Und Kleid sie zu erkennen gab,
Da verstand er wohl ihr geistlich Leben
Und begann den Muth emporzuheben.
Sein Gemüthe ward ein wenig froh;
Aus vollem Herzen sprach er so:
»Dank dir, gnädger Herre mein;
Dieß mögen gute Leute sein.
Ich darf nicht Angst vor ihnen haben.«
Alsbald geschah es, daß den Knaben
Die Zwei vor ihnen sitzen sahn.
Wie höfisch er bei ihrem Nahn
Vor ihnen auf vom Sitze sprang
Und die schönen Hände vor sich zwang
Alsbald begannen ihn die Zween
Aufmerksamer anzusehn,
Und wurden seiner Zucht gewahr.
Freundlich trat heran das Paar
Und begann ihn mit dem süßen
Gruße zu begrüßen:
»Dê vous sal, bêas amis!«
»Viel lieber Freund«, bedeutet dieß,
»Gott möge dich erhalten.« –
»Ei«, sprach er, »Dê benîe
Si sainte Compagnîe.«
»So heilige Gesellschaft
Segne Gott mit seiner Kraft.«
Da sprachen ihm die Beiden zu:
»Liebes Kind, woher bist du,
Oder was hat dich hierher gebracht?«
Tristan war gar wohl bedacht
Und gewandt genug in jungen Tagen;
Er begann sein Märchen vorzutragen:
»Ihr frommen Herren«, sprach er gleich,
»Ich bin daheim in diesem Reich
Und sollte reiten heute,
Ich und andre Leute,
Zur Jagd in diesem Walde da.
Da entritt ich, wie es nun geschah,
Den Hunden und dem Jagdgesind.
Die der Waldsteige kundig sind,
Die ritten beßer als ich,
Denn ohne Steig verritt ich mich
Bis ich ganz verirret war.
Da nahm ich eines Holzwegs wahr,
Der brachte mich an einen Graben:
Da ließ mein Pferd sich nicht enthaben,
Es wollte immer weiter
Bis endlich Ross und Reiter
Fiel auf Einen Haufen nieder.
Nun konnt ich so geschwind nicht wieder
In meines Rosses Bügel,
Es entriß mir Zaum und Zügel
Und lief in den Wald vor mir.
So kam ich an dieß Pfädchen hier;
Das hat mich hergetragen.
Nun kann ich Niemand sagen,
Wo ich bin, wohin ich soll.
Nun, gute Leute, thut so wohl
Und sagt mir an, wo wollt ihr hin?« –
»Freund«, sprachen sie da wider ihn,
»Ist es der Wille Gott des Herrn,
So wären wir noch heute gern
Zu Tintajöl in der Stadt.«
Da hub er gütlich an und bat,
Daß sie ihn ließen mit sich gehn.
»Lieber Freund, das soll geschehn«,
Sprachen die Waller zu dem Kind,
»Willst du dahin, so komm geschwind.«
Da gieng mit ihnen Tristan.
Unterweges entspann
Sich der Rede mancherlei.
Wie jung der höfsche Tristan sei,
Mit Reden war er doch so schlau,
Daß er auf jedes Wort genau,
Sie fragten dieses oder das,
Die Antwort gab im rechten Maß.
Er wog auf seiner Wagen
Sein Reden und Betragen
So scharf, daß es die Weisen,
Die hochbetagten Greisen,
Für Gottesgaben achteten
Und erstaunt betrachteten,
Wie sein Anstand leicht und frei
Und von Leib wie schön er sei.
Die Kleider, die er an sich trug,
Betrachteten sie auch genug,
Weil Alles reich und edel war,
Und das Gewürke wunderbar.
Da sprachen sie in ihrem Muth:
»Ach, lieber Gott im Himmel gut,
Wer oder wannen ist dieß Kind,
Des Sitten also edel sind?«
Sie giengen ihn betrachtend,
Auf all sein Wesen achtend,
Und hatten Kurzweile
Wohl eine welsche Meile.
V. Die Jagd.
Nun geschahs in kurzer Stunde –
Seines Oheimes Hunde,
Des Königs Mark von Cornewal,
Hatten zu demselben Mal,
Wie uns die rechte Märe sagt,
Einen zeitgen Hirsch erjagt,
Der Straße, die sie giengen, nah.
Ereilen ließ er sich allda
Und stand, so heißts, zu Bile.
Seine Kraft war am Ziele.
Der Athem war ihm gar benommen.
Nun waren auch die Jäger kommen,
Die da Hörner laut erschällten
Eh sie den Hirschen fällten.
Tristan, als er den Bil ersah,
Zu den Pilgern sprach er da
Beredt mit schlauem Munde:
»Ihr Herren, diese Hunde,
Diesen Hirsch und diese Leute,
Seht, die verlor ich heute:
Da ich sie hier wieder fand,
So bin ich nicht mehr unbekannt.
Hier bleib ich nun; gebietet mir.«
»Kind«, sprachen sie, »Gott sei mit dir,
In seinem Frieden mögst du fahren.«
»Dank; euch möge Gott bewahren!«
Sprach er mit holden Mienen.
So neigt' er sich vor ihnen
Und