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Kirche


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rel="nofollow" href="#ulink_24742586-1664-58b2-baf2-d5f9c4a7fd5c">2 Church house publishing (Hg.), Mission-shaped Church. Church Planting and Fresh Expressions of Church in a Changing Context, London 2004. Vgl. die deutsche Übersetzung: Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006. Die folgenden Zitate stammen, soweit nicht anders benannt, aus der deutschen Übersetzung.

      3 Rowan Williams, Vorwort zu „Mission-shaped Church“, in: Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006, 25.

      4 Jürgen Moltmann, Kirche in der Kraft des Geistes, München 1975, 386.

      5 Michael Herbst (Hg.), Mission bringt Gemeinde in Form, Neukirchen-Vluyn 2006, 181.

      6 Ebd., 78.

      7 Vgl. die umfangreichen Informationen zu Trainingsprogrammen, Publikationen, DVDs und anderes mehr auf www.freshexpressions.org.uk.

       Hans-Hermann Pompe

       Im Westen was Neues? Ein Kommentar

       1. Gott ist auf der Überholspur. Sind wir da, wo Gott ist?

      Ein Schlüsselelement der Erneuerung ist für die Anglikaner: Es ist Gottes Mission. Nicht: „Die Kirche hat eine Mission“, sondern: „Mission formt und schafft die Kirche“. Gott liebt Experimente – denn er will seinen Menschen nahe sein. Die Kirche ist nicht da zu ihrer Selbsterhaltung, sondern zum Besten der Menschen, die nicht vom Evangelium erreicht wurden. Frage an uns: Wollen wir Mitglieder erreichen oder Menschen gewinnen? Das Erste kann nur eine Folge des Zweiten sein, aber nicht umgekehrt.

      2. Schwarz-Weiß ist vorbei. Altes und Neues, Bewährtes und Innovatives werden parallel entwickelt.

      Die deutsche Kultur des „Entweder-oder“ verhindert vieles: Wir stellen zu oft gegeneinander, was neben- oder miteinander gedacht werden muss. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die Engländer sowohl durch eine diszipliniertere Debattenkultur als auch durch ein komplementäreres Denken gegangen sind – jedenfalls wird dort bei der Suche nach einer „Mission-shaped church“ zusammengehalten, was zusammengehört: Altes wird wertgeschätzt – und zugleich weiterentwickelt. Neues wird zugelassen, gefördert und ermutigt. Beides wird zu wechselseitiger Ergänzung verlockt.

      Eine offene Frage, zumindest aus evangelischer Sicht: Die Church of England ist eine synodal verfasste Kirche. Wie kommt es zu einmütigen synodalen Bewegungen und Entscheidungen? Ist das nur mit einem Wunder zu erklären? Vermutlich gibt es eine kluge Strategie und viel Geduld derjenigen, die ihrer Kirche zu einer Neubesinnung auf ihre Mission helfen wollen.

      3. Top-down und bottom-up ergänzen sich. Wir brauchen eine kluge Kombination von geistlicher Leitung und Basisverankerung.

      Zumindest bei den Evangelischen gibt es ein weit verbreitetes Misstrauen gegen die nächsthöheren kirchlichen Ebenen: „Das sind die da oben, was kann von denen schon Gutes kommen!“ Parallel gibt es eine Scheu vieler Leitungsverantwortlicher vor Initiativen, Impulsen und Visionen: Sie haben aber ein Mandat, das den synodalen Interessenausgleich weit übersteigt. Als Basis müssen wir lernen, unsere Leitenden zu ermutigen: Fordert uns heraus, damit wir unseren Teil an der Veränderung entdecken und annehmen. Als Leitende werben wir um das Vertrauen der uns Anvertrauten: Wir brauchen nicht nur euer Mandat, sondern auch eure Mitarbeit, denn Leitung der Kirche geht nicht ohne euch.

      4. Alles bleibt anders! Eine gesamte Kirche reagiert konsequent auf die Veränderung der Gesellschaft.

      Wir können bei den Anglikanern gut lernen, wie man

      – wahrnimmt, was sich ändert.

      – durchdenkt und analysiert, was das für Folgen hat.

      – die Veränderungen erneut im Licht der Bibel deutet.

      – als Kirche sinnvoll reagiert.

      All dies ist ein tief geistlich motivierter Nachvollzug des Weges Jesu. „Incarnational church“ meint: Wenn die Kirche die Hingabe Christi verkörpert, ist sie an der richtigen Stelle.

      5. Vielfalt ist Stärke. Innerkirchlich und zwischen den Kirchen können wir so nur gewinnen.

      „Better together as crazy apart“ – Verschiedenheit (diversity) ist keine Alternative zur Einheit (unity) der Kirche in Christus. Die wechselseitige Unterstützung nutzt Verschiedenheit als Verbreiterung der Zugänge zum Evangelium. Die Vision einer „mixed economy“ mit einem verbreiterten Angebot erweitert die Resonanz auf das Evangelium, statt Menschen von vorhandenen Angeboten abzuwerben.

      Zusammengefasst: Es geht darum

      – den großen Auftrag neu zu hören für eine Gesellschaft, die wenig oder gar nichts vom Evangelium gehört hat.

      – Kirche von den Unerreichten her zu denken: Wenn Menschen das Evangelium nicht kennen, dann ist das unser Problem, nicht nur ihres.

      – alles zu tun, damit Menschen das Evangelium so hören, dass sie reagieren können.

       Gisèle Bulteau

       Die Ortskirche von Poitiers 1

       „Mitten in der Welt gibt es christliche Gemeinden, die ihre Sendung wahrnehmen und so durch ihren Dienst Kirche aufbauen.“

      Dieser Satz war für uns wesentlich und hat den Elan aller gebündelt, als es um die entscheidende Frage ging: Sollten auch wir – so wie in einer Reihe von anderen Diözesen – die bestehenden Pfarreien zusammenlegen und so zu einer begrenzten, kleineren Zahl von Pfarreien kommen? Unsere Entscheidung war ein klares Nein. Priorität war es vielmehr, die örtlichen Gemeinden neu zu beleben, gemeinsam mit Menschen, die sich aus ihrer Taufe heraus in eine Verantwortung rufen lassen; eine weitere Priorität war die Realisation des Prinzips der Nähe. So sind 1995 die ersten „örtlichen Gemeinden“ entstanden.

      Ein wesentliches Prinzip der Ortskirche von Poitiers ist die Synodalität. In der Zeit zwischen 1988 und 1993 haben sich alle kirchlichen Akteure auf dem Gebiet der Diözese Poitiers, alle diakonischen Dienste, die Verbände usw. mit den kirchlichen, den gesellschaftlichen und den menschlichen Realitäten in der Diözese befasst. Dies führte zur Aufteilung der Diözese in 74 Pastoralsektoren.

      Alle Erfahrungen in dieser Zeit wurden immer synodal ausgewertet und dies führte 1993 zur Feier der ersten Diözesansynode und zu einer zweiten Diözesansynode im Jahre 2003 mit den Themen: Sendung und Zusammenspiel von unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Diensten.

      Die örtlichen Gemeinden2 (nach dem Beispiel der Basisgemeinden in Brasilien)

      Bald nach dem Ende der ersten Synode kam 1994 der neue Bischof, Albert Rouet. Für ihn war beim Aufbau der örtlichen Gemeinden eine Frage wichtig, zu der er immer wieder Priesterrat und diözesanen Pastoralrat konsultierte: Wie kann man Verständnis und Bewusstsein für die Priorität der Sendung schaffen, zu der ja das ganze Volk Gottes gerufen ist? Er wollte so etwas wie einen apostolischen Elan ankurbeln, gegründet