waren, auszutauschen. Andreas Flütsch etwa, Landjäger am Grenzzoll, wollte nach dem Todesfall des Giovanni Teodosio Misani von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, indem er «das Sabel und Bistollen Kupel» auszutauschen beabsichtigte.167 Einige Wochen später erfolgte die entsprechende Erlaubnis durch den Verhörrichter.168
Die Instruktion von 1828 erwähnte erstmals auch die Uniformierung des Korps: Die Landjäger hatten nicht nur «allzeit reinlich und ordentlich», sondern «auch in der Montur alle möglichst gleich gekleidet zu erscheinen».169 Letzteres war deshalb nicht selbstverständlich, weil die Landjäger ihre Uniform selbst bei einem Schneider besorgen mussten und für die Unkosten entschädigt wurden. Eines von vielen Beispielen ist die Bitte des Landjägers Jakob Jecklin, der in seiner finanziellen Not um die frühzeitige Zusendung des Guthabens zur Deckung der Unkosten bat: «[Ich] Bitte ßie doch einstendig und Laßen sie mir dises Guthaben alles zukommen – den ich muß noch Ein Paar ordinans Hoßen Laßen machen und eine kappen.»170 Diese Bestimmungen hatten zur Folge, dass von einer einheitlichen äusserlichen Erscheinung des Korps nicht wirklich die Rede sein konnte, obwohl die Landjäger sich bemühten, den Vorgaben betreffend Uniformität so nah als möglich zu kommen, wie dies mitunter im Bericht des Landjägers Jakob Jecklin herauszulesen ist: «Ich habe Jetz Mondur laßen anmeßen beim Herrn Schneider Benner der mir Eine Recht schönne Onnevorm Macht und Mit der farbe anstendig ist so das es Jero Weisheitten gnediger Herrn Baron gefällt.»171 Anstrengungen zur einheitlichen Uniformierung indes erfolgten nur in Ansätzen und in einem harzigen und langwierigen Prozess, sodass erst ab den frühen 1830er-Jahren die grosse Mehrheit der Uniformen vom gleichen Schneider stammten oder mindestens auf identische Vorlagen und Stoffzusammensetzungen Acht gegeben wurde. Immer häufiger verfuhr man dann so, dass der Landjäger dem Verhörrichter seine Masse zuschickte und dieser die Uniform durch einen Churer Schneider anfertigen liess. 1832 etwa bat der Verhörrichter den Landjäger Placidus Genelin, in Zukunft die Uniform in Chur anfertigen zu lassen:
«Man will dem Landjäger für dieses Mal noch das Geld für die Montur beziehen laßen und dieses dem H. Standeskassier bemerken, allein um alle Landjäger gleich gekleidet zu haben muß er selbe das nächste Jahr ohne anders in Chur faßen.»172
Analog hiess es gegenüber Landjäger Christian Desax, dass die Uniform «von nun an um eine Gleichförmigkeit an der Montur unter den Landjägern zu Stande zu bringen», in Chur «gekauft und verfertiget werden» müsse.173 Diese Vorgehensweise schlug oftmals auch der Standeskassier, welcher für die Rückerstattung der Schneiderkosten zuständig war, anfragenden Landjägern vor.174
Gemäss Instruktion von 1840 standen den Landjägern (zusätzlich zu den älteren Instruktionen175) Sommerhosen, schwarze Gamaschen sowie alle drei Jahre eine «wichslederne Ordonnanzmütze» zu.176 Die grautüchenen «Pantalons» wurden weiterhin beibehalten. Die Sommerhosen wurden auf Antrag des Verhörrichters eingeführt:
«So viel man erfahren konnte, langt ein paar Hosen für den Mann jährlich bei Weitem nicht hin, und da auch im Sommer das Tragen von tüchenen Hosen wohl schwer ist, würde man gerne antragen, jedem Landjäger ein paar Sommerhosen vom gleichen Zeug verabfolgen zu laßen, wenn man nicht besorgte, auf einmal zu viel zu begehren.»177
12 Polizeisäbel der Bündner Landjäger. Das Modell entspricht dem französischen Grenadier-Säbel von 1767, welcher auch in der Bündner Miliz verwendet wurde.
13 Epauletten, welche sowohl von den Jägern (Grenadieren) der Bündner Milizen als auch von den Bündner Landjägern getragen wurden.
Anstatt des ehemaligen Kaputs wurde laut Instruktion von 1840, ebenfalls im Abstand von drei Jahren, ein grautüchener Überrock mit grünem Kragen abgegeben: Laut verhörrichterlichem Bericht von 1837 hatten die meisten Landjäger, da der alle zwei Jahre zu beziehende «Militär-Mantel» die Waffen nicht vor der Nässe zu schützen vermocht hatte, stattdessen das Geld (neun Gulden) bezogen und dafür «einen sogenannten großen Kragen […,] der ganz übereinander geht […], von dunkelgrauen Tuch» angeschafft. Zwecks Vereinheitlichung schlug er vor, ebensolche Überröcke durch den Kanton zu beschaffen, jedoch nur alle vier Jahre, da die Kosten höher zu stehen kämen.178 Dazu sollten die Landjäger alle sechs Jahre einen grauen Mantelkragen erhalten und jährlich mit zehn Gulden «für Fußbedeckung» entschädigt werden. Der Landjäger sei dabei «gehalten[,] jedes Mahl wen er im Publicum zu erscheinen ha[be], eintweders Schuh mit Schwartzen Camaschen oder Stifel unter den Pantalons zu tragen».179 Neu wurden den Landjägern auch einheitliche Epauletten und ein Pompon aus dem Kantonsmagazin verabreicht, um eine einheitlichere Uniformierung zu erzielen. Dies ging auf eine im Jahr 1837 vom Standeskassier geäusserte Unzufriedenheit zurück: «Die Epaulettes und Pompons [der wollene Knauf, der vorne am Tschako befestigt war, M. C.], dann ad libitum die Müzen, und Kamaschen werden auf eigene Rechnung angeschafft, was eine mißbeliebige Verschiedenheit erzeugt.»180 In einer Stellungnahme zu diesem Bericht liess Major und Zeughausinspektor G. Hermann verlauten:
«Als Kopf bedekung wird dem Landjäger einen Infanterie Schakos mit Messingenen Sturbändern, einem kleinen Schild in welchem C. GB. [Kanton Graubünden, M. C.] ausgeschnitten sind, und dem Tüchlein mit einem schmalen Meßing-band eingefaßt, samt dem grünen Jäger Pompon gegeben […].»181
Die Ende der 1830er-Jahre eingeführte Krawatte war von den Landjägern individuell zu beschaffen. Dies ging auf einen Entscheid zurück, wonach die Krawatte gewissermassen als Distinktionsmittel innerhalb der fortwährend existierenden Ungleichmässigkeit der Uniformen zu betrachten sei:
«Auf daß die Landjäger doch einigermaßen gleich und ordentlich gekleidet seien, fanden der mit der Vorsorge für Bekleidung der Landjäger beauftragte Herr Oberstlieutenant Hermann, und der Unterzeichnete angemeßen, bei selben unter anderm Kravaten nach ein und derselben Form einzuführen.»182
Die «neue Kopfbekleidung» in Form des piemontesischen Bersaglierhutes, welchen sowohl der in Abbildung 14 dargestellte Landjäger Kaspar Branger von Saas als auch der auf dem Buchcover mit einem unbekannten Postkondukteur abgebildete Wachtmeister Peter Kessler von Buchen [?] tragen, wurde erst 1855 eingeführt.183
Von einer einheitlichen Ausrüstungspraxis konnte bis zur Jahrhundertmitte nicht die Rede sein. Dies zeigt sich auch mit Blick auf die symbolische Komponente der Uniformierung. In seiner soziologischen Untersuchung zum Alltag des polizeilichen Gewaltmonopols gelangte Behr anhand qualitativer Interviews zum Fazit, dass am «Thema Uniform» deutlich werde, «wie bedeutsam die symbolisch-expressiven Elemente für eine Berufsidentität der Polizisten» sei. Der Polizist erinnere sich nicht etwa in erster Linie «an die Gesetzestexte aus dem ersten Ausbildungsjahr […], sondern an die Symbole der Macht.»184 Dieser Mosaikstein eines sich laut Behr konstruierenden Cop-Culture-Bildes kann als interessanter Ausgangspunkt herangezogen werden für die Frage, inwiefern symbolisch-expressive Elemente der Berufsidentität innerhalb der Führungsgremien in der Untersuchungszeit von diskursiver Bedeutung waren. Weiter stellt sich die grundlegende Frage, ob Ausrüstung und Berufsidentität überhaupt ein Beziehungspaar bildeten. Entsprach die zivile Uniformierung185 der Landjäger (im Sinn einer Bedeutungsrichtungsdimension gegen aussen und aus der einfachen Tradition einer Weiterführung militärischer Strukturen) einer einfachen Selbstverständlichkeit, oder wurde dem Faktor der Berufsidentifikation (im Sinn einer Bedeutungsrichtungsdimension oder Uniformausstrahlungskraft gegen innen) explizite Bedeutung zugewiesen? Die erste Bedeutungsdimension, die gegen aussen gerichtete Kommunikation, entsprang einem der oben erwähnten Wünsche (militärische Absicht der Führungsgremien), sich durch eine einheitliche Bekleidung im Krieg einen Vorteil betreffend Identifizierung des Feindes und des Verbündeten zu verschaffen. Zudem wurde die Hierarchieebene zum Thema: Der Untergebene erkannte in der spezifischen Uniform seines Gegenübers den Vorgesetzten. Weil diese intendierte Erfassung der Rangverhältnisse jeweils möglichst rasch erfolgen sollte, war die Symbolik der Farbe und des Zeichens – je einfacher und schlichter,