verschiedene Dekompressionsmodelle unterschiedlich lange Stopps auf unterschiedlichen Tiefen. Auffällig ist, dass blasenorientierte Modelle generell tiefere Stopps generieren als Einphasenmodelle
4.5 Dekompressionspraxis
4.5.1 Aufstiegsgeschwindigkeit und Dekompressionsmethoden
Für die Qualität der Dekompression ist nicht nur die Einhaltung der Dekompressionsstopps entscheidend, sondern unter anderem auch die Geschwindigkeit, mit der sich der Taucher der Oberfläche annähert. Dabei ist aber die Druckabnahme pro Zeiteinheit entscheidender als die absolute Aufstiegsgeschwindigkeit. Fordert man eine konstante Druckabnahme, um optimale Dekompressionsvoraussetzungen zu erreichen, so muss die Aufstiegsgeschwindigkeit mit abnehmender Wassertiefe reduziert werden (Abb 4.11).
Für die im Sporttauchbereich üblichen Tiefen (bis 40 m) ist eine Druckhalbierung alle 2 min sinnvoll. Je nach Tiefe ergeben sich Aufstiegsgeschwindigkeiten von 10 m/min bis 1,25 m/min (Tabelle 4.1).
Hinweis. Aufstiegsgeschwindigkeiten größer als 10 m/min sind generell nicht sinnvoll. Ab einer Wassertiefe von 10 m reduziert sich die Aufstiegsgeschwindigkeit weiterhin. Die letzten 5 m des Aufstiegs eines Tauchgangs sollten in einer Zeit von 3–4 min zurückgelegt werden.
Tabelle 4.1: Im Tiefenbereich bis 40 m kann in guter Näherung eine Druckhalbierung alle 2 min angestrebt werden. Daraus ergibt sich eine variable Aufstiegsgeschwindigkeit mit reduzierter Annährungsgeschwindigkeit im oberflächennahen Bereich
Tiefe [m] | Druck [bar] | 1/2 Druck [bar] | Tiefe [m] | Aufstiegsgeschwindigkeit | |
40 | 5,0 | 2,5 | 15 | 25 m/2 min | 12,5 m/min |
30 | 4,0 | 2,0 | 10 | 20 m/2 min | 10,0 m/min |
20 | 3,0 | 1,5 | 5 | 15 m/2 min | 7,5 m/min |
10 | 2,0 | 1,0 | 0 | 10 m/2 min | 5,5 m/min |
5 | 1,5 | 1,0 | 0 | 5 m/2 min | 2,5 m/min |
Aufstiegsgeschwindigkeit ist keine Konstante, sondern der Druckgradient ist für das Blasenwachstum entscheidend. |
Abb. 4.11: Darstellung der optimalen Aufstiegsgeschwindigkeit (rote Linie) in Abhängigkeit der Tauchtiefe. Man erkennt, dass gerade im oberflächennahen Bereich eine deutlich reduzierte Aufstiegsgeschwindigkeit eingehalten werden sollte. Generell sollten Aufstiegsgeschwindigkeiten nicht mehr als 10 m/min und im Oberflächenbereich ca. 7 m/min betragen
In der Dekompressionsphase sind grundsätzlich zwei Vorgehensweisen denkbar. Die Druckabnahme kann kontinuierlich erfolgen, wobei sich die Druckabnahmegeschwindigkeit mit abnehmendem Umgebungsdruck immer weiter reduziert. Dies bedeutet, man nähert sich kontinuierlich der Oberfläche an, wobei die Aufstiegsgeschwindigkeit immer weiter reduziert wird, je näher man der Oberfläche kommt. Dieses Verfahren wird hauptsächlich benutzt, wenn die Dekompressionsphase unter quasi Laborbedingungen in einer Druckkammer stattfindet. Bei diesem Verfahren wird auch von Ceiling gesprochen.
Unter Freiwasserbedingungen stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen. Bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem man während des Aufstiegs in vorher definierten Tiefen unterschiedlich lange Stopps einhält. Man verweilt bis zum Ende der Stoppzeit konstant auf der jeweiligen Stopptiefe. Dabei sind Tiefenstufen im Abstand von 3 m bzw. 10 Fuß gebräuchlich. Mit abnehmender Wassertiefe verlängern sich die Zeiten auf der jeweiligen Tiefe.
4.5.2 Risikofaktoren
Auch wenn alle von der verwendeten Planungshilfe vorgegeben Dekompressionsstopps eingehalten werden, gibt es keine Garantie dafür, dass es nicht zu Dekompressionserkrankungen kommt. Eine Reihe von Größen hat Einfluss auf die Qualität der Dekompression, die von den entsprechenden Modellen in der Regel nicht berücksichtigt werden oder nicht berücksichtigt werden können. Im Folgenden werden die wichtigsten Risikofaktoren aufgelistet.
4.5.3 Verhaltensregeln
■ Gute allgemeine körperliche Fitness!
■ Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme vor dem Tauchgang
■ Möglichst keine Valsalva-Manöver während der Dekompressionsphase
■ Keine Anstrengungen direkt vor und nach dem Tauchgang (Schleppen von schwerer Ausrüstung, Sport, Bootsleiter, steile Böschung)
■ Einhaltung der maximalen Aufstiegsgeschwindigkeiten
■ Erhaltung der Körperwärme während der Dekompressionsphase
■ Konsequente Einhaltung der Dekompressionsstopps
■ Horizontale Position während der Dekompressionsphase
■ Dekompressionsphase in Bewegung, aber ohne Anstrengung verbringen
■ Während der Dekompressionsphasen keine längeren Muskelkontraktionen, wie z. B. Festklammern
■ Nach dem Tauchgang entspannen und ausreichend Flüssigkeit aufnehmen
Kompaktinformation
1. Das Patent Foramen Ovale (PFO, s. Kap. 32) ist ein entscheidender Defekt in der Herzscheidewand, bei dem es unter bestimmten Bedingungen zum massiven Übertritt von Bläschen in das arterielle System kommt. Diese Blasen im arteriellen System sind während des Aufstiegs einem massiven Wachstum unterzogen, was zu den bekannten Problemen der DCS führt.
2. Kälte: Ausgedehnte Tauchgänge in kalten Gewässern oder mit unzureichendem Kälteschutz sind im Bezug auf Dekompression als Risikotauchgänge zu werten, da bei solchen Tauchgängen die Gefahr einer Auskühlung besteht. Anweisungen von Dekompressionstabellen in Bezug auf Auskühlung müssen unbedingt eingehalten werden.
3. Körperliche Anstrengung vor, während oder direkt nach einem Tauchgang sollte vermieden werden, weil sie v. a. während eines Tauchgangs zu einer verstärkten Aufsättigung in den Muskelkompartimenten führt. Kommt es Jedoch während eines Tauchgangs ungeplant zu erhöhter Anstrengung (z. B. starke Strömung), ist die Dekompressionsphase entsprechend konservativer zu gestalten.
4. Unausgeglichener Flüssigkeitshaushalt (Dehydratation), z. B. bedingt durch Durchfallerkrankung oder mangelnde Flüssigkeitsaufnahme, kann zu veränderten Perfusionsraten der Kompartimente und damit zu verändertem Auf- und Entsättigungsverhalten führen.
5. Kurze Oberflächenpausen sind generelle Risikofaktoren genauso wie häufige/viele Tauchgänge pro Tag (so genanntes Non-Limit-Tauchen).
6. Tauchprofile mit häufigen Auf- und Abstiegen (Jojo-Tauchen) gehören zu den Risikofaktoren, da Blasen, die sich beim ersten Aufstieg im venösen System gebildet haben, in der nächsten Kompressionsphase verkleinert werden und ins arterielle System gelangen können.
7. Fitness: Beim Tauchen ist eine gute körperliche Konstitution und Fitness anzustreben. Insbesondere der Körperfettanteil spielt eine maßgebliche Rolle in Bezug auf Dekompression, da Fettgewebe im Gegensatz zu anderen Körpergeweben schlecht durchblutet ist, daher viel Inertgas speichert und nur sehr langsam wieder abgibt. Besser durchblutete Gewebe können freies Inertgas (Mikroblasen) schneller zum Lungenfilter transportieren und sind daher für die Dekompression von Vorteil. Außerdem bringt gute körperliche Fitness eine bessere Lungenfunktion und damit eine gesteigerte Sauerstoffaufnahmefähigkeit mit sich. Schlechte körperliche Fitness/Kondition bedeutet, dass die Kapillarisierung in vielen Kompartimenten unzureichend und damit der Abtransport von Inertgas in der Entsättigungsphase erschwert ist.
8. Drogen und Alkohol haben generell im Tauchsport nichts zu suchen, da sie einen negativen Einfluss auf die Dekompression haben. Die Wirkung von Medikamenten unter Überdruck ist weitestgehend ungeklärt und der Einfluss auf das Auf-, Entsättigungs- und Blasenbildungsverhalten