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Kirche


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Verstehen, unterscheiden und antworten

      Sehr bald ging es in den örtlichen Gemeinden nicht mehr nur um Fragen der Organisation, es kamen immer häufiger Anfragen nach Vertiefung. So besuchte ich die örtlichen Gemeinden, habe mich mit den Basisequipen getroffen. Wichtig war mir im Vorfeld immer, den verantwortlichen Priester zu informieren, aber oft war es auch so, dass der Priester selber mich gebeten hatte zu kommen. Zuhören, das war und ist, was meine Aufgabe wesentlich charakterisiert. Man könnte sagen, dass Anerkennung und Sendung einer Equipe auf der Grundlage des Vertrauens den Christen die Freiheit schenkt und sie befähigt, von dem zu sprechen, was sie bewegt.

      Um meine Rolle in der Begleitung der örtlichen Gemeinden noch genauer zu beschreiben, ist es auch wichtig, klar zu sehen, dass ich nicht als Verantwortliche komme, die zur Hierarchie gehört.

      Oft ist es so, dass ich einen Raum öffnen kann, in dem Probleme benannt und Antworten gefunden werden können. Es kann aber auch so sein, dass ich die geeigneten diözesanen Dienste ins Spiel bringe.

      Durch dieses Leben von Beziehungen im Nahraum durfte ich Menschen entdecken, die aus einem tiefen, lebendigen Glauben heraus leben, die aber vorher nicht gewohnt waren, ihren Glauben ins Wort zu bringen und sich über ihn auszutauschen. Sie waren für meine Begleitung sehr dankbar.

      Nach und nach ist dank dieser Menschen das christliche Leben in den Gemeinden wieder lebendiger geworden. An den Orten, wo sie leben, sind sie zu Akteuren geworden und sagen: „Wir haben das Recht, unser Christsein da zu leben, wo wir auch wohnen.“ohne das swir dafür immer irgendwo hinfahren müssen (in ein Zentrum oder in die Stadt, wo der Priester ist).

       Keine örtliche Gemeinde ohne Priester

      Im Allgemeinen besucht im Kontext der Begleitung der örtlichen Gemeinden der Priester des Pastoralsektors regelmäßig die Gemeinden. Er ist eingeladen, sich regelmäßig mit jeder örtlichen Basisequipe zu treffen und so den Glauben und den apostolischen Elan der engagierten Christen zu stärken.

      Seine Gegenwart verdeutlicht die Gemeinschaft aller Gemeinden miteinander, aller Christen, die im gleichen Sektor leben, in dem er seinen Dienst tut.

      Der Priester verbindet die einzelne örtliche Gemeinde mit allen anderen Gemeinden im Sektor. Er erinnert auch an die gemeinsamen Ziele im Blick auf die Sendung im gesamten Pastoralsektor. Keine örtliche Gemeinde darf sich selber genügen oder sich in sich abschließen.

      Der Priester ermutigt und hilft den Christen zu beten, das Wort Gottes zu lesen und miteinander zu teilen, die Augen offen zu halten für die Zerbrechlichkeit der menschlichen Situationen in der Gemeinde: einsame Menschen, alte Menschen, die in Altenheimen leben, Einrichtungen für Behinderte, Gewalttätigkeit in Familien oder Trauerfälle. Er unterstützt – ohne dass er immer vor Ort wäre oder alles selber machen würde – die Christen in ihrem Glaubensleben.

       Menschen kommen vor Strukturen

      Eine lebendige örtliche Gemeinde erkennt man daran, dass sie es versteht, eine möglichst große Zahl von Menschen zu rufen, ihnen zu signalisieren: Das, was du bist, was du kannst, genau das braucht unsere Gemeinde. Komm! Es gibt keinen „fruchtlosen“ Christen. Niemand ist überflüssig. Jeder getaufte Christ ist dazu aufgerufen, seine Taufwürde zu erkennen und anzuerkennen; die verschiedenen Dienste in der Kirche geben ihm hierzu die Möglichkeit. Der Heilige Geist, der uns in der Firmung geschenkt ist, befähigt alle, auf den Ruf des Herrn zu antworten, das Vertrauen, das Gott uns schenkt, lädt uns ein, einander zu vertrauen.

      Die örtlichen Gemeinden öffnen einen Weg des Glaubens für die, die sich darauf einlassen. In einer Basisequipe lernt man – wenn auch manchmal mühsam – sich auszutauschen, einander zuzuhören, den Standpunkt der anderen in Betracht zu ziehen. Bei den gemeinsamen Initiativen geht es um konkret gelebte Solidarität. Jede Basisequipe ist so etwas wie ein Laboratorium der Geschwisterlichkeit, um so sichtbares Zeichen für die ganze örtliche Gemeinde zu sein, dass Geschwisterlichkeit möglich ist und alle dazu eingeladen sind.

      Ein alter Mann, ungefähr 80 Jahre alt, war der erste Pastoralbeauftragte seiner Gemeinde für einen Zeitraum von sechs Jahren und er sagt: „ Ich habe mich immer engagiert, im Beruf, in der Zivilgemeinde … das ist auch in der örtlichen Gemeinde so weitergegangen, aber erst jetzt, wo ich alt bin, entdecke ich, dass all mein Engagement seine Wurzel in der Taufe hat.“ Und er fügt hinzu : „Was für ein Glück habe ich doch, dass ich diese Kirche kennenlernen durfte!“ Jetzt ist er nicht mehr nur ein alter Mann, sondern ein glücklicher Christ. Lernen wir durch die örtlichen Gemeinden nicht auch die Kirche zu lieben?

       Die Sendung stärken

      Jährliche Treffen der Priester und der Pastoralbeauftragten jeder örtlichen Gemeinde in der Diözese mit dem Bischof und den Bischofsvikaren sind – geschwisterlich, spirituell und kirchlich – Grundlage für die örtlichen Gemeinden. Durch diese Treffen hat sich ein Bewusstsein gebildet, dass nämlich alle zusammen – Dienstamt und Diener des Evangeliums – an der gleichen Sendung teilhaben.

       Formation – Ausbildung, Weiterbildung, Schulung

      Der Aspekt der proximité, der Nähe, ist ein absolutes Muss für alle Christen in der Diözese, welche Verantwortung sie auch immer haben mögen. Neben dem Centre Théologique haben sich nach und nach auch neue, dezentrale Modelle herausgebildet, die so etwas sind wie ein „spiritueller Zwischenstopp“. Es gibt Angebote in verschiedenen Klöstern und auch Angebote des diözesanen Dienstes für Spiritualität. Es gibt Schulungen für Glaubensverkündigung, für Trauerbegleitung, Lektorenausbildung, liturgische Ausbildung – dieses sind aber eher Angebote des Centre Théologique.

       Zeiten der Relecture und Aufgabe der Unterstützungsequipen

      Mit den ersten Erneuerungen der Basisequipen wurde auch deutlich, wie wichtig es ist, den Weg anzuschauen und zu deuten, den eine Equipe gemeinsam gegangen ist.

      Tatsächlich ist es oft so, dass die erste Reaktion von Personen, deren Mandat zu Ende geht, die ist, dass sie nach Nachfolgern suchen. Das Risiko ist hoch, dass es nur ein Rufen in eine bestimmte Aufgabe ist, die getan werden muss, und man übersieht, dass es in erster Linie um einen spirituellen Schritt im Herzen der örtlichen Gemeinde geht. Deshalb ist es zur Norm geworden, dass es vor jeder Erneuerung einer Basisequipe eine Zeit der Relecture gibt.

      Die Relecture wird geleitet von einer Person „von außen“, die nicht zur Basisequipe gehört. Es werden einige Arbeitsblätter vorbereitet, sie sind in dem Handbuch zu finden, das jeder örtlichen Gemeinde übergeben wird. Bei der Relecture geht es darum, die Früchte des Lebens der Gemeinde zu entdecken und zu ernten. Wir könnten diese Zeit auch als „Überprüfung des Lebens“ im Licht des Wortes Gottes bezeichnen, wo jedes Mitglied der Basisequipe mit den anderen teilt, was sich in ihm/ihr ereignet hat – Entdeckungen, Freude, Schwierigkeiten und den Ruf, den er/sie wahrnimmt. Was für ein Christ bin ich geworden? Das ist immer ein großer Augenblick der Gnade. Für manche Menschen mag es zunächst schwierig sein, den anderen Mitgliedern der Basisequipe vom eigenen Glaubensweg, den Zweifeln und Freuden zu erzählen. Die Aufgabe des Leiters ist es hier, zu ermöglichen, dass jede und jeder sprechen kann.

      Diese Zeit des Austauschs stärkt den Zusammenhalt der Gemeinde und ermöglicht, mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Es entsteht der ernsthafte Wille, den Menschen, die wenig in der Kirche engagiert zu sein scheinen, aber trotzdem großes Interesse zeigen, auch die Möglichkeit zu geben, diese Glaubenserfahrung zu machen. Deshalb haben wir auch den starken Willen, an der „Kultur des Rufens in den örtlichen Gemeinden“ zu arbeiten.

      Anwesend bei der Relecture ist auch fast immer der Priester der örtlichen Gemeinde und oft ist er es, der am meisten über die Kraft der Glaubenszeugnisse staunt.

      Einige