Albrecht Greule

Historische Valenz


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mittels Sortierungs-, Klassifizierungs- und Tabellierungsprogrammen bearbeitet. In den Tabellen, die als Ergebnis der verschiedenen technischen Bearbeitungsschritte ausgegeben wurden, erschienen folgende Informationen: die Variable nebst ihren jeweiligen Werten sowie die absolute und relative Häufigkeit der einzelnen Variablenwerte. Dieses Tabellierungsprinzip betraf die drei zentralen Problemkreise der statistischen Untersuchung, d.h. die Satzmodelle und die Valenzträger, die Einzelprobleme der Valenz sowie die nicht unmittelbar valenzbezogenen Daten.

      4.5.2.3 Manuelle Bearbeitung

      Zum Aufgabenbereich der Untersuchung gehörte auch eine Zusammenfassung der Satzmodelle zu höheren syntaktischen FunktionFunktionsyntaktischeseinheiten, d.h. zu SatzgliedmodellenSatzgliedmodell, weshalb das Material noch weiterbearbeitet werden musste. Diese Bearbeitung war jedoch relativ einfacher technischer Natur und konnte deshalb manuell durchgeführt werden. Bei der manuellen technischen Arbeit wurden die Ausgabedaten der maschinellen Verarbeitung zum Ausgangspunkt genommen; zuerst wurden die ErgänzungenErgänzung der morphofunktionellen SatzmodelleSatzbauplanmorphofunktioneller zu größeren Gruppen mit derselben syntaktischen Funktion kombiniert, und auf der Grundlage der auf diese Weise gebildeten Klassen wurden dann die Satzgliedmodelle selbst aufgestellt. Die neuen Klassen konnten beim manuellen Bearbeitungsprozess in zweierlei Hinsicht verwertet werden: einmal für die Beschreibung der Umgebung der verschiedenen Valenzträgerarten, zum anderen für die Erfassung der Repräsentationsformen der Ergänzungen in den einzelnen Satzgliedmodellen.

      Einen weiteren Objektbereich manueller Arbeitsgänge bildeten die nektiertennektiert ValenzträgerValenzträger. Die valenzbedingtenvalenzbedingt Umgebungen nektierter satzkonstituierender Verben wurden besonders deshalb extra behandelt, weil es zu erwarten war, dass sich daraus Erkenntnisse über die Auslassung von ErgänzungenErgänzung gewinnen lassen. Zum Teil aus demselben Grunde wurden auch die Umgebungsstrukturen der anderen Valenzträger des Satzes manuell erfasst, auf der anderen Seite hatte das auch einen beschreibungstheoretischen Grund: Es wurde davon ausgegangen, dass nektiertenektiert infinite Verbformen und prädikativeprädikativ Adjektive als Valenzträger mit ihren Ergänzungen keine eigenen Sätze, sondern vielmehr Teile des Satzes konstituieren. Somit konnten bei der maschinellen Verarbeitung der Daten nur solche adjektivischen und infiniten verbalen Valenzträger berücksichtigt werden, die im Satz allein (d.h. ohne nebengeordnete Elemente) als NukleusNukleus der unmittelbar verbabhängigen Ergänzungen fungieren. ‒ Darüber hinaus mussten auch noch freie Angaben 2. GradesAngabeAngabe, 2. Grades und satzförmige Ergänzungen teilweise außerhalb der automatischen Bearbeitungsphase bleiben. Bei der ersteren Dateneinheit wurde die Anzahl auf der Lochkarte festgehalten, während Informationen über Form und Inhalt ohne maschinelle Hilfe verarbeitet wurden. Bei der letzteren Dateneinheit wiederum bezog sich die manuelle Behandlung auf Fälle, in denen der Haupt-ValenzträgerHaupt-Valenzträger zwei GliedsätzeGliedsatz im Satz fordert; wie bei der Maschinenbehandlung wurden die Gliedsätze auch hier nach Art und Anzahl sortiert. Desgleichen musste die Umgebung von zwei Infinitiven als verschiedenen Ergänzungen manuell klassifiziert werden.

      4.5.3 Ausgewählte Ergebnisse der Beschreibung von Satzmodellen und Valenzbeziehungen

      Die hier präsentierten Ergebnisse beziehen sich zunächst auf aktivischeaktivisch und passivische HauptmodelleSatzbauplanpassivischerSatzbauplanaktivischer. Im Sermon „Von den guten Werken“ wurden insgesamt 4017 aktivische Sätze registriert. Diese Sätze verteilen sich auf 165 verschiedene morphofunktionelle SatzmodelleSatzbauplanmorphofunktioneller, unter denen die Modelle mit zwei ErgänzungenErgänzung am häufigsten sind. Dann kommen die Modelle mit einer Ergänzung, danach die Modelle mit drei Ergänzungen, und zuletzt das Modell ohne Ergänzungen. Die fünf häufigsten Modelle sind Nn+Na, Nn+INF, Nn, Nn+ADJP und Nn+NnP. Dabei ist die Differenz zwischen Nn+Na und Nn+INF bedeutend größer als die Differenzen jeweils zwischen den übrigen Modellen. ‒ Die passivischenpassivisch Sätze sind 340 an der Zahl und können zu 37 verschiedenen Modellen geordnet werden. Am häufigsten belegt sind die Modelle mit einer Ergänzung, dann folgen die Modelle mit zwei Ergänzungen, danach das Modell ohne Ergänzungen, und zuletzt die Modelle mit drei Ergänzungen. Nn, Nn+pN, Nn+Nd, Nn+pNAg und das Modell ohne Ergänzungen sind die fünf häufigsten passivischen HauptmodelleHauptmodell. Der größte Anteil kommt dem Modell Nn zu, das hier viel deutlicher dominiert als Nn+Na bei den aktivischen HauptmodelleSatzbauplanaktivischern.

      Bei den aktivischenaktivisch HauptmodelleSatzbauplanaktivischernSatzbauplanaktivischer kommen insgesamt 579 verschiedene ValenzträgerValenzträger vor. In Bezug auf die Repräsentation der Valenzträger sind die folgenden fünf Modelle am variationsreichsten (hinter den Modellen wird jeweils die Zahl der Valenzträger angegeben): Nn+Na 260, Nn 176, Nn+pN 89, Nn+Nd 44, Nn+NS 43. Als häufigste Valenzträger dieser Modelle erscheinen folgende Verben: Nn+Na: haben, tun, suchen, hören, machen; Nn: sein, sagen, da sein, geschehen, wollen; Nn+pN: bitten, zweifeln, kommen, sein, trauen, sich verlassen; Nn+Nd: trauen, wohl gefallen, folgen, helfen, gefallen; Nn+NS: wissen, finden, tun, fragen, sehen. Die fünf häufigsten Verben aller aktivischen HauptmodelleHauptmodell sind sein, sollen, tun, haben und sagen. Das Verb sein dominiert eindeutig, insofern als sein Anteil ca. 19 % der Belege erreicht. ‒ Die Zahl der verschiedenen ValenzträgerValenzträger der passivischenpassivisch HauptmodelleSatzbauplanpassivischer ist 170. In folgenden Modellen kommen die meisten verschiedenen Verben vor: Nn 108, Nn+pN 28, Nn+pNAg 16, Nn+Nd 14. Als häufigste Valenzträger dieser Modelle können folgende Verben angesehen werden: Nn: gebieten, erhören, erfüllen, geben, ehren, stiften; Nn+pN: sagen, begreifen, schreiben; Nn+pNAg: anfechten, treiben; Nn+Nd: geben, zueignen, gebieten, nehmen. Werden alle passivischen Hauptmodelle berücksichtigt, so erweisen sich gebieten, sagen, schreiben, geben, achten und erhören als die sechs häufigsten Valenzträger. Dabei kann dem Verb gebieten keine beherrschende Rolle zugesprochen werden.

      Bei der Zusammenstellung von SatzgliedmodellenSatzgliedmodell ergab sich für die aktivischenaktivisch HauptmodelleSatzbauplanaktivischer, dass sich aus den 165 morphofunktionellen SatzmodellenSatzbauplanmorphofunktioneller 28 Satzgliedmodelle herleiten lassen. Die fünf häufigsten Satzgliedmodelle sind SubjektSubjekt + ObjektObjekt, Subjekt + PrädikativPrädikativ, Subjekt, Subjekt + Objekt + Objekt und Subjekt + lokales AdverbialAdverbial. Das häufigste Modell dominiert stark. ‒ Im Bereich der passivischenpassivisch HauptmodelleSatzbauplanpassivischer können die 37 morphofunktionellen Satzmodelle zu zehn Satzgliedmodellen zusammengefasst werden, unter denen die folgenden fünf am häufigsten vorkommen: Subjekt, Subjekt + Objekt, Subjekt + lokales Adverbial, Subjekt + AgensAgens, Subjekt + Prädikativ. Auch hier dominiert das häufigste Modell eindeutig.

      Unter den aktivischenaktivisch HauptmodelleSatzbauplanaktivischernSatzbauplanaktivischer kommen acht verschiedene SatzgliedklassenSatzgliedklasse vor. Diese Klassen werden jeweils durch die folgenden Formen am häufigsten realisiert (hinter jeder Klasse wird die Zahl der Belege angegeben): SubjektSubjekt (3806): Nomen im Nominativ; ObjektObjekt (2810): Nomen im Akkusativ; kausales AdverbialAdverbial (7): Nomen mit Präposition; lokales Adverbial (232): Nomen mit Präposition; modales Adverbial (122): Adverb; temporales Adverbial (5): Nomen mit Präposition und Adverb; AgensAgens (2): Nomen mit Präposition (= die einzige Ausdrucksform); PrädikativPrädikativ (786): Adjektiv. ‒ Bei den passivischenpassivisch HauptmodellenSatzbauplanpassivischer begegnen fünf konstitutive Satzgliedklassen, deren häufigste Repräsentationsformen sind: Subjekt (316): Nomen im Nominativ; Objekt (93): Nomen mit Präposition; lokales Adverbial (20): Nomen mit Präposition; Agens (22): Nomen mit Präposition (= die einzige Ausdrucksform); Prädikativ (20): Adjektiv.

      Für die aktivischenaktivisch und passivischen HauptmodelleSatzbauplanaktivischer (und die aktivischen und adjektivischen NebenmodelleNebenmodell) wurde jeweils an einer bestimmten Zahl von ValenzträgernValenzträger eine nähere Umgebungsanalyse durchgeführt. Bei den aktivischen HauptmodelleSatzbauplanaktivischern wurden 38, bei den passivischenpassivisch 19 verschiedene Valenzträger in Bezug auf ihre morpho-