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§ 3 | Die synoptische Frage, oder: Die literarischen Beziehungen zwischen den ersten drei Evangelien |
1. Der literarische Befund I
Übereinstimmungen zwischen den ersten 3 Evangelien
Die Evangelien des Markus, Matthäus und Lukas weisen in vielerlei Hinsichten große Ähnlichkeiten auf. Zwar gibt es auch Übereinstimmungen zwischen ihnen und dem Johannesevangelium, aber diese sind bei weitem nicht so stark wie die zwischen den drei zuerst genannten Evangelien. Man kann das schon daran erkennen, dass nach diesen Evangelien Jesus die meiste Zeit seiner öffentlichen Wirksamkeit in Galiläa verbringt, erst gegen Ende seines Lebens nach Jerusalem aufbricht und dort auch zu Tode kommt, während Jesus nach dem vierten Evangelium schon gleich zu Anfang seines öffentlichen Wirkens nach Jerusalem geht und dort den Tempel reinigt, wie er hier überhaupt fast ständig zwischen Jerusalem und Galiläa unterwegs ist (s. unten § 9 Nr. 3.1). Die drei genannten Evangelien stimmen also hinsichtlich des Rahmens der Wirksamkeit Jesu überein, die einsträngig von Galiläa nach Jerusalem verläuft.
Mt, Mk, Lk
Sieht man einmal von den sog. Kindheitsgeschichten ab, mit denen Matthäus und Lukas im Gegensatz zu Markus, der solche Geschichten nicht kennt, ihre Evangelien beginnen, wobei Matthäus und Lukas in diesem Erzählkranz ganz stark voneinander abweichen und praktisch keine Parallelen aufweisen, so beginnen alle drei Evangelisten die öffentliche Wirksamkeit Jesu mit der Taufe durch Johannes, den Täufer, der Versuchung Jesu durch den Teufel und schildern dann seine öffentliche Wirksamkeit in Galiläa, seinen Gang nach Jerusalem und seinen Tod. Die Ähnlichkeiten zwischen diesen drei beschränken sich aber nicht auf den äußeren Rahmen der Wirksamkeit Jesu, sondern gehen noch viel weiter. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von „Geschichten“ in diesen drei Evangelien, in denen diese fast wörtlich übereinstimmen. Man nennt diese drei Evangelien deswegen seit dem 18. Jahrhundert auch die synoptischen Evangelien. Denn man kann sie aufgrund der großen Übereinstimmungen sowohl im Rahmen als auch im Wortlaut vieler Einzelperikopen „zusammenschauen“, was am einfachsten geht, indem man in eine „Synopse“ (= griechisch für Zusammenschau) blickt.
Allerdings eignen sich nicht alle deutschen Synopsen in gleicher Weise dafür, die wörtlichen Übereinstimmungen zwischen den drei Synoptikern zu erkennen. Dazu wird man auf eine Synopse zurückgreifen, die dieselben griechischen Wörter mit denselben deutschen wiedergibt und auch die Wortfolge des Griechischen einzuhalten versucht. Dies ist am ehesten im Synoptischen Arbeitsbuch von R. Pesch und in der Synopse des Münchener Neuen Testaments der Fall.
2. Schriftliche Quellen
Mündliche Quellen genügen nicht
Gemeinsame Quelle(n)?
Literarische Abhängigkeit?
Wenn man sich von diesen Übereinstimmungen der drei Synoptiker ein Bild machen will, sollte man einmal die Perikopen Mk 1,40–45; 8,34–9,1; 11,27–33; 13,5–8 mit den Parallelen bei Matthäus und Lukas in einer dieser Synopsen vergleichen. (Dass dieser Vergleich wissenschaftlich natürlich nur am griechischen Originaltext vollzogen werden kann, sei wenigstens angemerkt. Aber einen Überblick kann man sich auch mit einem Blick in eine dafür geeignete deutsche Synopse verschaffen.) Die Übereinstimmungen in diesen Perikopen sind so stark, dass sie kaum aufgrund der gemeinsamen Teilhabe an der einen mündlichen Tradition entstanden sein können, obwohl man auch das in der Auslegungsgeschichte vermutet hat. Sie müssen vielmehr nach allem, was wir wissen, auf schriftlichem Wege entstanden sein. Als Möglichkeiten bieten sich zwei Alternativen an: Nach der ersten hätten die Evangelisten entweder auf eine gemeinsame Quelle oder auf mehrere gemeinsame Quellen zurückgegriffen. Wegen des gemeinsamen Rahmens müsste wenigstens eine dieser Quellen schon einen den heutigen Evangelien ähnlichen Charakter getragen haben. Oder aber, so die zweite Alternative, die Evangelisten hätten in Kenntnis zumindest eines der drei Evangelien ihr Werk verfasst, sie wären also in einer noch näher zu erarbeitenden Weise voneinander abhängig.
3. Das synoptische Problem in der Alten Kirche
Die Tatsache, dass sich die ersten drei Evangelien in vielem sehr ähnlich sind, ist schon früh erkannt worden, ebenso, dass es neben diesen Übereinstimmungen auch Unterschiede und sogar Widersprüche gibt. So heißt es z. B. bei Johannes Chrysostomus (349/354–407):
Johannes Chrysostomus
„Hätte es nicht genügt, wenn ein einziger Evangelist alles berichtet hätte? Ja, es hätte genügt; aber auch wenn es vier sind, die geschrieben haben, so schrieben sie weder zur gleichen Zeit noch am gleichen Ort, und sie kamen auch nicht zusammen, um sich untereinander abzusprechen; daher ist es der beste Beweis für die Wahrheit, wenn sie wie aus einem Mund sprechen. Aber, so heißt es, gerade das Gegenteil trifft doch zu; denn oftmals wird aufgedeckt, dass sie einander widersprechen. Aber auch dies ist ein sehr großer Erweis der Wahrheit. Denn wenn sie ganz genau übereinstimmen würden, und zwar bis in die Orts- und Zeitangaben und in den Wortlaut hinein, dann würde kein Gegner glauben, dass sie das, was sie schrieben, nicht nach menschlicher Absprache geschrieben haben; denn eine so weitgehende Übereinstimmung sei kein Zeichen von Ehrlichkeit. So aber befreit sie mehr der scheinbare Widerspruch in geringfügigen Punkten von jedem Misstrauen… Wenn sie aber im Hinblick auf Zeit- oder Ortsangaben widersprüchlich berichtet haben, dann beeinträchtigt dies die Wahrheit ihrer Ausführungen überhaupt nicht“ (Hom. in Matth. I 2–4 in der Übersetzung von H. Merkel, [Pluralität