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Kirche


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Blick auf die immer größer werdende Zahl der örtlichen Gemeinden haben wir den Mitgliedern der ersten Equipen signalisiert, dass sie – jetzt, wo sie ihre Aufgabe erfüllt haben – nun ihrerseits die örtlichen Gemeinden in ihrer Nähe unterstützen könnten. Die Verfügbarkeit und die Großzügigkeit dieser Menschen sind bemerkenswert. In jedem der 14 Territorien der Diözese wenden sich Menschen aus den örtlichen Basisequipen an diese Unterstützungsequipen. Sie sind wie große Brüder und Schwestern – Wegbegleiter aus einer guten Distanz heraus, aber doch auf Augenhöhe mit den Engagierten in den Gemeinden. Alle tun dies ohne Bezahlung, sie übernehmen diese Aufgabe auf der Grundlage ihrer Taufe und nicht auf der Grundlage eines besonderen Dienstes.

      Besonders werden sie gerufen für Zeiten der Relecture. Sie tragen zusammen, sie ermutigen, sie teilen ihre Erfahrungen, sie erinnern an die Grundlagen und berichten, falls einige Fragen, Schwierigkeiten oder Wünsche dies erfordern, den Bischofsvikaren. Sie werden auch gerufen, wenn es in den Gemeinden Schwierigkeiten oder Konflikte zwischen einzelnen Personen zu regeln gibt.

      Die Bischofsvikare, die für ein Territorium verantwortlich sind, schlagen diesen Unterstützungsequipen auch Zeiten des Austauschs und der Fortbildung für sie selber vor.

       Das Handbuch

      Im Nachgang zur Diözesansynode wurde ein Handbuch herausgegeben, sozusagen die Charta für das Leben der Diözesankirche. Dieses Handbuch ist Bezugspunkt, Werkzeug und gibt Erläuterungen unterschiedlicher Art. Es wird an die Ausrichtung der Diözesankirche erinnert, damit das missionarische Ziel der Diözese immer lebendig vor Augen bleibt.

      Das Handbuch ist auch Instrument im Dienst an der Communio der örtlichen Gemeinden. Es wurde den Priestern, den Verantwortlichen in der Pastoral und jeder Basisequipe übergeben.

       … und zum Schluss

      Wir sind auf einem Weg zur Errichtung von „neuen Pfarreien“. Was wir aber heute schon sagen können, ist: Dieser Weg verstärkt und wird das Leben der örtlichen Gemeinden weiter verstärken, so dass sie ihre Sendung nahe bei den Menschen leben können und so die Relevanz des Glaubens in der heutigen Zeit bezeugen, indem sie sich in den Dienst aller stellen, besonders aber in den Dienst derer, die von der Kirche am weitesten entfernt sind.

      1 Adaptiert aus dem Französischen von Gabriele Viecens, Dipl.-Übersetzerin. Vgl. zu den Erfahrungen in Poitiers auch den Beitrag von Eric Boonne in diesem Buch sowie Reinhard Feiter u. Hadwig Müller (Hg.) Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof. Ermutigende Erfahrungen der Gemeindebildungen in Poitiers, Ostfildern 22012 und Hadwig Müller, Gemeinde und Leitung im Bistum Poitiers, in: Michael Böhnke, Thomas Schüller (Hg.), Gemeindeleitung durch Laien? Internationale Erfahrungen und Erkenntnisse, Regensburg 2011.

      2 Vgl. auch Gisèle Bulteau, Örtliche Gemeinden begleiten, in: Christian Hennecke, Dieter Tewes, Gabriele Viecens (Hg.), Kirche geht … Die Dynamik lokaler Kirchenentwicklungen, Würzburg 2013, 67–73 sowie den Beitrag von Martin Alex und Thomas Schlegel in diesem Buch.

       Eric Boone

       Eine Kirche der Nähe 1

      Wenn man auf die Errichtung von örtlichen Gemeinden in der Diözese Poitiers schaut, geht es nicht einfach um eine Strukturreform der Kirche von Poitiers. Am Anfang stand nämlich eine zweifältige Dynamik:

      1. der klare Wille, die Rezeption der beiden Synoden, die Partikularrecht der Diözese geworden sind, in all ihren Ausdrucksformen ernst zu nehmen, und:

      2. eine auch zeitlich sehr umfassende Reflexion des Neuen Testaments – beinahe könnte man hier schon von einer Meditation sprechen.

       Die Rezeption der Synode

      Wenn wir von der Erfahrung der Synoden sprechen, handelt es sich nicht einfach um historisches Geschehen. Mir ist wichtig zu bezeugen, dass die Feier einer Synode ein Ereignis von höchster Bedeutung im Leben einer Ortskirche ist. Die Diözese von Poitiers hat die Entscheidung getroffen, zwei Synoden entsprechend kanonischem Recht zu feiern. Es gibt zwar eine Reihe von Diözesen, die einzelne Schritte von synodalem Charakter unternehmen, aber wir haben beschlossen, unsere beiden Synoden entsprechend dem Kirchenrecht zu feiern: Es gab also die Einberufung der Synoden, der Bischof hat ihnen vorgestanden, die dort gefassten Beschlüsse öffentlich verkündet und so sind sie zu Partikularrecht des Bistums Poitiers geworden.

      In der Synode von 1993 ging es um die Frage, ob neue Pfarreien gegründet werden sollten. Das war eine Zeit, in der auch auf nationaler Ebene in Frankreich viel um Zusammenlegungen von Pfarreien gerungen wurde. Die Antwort der Synode von Poitiers war eindeutig: Bevor neue Pfarreien entstehen könnten, geht es zunächst einmal darum, die „örtlichen Gemeinden“, d. h. die Gemeinden vor Ort, im Quartier, in den Dörfern neu zu beleben.

      Am Anfang hat niemand so recht auf diese Wortschöpfung geachtet: örtliche Gemeinde, das klang sehr harmlos! Erst als einige Monate nach dem Inkrafttreten der synodalen Akte Mgr Rouet Bischof der Diözese Poitiers wurde, hat er die ganze Bedeutung dieses Wortes erkannt und uns darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig diese Formulierung ist. Was genau wollten wir denn ausdrücken mit dem Wort „örtliche Gemeinde“? Er erwartete eine Präzisierung von uns, um so wirklich zu einer authentischen Rezeption der synodalen Beschlüsse zu kommen. Man könnte hier den 6. Abschnitt von Presbyterorum ordinis zitieren, das Konzilsdekret über den Dienst und das Leben der Priester, das heute eher ein bisschen in Vergessenheit geraten ist: „Die Einzelgemeinde darf darum nicht nur die Sorge für die eigenen Gläubigen fördern, sondern muss, von missionarischem Eifer durchdrungen, allen Menschen den Weg zu Christus ebnen. Ihre besondere Sorge gelte jedoch den Katechumenen und Neugetauften; sie sind schrittweise zur Erkenntnis und Führung eines christlichen Lebens zu erziehen.“

      Halten wir also drei Punkte fest:

      Die Erfahrung einer Synode – eine Erfahrung, die viel größer ist, als wir es sind – ist Ausdrucksform einer Kirche, die sich dem Heiligen Geist anvertraut, der sie weit mehr inspiriert, als sie sich hätte vorstellen können. Die Rezeption dieser Synode hat etwas ins Leben gerufen, das mehr erfordert, als nur auf die Zeichen der Zeit zu achten – es braucht vielmehr eine neue, eine andere Arbeitsweise, deren Kennzeichen Umkehr, Bekehrung ist. Ich wünsche auch der Kirche in Deutschland, Mut zu Synoden zu haben – im Vertrauen darauf, dass Gott selber seine Kirche baut!

      Der Ausdruck „örtliche Gemeinde“ hat uns in eine missionarische Dynamik gebracht. Es geht nicht darum, religiöse Bedürfnisse zu befriedigen, sondern allen den Weg des Evangeliums anzubieten und so die Bedeutung eines Lebens nach dem Evangelium inmitten der Welt von heute zu zeigen. In ihrem Brief an die Katholiken Frankreichs – Den Glauben vorschlagen in der heutigen Gesellschaft – haben uns die Bischöfe von Frankreich dazu eingeladen, dies mutvoll zu tun.

       Was eigentlich ist die Kirche?

      Die Einladung unseres Bischofs, die Rede von den örtlichen Gemeinden in unseren synodalen Akten ernst zu nehmen, hat etwas Wesentliches in uns bewirkt. Um eine Antwort zu finden auf diese doch scheinbar recht simple Frage, brauchte es zunächst einmal Klärung in uns: Was ist eigentlich Kirche? Was braucht es, um Kirche zu sein – oder zu werden? Das genau zu beschreiben war uns eine sehr kostbare Arbeit: zum einen – und das möchte ich noch einmal betonen – um nicht aus einem rein organisatorischen Blickwinkel zu schauen, sondern eine Herangehensweise gemäß dem Evangelium zu finden. Wir haben immer wieder die Schriftstellen von der Auferstehung Christi gelesen, besonders die Geschichte der Emmaus-Jünger (Lk 24), wir haben verstanden, dass Kirche die Gemeinschaft derer ist, die Christus erkennen durch