Worthaide

      Hohe Sprüng und ferne Waide

      Mit Würfelworten sucht und jagt

      Und ohne daß er Andre fragt

      Das Lorberkränzlein sich verficht,

      Der versäume unsre Stimmen nicht;

      Wir sind immer bei der Wahl gewesen.

      Wir, die die Blumen helfen lesen,

      Womit durchflochten und geschmückt

      Das Lorberreis wird aufgedrückt,

      Wir fragen nach des Manns Begehr;

      Will er das Reis, so tret er her

      Und bring uns seiner Blumen Zier:

      An den Blumen dann erkennen wir,

      Ob sie den Kranz so lieblich schmücken,

      Daß sich der Auer vor ihm bücken

      Und ihm das Reis soll zugestehn.

      Doch weil noch Keiner ward gesehn,

      Dem es so wohl steht zu Gesicht,

      Helf Gott, so nehmen wirs ihm nicht;

      Und soll das Kränzlein Keiner haschen,

      Seine Worte sei'n denn wohl gewaschen

      Und eben seine Red und schlicht,

      Daß man den Hals nicht drüber bricht,

      Wenn man aufrecht kommt gegangen,

      Nicht will mit Hahnenschritten prangen.

      Doch Die in Mären wildern,

      Uns wilde Märe schildern,

      Die mit den Ketten klirren

      Und stumpfen Sinn verwirren,

      Die Gold aus schlechten Sachen

      Den Kindern wollen machen,

      Die ihre Büchse rütteln,

      Statt Perlen Staub entschütteln,

      Die möchten schatten mit der Stange,

      Nicht mit dem grünen Laubbehange,

      Mit Zweigen noch mit Ästen.

      Ihr Schatte thut den Gästen

      Gar selten an den Augen wohl,

      Wenn ich die Wahrheit sagen soll;

      Er füllt uns nicht mit Muth die Brust,

      Er gießt ins Herz uns keine Lust;

      Ihre Rede hat die Farbe nicht,

      Die froh zu edeln Herzen spricht.

      So wilder Märe Jäger

      Müßen Ausleger

      Mit ihren Mären laßen gehn:

      Wir können so sie nicht verstehn

      Wie man sie lesen hört und liest

      Den Klugen auch die Zeit verdrießt,

      Daß er im schwarzen Buche

      Nach der Glosse suche.

      Noch sind der Farbenmeister mehr:

      Von Steinach Herr Blickher

      Freut mit Worten, wonnesamen,

      Als