indiziert durch die Abkürzung des Namens der Subklasse, z.B. Asit, Atemp, Alok. Die SatzadverbienSatzadverb erhalten die Sigle Mw (ModalwortModalwort).
(Eroms 2000, 215‒246)
2. Verb-Aktanten-Konstellationen (VAK)
Das Verb und die ErgänzungenErgänzung (AktantenAktant, KomplementeKomplement) bilden spezifische Konfigurationen. In isolierten Sätzen besteht deren Funktion darin, propositionale Inhalte kompakt auszudrücken. Die Konfigurationen können entweder so wie sie im mentalen Lexikon gespeichert sind, abgerufen und verwendet werden, oder aber quantitativ reduziert oder erweitert und je nach den Erfordernissen des KontextesKontext abgewandelt werden. Gewöhnlich werden die Verb-Aktanten-KonstellationenVerb-Aktanten-Konstellation als SatzmusterSatzmusterSatzbauplan oder SatzbaupläneSatzbauplan (SBP) bezeichnet (Eroms 2000, 315). Wird im Satzbauplan den Ergänzungen auch die jeweilige Kasusrolle zugeordnet, dann liegt ein KasusrahmenKasusrahmen („case frame“ nach Ch. J. Fillmore), besser TiefenkasusrahmenTiefenkasusrahmen (TKR), vor. Die VAK können demnach auf zwei Ebenen beschrieben werden: auf der morphosyntaktischenmorphosyntaktisch (z.B. als NominalgruppeNominalgruppe im Akkusativ bzw. als AkkusativobjektAkkusativobjekt) und auf der semantosyntaktischensemantosyntaktisch, auf der der NGakk die Kasusrolle PatiensPatiens zugeordnet wird.
C. Historische Valenz. Forschungsüberblick und Problembereiche
1. Forschungsüberblick
Noch im Jahr 2007 konstatierte MECHTHILD HABERMANN (2007, 85), dass es zur historischen Valenz des Deutschen nur wenige Forschungsbeiträge gebe, und zählte folgende Arbeiten auf: Greule (1973), Korhonen (1978), Maxwell (1982b), Greule (1982a), Ágel (1988). Ein Blick auf das Literaturverzeichnis zur Historischen Valenz (S. 207‒221) beweist, dass es bis 2007 und erst recht bis heute (2021) eine weit größere Zahl an Forschungsbeiträgen gibt. Die Idee der Übertragung des Valenzkonzepts auf die deutsche Sprachgeschichte und auf historische deutsche Texte kam – unabhängig voneinander – in der deutschen und in der finnischen Germanistik auf. Wichtige Anregungen gingen von den Arbeiten HANS JÜRGEN HERINGERS (Heringer 1967; 1968a; 1968b; 1968c; 1969) aus. Eine erste Zusammenfassung der Forschungslage nach gut zehn Jahren lieferte der Sammelband „Valenztheorie und historische Sprachwissenschaft“ (Greule 1982b).
Die – mit den von Habermann genannten Arbeiten charakterisierte ‒ Forschungslage war streng synchronsynchron auf einzelne historische Sprachdenkmäler (z.B. Otfrid von WeißenburgOtfrid von Weißenburg, NibelungenliedNibelungenlied, LutherLuther, Martin) konzentriert (vgl. auch Habermann 1994, 65‒70, zu Albrecht Dürer). Erst JARMO KORHONEN befasste sich 1995 unter dem Terminus „Polyvalenz“ explizit mit dem ValenzwandelValenzwandel (siehe dazu Kapitel F).1 Bereits ein Jahr nach dem Statement von Habermann (2007) erschien 2008 die Dissertation von NÁNDOR CSIKY, in der die Geschichte eines ganzen WortfeldsWortfeld, nämlich des Wortfelds WACHSEN, vom Ahd. bis zum Nhd. ausgearbeitet wurde. Der ValenzgrammatikValenzgrammatik der historischen Sprachstufen des Deutschen sind im Handbuch „DependenzDependenz und Valenz“ mehrere Artikel gewidmet. Während Greule (2014) diachronediachron Perspektiven im historischen ValenzwörterbuchValenzwörterbuch skizzierte, behandelte HANS-WERNER EROMS in der 4. Auflage der „Kurzen deutschen Syntax auf historischer Grundlage“ (Dal/Eroms 2014, 4‒31) die Entwicklung der Valenz im Kontext von „Kasus und Kasusfunktionen“. Den Abriss einer historischen ValenzsyntaxValenzsyntax, konzentriert auf den EinfachsatzEinfachsatz, enthält die 3. Auflage der „Einführung in die deutsche Sprachgeschichte“ von Hans Ulrich Schmid (Schmid 2018, 185‒201).
Die neueste Forschung ist vorrangig auf den Entwurf und die Realisierung eines Historisch syntaktischen Verbwörterbuchs (HSVW) konzentriert (vgl. Greule/Korhonen 2016), siehe dazu Kapitel E.
Folgende historische Schriften sind bislang zur Beschreibung der historischen Valenz ausgewertet worden:
Gotische BibelGotische Bibel (Korhonen 1995a); AlthochdeutscheAlthochdeutsch Exhortatio ad plebem christianam (Greule 1982c); HildebrandsliedHildebrandslied (Greule 1987); OtfridOtfrid von Weißenburg, EvangelienbuchOtfrid von Weißenburg (Greule 1982a; Thornton 1984); ahd. IsidorAlthochdeutscher Isidor (Eichinger 1993); ahd. GebeteAlthochdeutsche Gebete (Braun 2016); ahd. Rezepte und ZaubersprücheAlthochdeutsche Rezepte und Zaubersprüche (Riecke 2016); Hartmann von AueHartmann von Aue (grüezen im Gesamtwerk) (Greule 2016); NibelungenliedNibelungenlied (Maxwell 1982a; 1982b); Heinrich von MorungenHeinrich von Morungen (Schütte 1982); Österreichische ReimchronikÖsterreichische Reimchronik (Lénárd 1996); mhd./mnd. KochbuchtexteMittelhochdeutsche/Mittelniederdeutsche Kochbuchtexte (Ehnert 1982); Handschriften des Rechtsbuchs „Schwabenspiegel“ (Uhlig 1983); mhd. Prosa-Lancelot (Keinästö 1986; 1990; 2016); fnhd. „Legenda aureaLegenda aurea“ (Wegstein/Wolf 1982; Wolf 1985); Bruder BertholdBruder Bertholds „Rechtssumme“sBruder Bertholds „Rechtssumme“ „Rechtssumme“ (Wegstein/Wolf 1982; Wolf 1985); „Denkwürdigkeiten der Helene KottannerinDenkwürdigkeiten der Helene Kottannerin“ (Ágel 1988); fnhd. BenediktinerregelFrühneuhochdeutsche Benediktinerregel (Simmler 1982); Texte Albrecht Dürers, Heinrich Deichslers und Veit Dietrichs (um 1500) (Habermann 1994); Martin LutherLuther, Martin, Schriften (u.a. Korhonen 1978); Luthers BibelübersetzungLuther-Bibel (Thornton 1984; Wolf 1984; Funk 1995; u.a. Korhonen 2016); Reiseberichte der frühen Neuzeit (Aehnelt 2016); Leipziger ZeitungLeipziger Zeitung (1660‒1914) (Anttila 1997); Leipziger Frühdrucke (Fischer 1987).
2. Probleme bei der Analyse der historischen Valenz
Die folgenden Problembereiche, die bei der Übertragung des gegenwartssprachlichen Valenzmodells auf historische deutsche Texte zu beachten sind, wurden zuerst im Zusammenhang mit der Valenzanalyse der mhd. Lieder Heinrichs von MorungenHeinrich von Morungen dokumentiert (Schütte 1982, 32‒40).
2.1 Allgemeine Probleme
a) Man muss zwischen (freien) AngabenAngabe und ErgänzungenErgänzung unterscheiden, die nach Helbig/Schenkel (1973, 33ff.) in der „Tiefenstruktur“ begründet sind und durch eine Eliminierungs- und Substitutionsprobe unterscheidbar sein sollen. Die Unterscheidung in obligatorischeobligatorisch und fakultative ErgänzungenErgänzungobligatorische wird dadurch getroffen, dass fakultativefakultativ ErgänzungenErgänzungfakultative weggelassen werden können, ohne dass der Satz ungrammatisch wird oder sich die Verbbedeutung wesentlich ändert.
b) Es ist nicht angebracht, die GenitivobjekteGenitivobjekt – bei einer Analyse mhd. Texte – als veraltet anzusehen, weil die Genitive im Mhd. eine größere und natürlichere Rolle spielen als im Nhd.
c) Bei FunktionsverbgefügenFunktionsverbgefüge wird dem Funktionsnomen nicht der Rang eines AktantenAktant zuerkannt. Funktionsverbgefüge sind erwartbar bei semantisch indifferenten Verben wie mhd. tuon ‚tun‘ und hân ‚haben‘ (s.u.).
d) Die Valenz eines Verbs ist nicht unabhängig vom Genus VerbiGenus Verbi (AktivAktiv oder PassivPassiv). Die Passivierung ist ein Verfahren der ValenzminderungValenzminderung, weil der Erstaktant im Passiv fakultativfakultativ wird.
e) Die WertigkeitWertigkeit eines Verbs kann durch Reflexivierung erhöht werden, z.B. mhd. vröiwe ich mich ‚…freue ich mich‘ mit zwei referenzidentischen AktantenAktant.
f) Die Valenz eines Verbs kann auch mit dem Verbinhalt wechseln, z.B. mhd. kommen 1 ‚gehen nach‘ mit PräpG mit in oder einem Dativ; kommen 2 ‚gereichen‘ mit PräpG mit ze.
g) Es ist sinnvoll, keine nullwertigennullwertig Verben anzusetzen und referierendes mhd. ez von „inhaltsleerem“ ez (z.B. bei Witterungsverben, mhd. dô tagte ez) nicht zu unterscheiden.
2.2 Methodologische Probleme
a) Da bei der Anwendung der muttersprachlichen Kompetenz auf die Valenzbestimmung historischer Verben die Gefahr intuitiver Fehlschlüsse besteht, sind der Ansatz einer „ErsatzkompetenzErsatzkompetenz“