Kay Tetzlaff

Moderne Tauchmedizin


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Jahren nicht mehr ausreichend isolationsfähig, in Tauchschulen und Basen tritt dieser Effekt entsprechend früher ein.

      6.4.3 Trockentauchanzüge

      Darunter versteht man Tauchanzüge, die das Wasser vom Körper fernhalten und die eingeschlossene Luft als Isolierungsmaterial verwenden. Da Luft im Gegensatz zu Wasser komprimierbar ist, muss das komprimierte Volumen durch Luft aus der Tauchflasche ersetzt werden. Handelt es sich bei dem Tauchanzug um einen Trilaminatanzug (unkomprimierbares Laminat), spricht man daher auch von einem Konstantvolumenanzug. Während Neopren durch die eingeschlossene Luft in der Tiefe komprimiert wird, bleibt Trilaminat unverändert. Das Komprimieren des Neoprens führt in der Tiefe zu verringerter Wärmeisolierung und auch zu einem reduzierten Auftrieb. Bei Neopren-Anzügen muss daher beachtet werden, dass ein „überbleiter“ Taucher, der sich an der Oberfläche mit voll aufgeblasenem Auftriebskörper noch über Wasser halten kann, in der Tiefe möglicherweise plötzlich in eine lebensbedrohliche Situation gerät, da sein Auftriebskörper ihn nicht mehr an die Oberfläche bringen kann. Dies ist insbesondere bei sehr tiefen Tauchgängen zu berücksichtigen und erklärt, warum hier vorrangig Trilaminat und Anzüge aus vorkomprimiertem Neopren eingesetzt werden.

      Das vorkomprimierte Neopren ändert seine Eigenschaften in der Tiefe weitaus weniger und ist daher bei tieferen Tauchgängen praktischer und sicherer. Vor allem von Wracktauchern werden diese „Compressed-Neopren“-Anzüge gern verwendet, da sie stabiler gegen Schnitte an scharfen Wrackteilen sind als vergleichbare Trilaminatanzüge.

      Jeder Trockentauchanzug verfügt über ein Einlassventil, um Gas zum Druckausgleich zuzuführen, und ebenso über mindestens ein Auslassventil, um sich ausdehnendes oder überschüssiges Gas wieder abzugeben. Somit ist der Trockentauchanzug ähnlich zu tarieren wie ein Tarierjacket.

      Unterzieher

      Unter Trockentauchanzügen werden im Normalfall Unterzieher als wärmende Isolierschicht angezogen. Diese sehen meist aus wie ein Ski-Overall und sind die eigentliche Isolationsschicht. Somit kann auch die Isolierung passend zur Wassertemperatur ausgewählt werden. Bei warmem Wasser genügt es auch, einen Jogginganzug unter dem Anzug tragen, bei sehr kaltem Wasser benötigt man einen dicken Thinsulate-Unterzieher, evtl. noch mit einigen Lagen Funktionsunterwäsche darunter.

      Hinweis. Trockentauchanzüge und Unterzieher müssen gut passen. Im Zweifel sollte man einem Maßanzug dem Vorzug geben. In der Hocke muss der Taucher noch mit seinen Fingerspitzen die Schulterblätter berühren können, sonst ist die Bewegungsfreiheit zu gering.

      6.5 Handschuhe

      In tropischen Gewässern sind Handschuhe nicht gerne gesehen oder sogar verboten. Man möchte so vermeiden, dass Taucher Pflanzen und Tiere berühren und sich überall „festhalten“. Ein Paar dünner Lederhandschuhe bietet aber die Möglichkeit, sich z. B. beim Aufstieg an einer rostigen oder scharfen Ankerleine festzuhalten.

      In kalten Gewässern sind Handschuhe lebenswichtig, da sie die Greiffähigkeit der Hände und das Gefühl in den Fingern bewahren. Sind diese Eigenschaften durch Unterkühlung verloren gegangen, so ist fast kein sinnvoller Handgriff mehr möglich Wie bei den Taucheranzügen, wird auch bei den Handschuhen nach den Kategorien Nass-, Halbtrocken- und Trockentauchhandschuhe unterschieden.

      Selbst in sehr kaltem Wasser verwenden viele erfahrene Taucher vorzugsweise halbtrockene Fünffingerhandschuhe, um ein besseres Gefühl in den Händen zu haben. Welcher Handschuh für wen am besten geeignet ist, muss jeder Taucher selbst ausprobieren. Die Handschuhe sollten auf jeden Fall nicht zu weit geschnitten sein, damit der Wasseraustausch nicht zu groß ist, aber auch nicht zu eng, um die Blutzirkulation nicht zu behindern. Bei Trockentauchhandschuhen empfiehlt es sich, zum gasdichten Anschluss an die Arme des Tauchanzugs die bewährten Ring- oder Bajonettverschlüsse zu verwenden.

      6.6 Auftriebskörper

      Auftriebskörper, oft Tarierweste oder auch Jacket genannt, sind meist eine Kombination aus dem eigentlichen Auftriebskörper und einer Flaschenbefestigung. Das Jacket dient neben der Flaschenbefestigung dazu, den Taucher in die Lage zu versetzen, seinen Auftrieb zu regulieren. Zum Abtauchen wird Gas aus dem Jacket abgelassen, so dass der Taucher absinkt, sobald sein Auftrieb negativ wird. Dies ergibt auch eine der ersten Anforderungen an einen solchen Auftriebskörper: Er soll den Taucher nämlich auch mit voller Ausrüstung sicher an der Wasseroberfläche halten können. Taucher mit schweren Doppelgeräten und Lampen brauchen hierzu ein größeres Volumen, während der Warmwassertaucher auch mit einem kleineren Volumen auskommt.

      Abb. 6.2: Ein Wing in Standardausführung, wie es sich tausendfach bewährt hat

      In Europa sollten Auftriebskörper über eine CE-Zulassung verfügen. Das Gas wird über den so genannten Inflator in das Jacket befördert und kann über diesen auch wieder abgelassen werden. Meist gibt es noch einige andere Ablassventile zum schnellen Ablassen des Gases.

      Immer mehr setzen sich sog. Wingjackets durch, kurz Wing genannt. Diese Auftriebskörper werden ausschließlich auf dem Rücken, seitlich der Flaschen getragen, daher auch der Begriff Wing (für engl. „Flügel“). Unter Wasser führt dies zu einer perfekten horizontalen Schwimmlage, an der Oberfläche jedoch kippt man damit eher nach vorne, so dass man sich meist zurücklegt, um dann in Rückenlage zu schwimmen. Wer Wings einmal ausprobiert hat, möchte oft nicht wieder auf ein herkömmliches Jacket umsteigen. In Kombination mit einer Rückenplatte (Backplate) haben sich die Wings in den letzten Jahren daher sehr stark verbreitet (Abb 6.2).

      Für Einzelflaschen gibt es inzwischen auch „Wings“, die quasi wie ein O die Flasche umschließen. Dadurch kann es nicht zu einer einseitigen Luftverteilung

      Kompaktinformation

      ■ ABC-Ausrüstung: Flossen entsprechend dem Trainingszustand und dem Einsatzzweck (Warmwasser, Geräteflossen etc.) auswählen. Je besser der Trainingszustand, desto härter kann das Flossenblatt sein. Maske muss dicht sein und bequem sitzen. Breiter Silikonrand und gegebenenfalls optische Gläser bevorzugen.

      ■ Tauchanzug: Je nach Einsatzgebiet und Jahreszeit zwischen Nass-, Halbtrocken- und Trockentauchanzug wählen. Lieber einen Anzug nach Maß, als einen schlecht sitzenden Tauchanzug wählen.

      ■ Tarierweste: Auftrieb nach Bedarf wählen, aber auf keinen Fall zu wenig. CE-Zulassung sollte vorhanden sein. Wing/Backplate-Kombination durchaus empfehlenswert.

      ■ Atemregler: Auf CE EN250 achten. Keine Billigware verwenden. kommen, da die Luft ja unten und oben an der Flasche auf die andere Seite wechseln kann. Diese zirkuläre Anordung des Auftriebskörpers hat sich in den letzten Jahren vermehrt im Sporttauchen etabliert.

      6.7 Atemregler

      Der Atemregler ist wahrscheinlich das wichtigste, aber auch das am meisten überschätzte Ausrüstungsteil. Es gibt heute fast keinen Atemregler mit CE-Zulassung, der wirklich schlecht oder gar gefährlich wäre, gleichwohl gibt es aber eine sehr große Anzahl mit den unterschiedlichsten Vor- und Nachteilen.

      Der Atemregler besteht im Regelfall aus der Kombination einer ersten Stufe als Druckminderer des Flaschendrucks (bis zu 300 bar) auf den so genannten Mitteldruck (ca. 10 bar) und der zweiten Stufe als Mundstück mit integriertem Druckminderer auf den Umgebungsdruck. An der ersten Stufe befindet sich ferner häufig ein Druckanzeigegerät (Finimeter), um den verbleibenden Flaschendruck anzuzeigen und meist auch eine zusätzliche zweite Stufe als Ersatzautomat. Dieser sollte nicht, wie oftmals üblich, eine günstigere, weniger leistungsfähige Version des primären Automaten, sondern ein volles gleichwertiges Pendant dazu sein. Wer möchte schon im Notfall aus einer minderwertigen Luftquelle atmen?

      Tipps für Tauchlehrer

      1. Bei der Erziehung zu nachhaltig sicherem Tauchverhalten muss der Tauchlehrer Akzente setzen, z. B. auch durch bequeme und stets gut gewartete Leihausrüstung.

      2. Keine Kompromisse machen: Der Kälteschutz muss vollständig sein; ein Oktopus oder zweite 1. Stufe (bei Wassertemperaturen < 10 °C) muss vorhanden sein, Nachttauchgänge sollten nur mit mindestens 2 Lampen pro Taucher durchgeführt werden.