Kulturen Zahlen und Belege immer wichtig und werden es bleiben. Daher also im Folgenden einige Hinweise auf die durch Studien belegten Effekte Positiven Führens.
Die Vorteile von Positiver Führung
Seit Anfang der 2000er-Jahre gibt es Untersuchungen zu Positivem Führen im engeren Sinne. Sie als Führungskraft können auf mindestens drei Ebenen von Positiver Führung profitieren:
von positiven Auswirkungen auf die eigene Leistungsfähigkeit, wie etwa besserer Erholung nach und in anstrengenden Momenten des (Berufs-)lebens, günstigeren Bewertungen durch Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte, die zu leichterem beruflichen Fortkommen beitragen können.
von einem besseren Verhältnis zu sowie vermehrter Potenzialentfaltung von Mitarbeitern und deren Teams.
von mehr und nachhaltigen Erfolgen in der Organisation, im Unternehmen als Ganzes.
Falls Sie Ihr Wissen da vertiefen wollen: Einen guten Überblick über die aktuellen Studien zu Positivem Führen bietet die Website
www.perma-lead.com
. Auch auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie lohnt es sich, immer wieder vorbeizuschauen: www.dgpp-online.de
. Oder Sie suchen im Internet einfach nach »Positive Leadership, Studien«.
Konkret legen die Untersuchungen, die zur Positiven Führung als Ganzes oder zu einzelnen Aspekten erhoben wurden, unter anderem folgende Effekte nahe:
weniger Fehltage
höhere Mitarbeiterzufriedenheit
höhere Mitarbeiterloyalität und damit auch geringere Wechselbereitschaft
größere Kundenzufriedenheit
stärkere Umsätze
weniger Materialschwund
bessere Aktienkurse bei börsennotierten Unternehmen
Die Zahl der Untersuchungen sowie die Qualität und Übertragbarkeit der Daten erhöht sich quasi von Jahr zu Jahr.
Fünf Studienergebnisse zu Positivem Führen
Hier finden Sie die wichtigsten Ergebnisse von fünf Studien zu Positiver Führung.
Beschäftigte eines Callcenters, die ihre Stimmung als glücklich bezeichneten, erledigten deutlich mehr Anrufe pro Stunde und erzielten damit 13 Prozent höhere Umsätze als jene, die sich als unglücklich erlebten. Das fanden Jan-Emmanuel de Neve von der Saïd Business School in Oxford und George Ward vom Massachusetts Institute of Technology heraus, als sie 1800 Vertriebsmitarbeiter in elf Callcentern der British Telecom über einen Zeitraum von sechs Monaten untersuchten. Einer von vielen Belegen dafür, dass glückliche Mitarbeiter produktiver sind.
Der Wiener Wirtschafts- und Organisationspsychologe Markus Ebner, einer der wichtigsten Vertreter von Positiver Führung im deutschsprachigen Raum, konnte zeigen: Pflegekräfte, deren Vorgesetzte hohe Werte in Positive Leadership zeigen, weisen um mehr als 50 Prozent niedrigere Burn-out-Symptome auf als Mitarbeiter, deren Chefs wenig positiv führen.
Ken Moon, Professor an der renommierten Wharton Business School der University of Pennsylvania, hat in einer chinesischen Fabrik mit rund 50.000 Mitarbeitern untersucht, welche Auswirkungen eine zehnprozentige Mitarbeiterfluktuation an verschiedenen Werkslinien hatte. Er kam auf einen Kostenfaktor von 146 bis 178 Millionen US-Dollar, die für Neuanwerbung, Einlernen und andere Faktoren anfielen. Er konnte damit belegen, wie teuer auch schon ein moderates Kommen und Gehen von Mitarbeitern ist.
Der Dortmunder Psychologe Nico Rose hat zusammen mit dem Psychologen Michael Steger der Colorado State University 600 deutsche Arbeitnehmer zur Wahrnehmung ihrer Führungskraft, zu ihren Wechselabsichten – und nach drei Jahren erneut befragt. Das Konzept der beiden Autoren nennt sich zwar KAARMA (Abkürzung für Klarheit, Authentizität, Aktualisierung der Stärken, Respekt, Mehrwert/Sinnhaftigkeit und Autonomie), steht aber der Positiven Führung sehr nahe. Auf einer Skala von 1 bis 7 lag die Arbeitszufriedenheit der – im Sinne des Konzeptes – unterdurchschnittlich geführten Personen bei 2,68. Die Mitarbeiter, deren Chefs ein günstiges Führungsverhalten hatten, berichteten von einer Arbeitszufriedenheit von durchschnittlich 5,69. Die Wechselabsicht der ersten Gruppe von Mitarbeitern war fast zweieinhalbmal so stark ausgeprägt wie die der ersten. Und bei einer erneuten Befragung drei Jahre später zeigte sich: 78 Prozent jener Personen, die sich 2016 gut geführt fühlten, waren drei Jahre später noch an Bord. Von jenen Menschen, die ihrer Führungskraft 2016 ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hatten, waren zum Zeitpunkt der Folgeerhebung noch weniger als die Hälfte im Unternehmen, während 56 Prozent ihr berufliches Glück mittlerweile woanders suchen. Der Spruch: »Menschen fangen bei einer Firma an und verlassen ihre Führungskraft« scheint sich hier zu bewahrheiten.
Alex Edmans, Finanzwissenschaftler an der London Business School, untersuchte die Börsenwerte der 100 »Besten Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten«, die im Großen und Ganzen nach Prinzipien von Positiver Führung geführt werden, über den Zeitraum von 28 Jahren. Dabei ergab sich eine bis zu vier Prozent höhere Aktienrendite pro Jahr im Vergleich zur Kontrollgruppe (auf meiner Website www.positiv-fuehren.com
erhalten Sie detailliertere Informationen, Quellennachweise und so weiter).
Kritikpunkte an der Positiven Führung
Wenn Sie sich selbst, Ihre Mitarbeiter oder gar eine ganze Einrichtung oder Firma nach den Prinzipien und Methoden des Positiven Führens leiten wollen, sollten Sie nicht nur wissen, was damit gemeint ist und wem es welchen Nutzen bringen kann, sondern auch, was darunter nicht zu verstehen ist und wie Sie möglichen Missverständnissen begegnen können. Hier daher einige Kritikansätze am Positiven Führen, die Sie möglicherweise zu hören bekommen könnten, samt (Er)klärungen dazu.
Positive Leadership sei, ist gelegentlich zu hören, eine Überforderung der Führenden, wenn sie neben der Erreichung von Zielen auch noch für die Stimmung und Motivation der Geführten zuständig seien. Sie sollten sich allerdings keinesfalls als Dauerbespaßer verstehen, der nie kritisieren darf und permanent loben muss, das will Positives Führen gar nicht. Erfolg, Anstrengung und Leistung sind wichtige Ziele von Positive Leadership, dazu ist das Lernen aus Kritik und aus Fehlern enorm wichtig. Nur eben nicht ausschließlich, denn in vielen Unternehmen und Organisationen herrschen die Defizitbrille und der Negativfokus vor. In Ergänzung dazu wollen positiv Leitende das Gelungene und Gelingende in den Blick nehmen – in einem konstruktiven Verhältnis zwischen Lob und Kritik.
Die Soziologin Eva Illouz postuliert, dass Positive Führung und Positive Psychologie negative Gefühle wie Zorn, Wut oder Hoffnungslosigkeit stigmatisiere. Die Kritik an einer sogenannten Happyologie wäre relevant – wenn sie denn stimmte. Zum einen weist die psychologische Forschung Schätzungen zufolge hier immer noch ein Verhältnis von rund 10 zu 90 auf, also zehn Publikationen über Wohlbefinden und Ähnliches im Vergleich zu einer Übermacht an Veröffentlichungen über Störungen, Krankheiten, Defizite – von Happychondrie kann da keine Rede sein. Zudem gibt es auch innerhalb der Positiven Psychologie und der Positiven Führung etliche und zunehmend mehr Untersuchungen zu Fragen von Misserfolg, Scheitern, Leid.
Wie in einem sehr stark standardisierten, prozessgetriebenen Unternehmen wie dem Discounter Lidl Österreich Positives Führen eingeführt und umgesetzt wurde, darum dreht sich Folge 16 meines Podcasts »Positiv Führen«. Er ist auf allen großen Plattformen oder über die Website
www.positiv-fuehren.com
abrufbar.
Bisweilen bekomme ich aus Familienunternehmen zu hören: